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Ich bin Memnosis, Prophet der Todeslosigkeit, höchster Heteroklit, der sich zugunsten
der Drachentöter auf Aldebaran selbst opferte. Von Zeit zu Zeit ist mein Name in dieser
merkwürdigen Sammlung aus Geschichten und Berichten aufgetaucht. Ich mag euch
unnahbar erscheinen, und in gewisser Weise bin ich es sogar. Jetzt aber ist der Zeitpunkt
gekommen, da wir den möglichen Verdacht eurerseits, daß wir euch vorsätzlich in
Unkenntnis über unser Wissen und unsere Pläne ließen, zerstreuen können. Die Arkturus-
Probe tritt nun in ihre - für euch - bewußte Phase ein.

Während meine früheren Spielkameraden, die arkturianischen Heterokliten, ihr
Abenteuer fortsetzten, das schließlich von den Matrix-Ältesten auf eine besondere Weise
vorhergesehen wurde, als sie die Schilde der Föderation entwarfen, verfolgte ich parallel
dazu mein eigenes Abenteuer. Dies sind die Vorteile der Todeslosigkeit, welche dem
Zustand des ‚interdimensionalen Lebendigseins’ gleichkommt.

Durch mein Eintauchen in das Reich des Todes, was die Erinnerung an die kosmische
Wahrheit bedeutet, erkannte ich wesentlich klarer, was es heißt, sich dritt-dimensionaler
Häute zu entledigen. Allmählich verstand ich auch, warum so viele Welten all den
großartigen und dennoch höchst kräfteraubenden Auswirkungen des Lebens in
Unkenntnis der wahren Natur des Todes zum Opfer gefallen sind.

Mühelos durchschritt ich in meiner fünft-dimensionalen Gestalt die Reiche des Todes.
Dabei mußte ich zwangsläufig auf die Licht-Wellen des einen namens Luzifer treffen. Mit
einiger Anstrengung erlangte auch ich meinen sechst-dimensionalen ‚Körper‘, wenn ihr ihn
so nennen wollt. Und von dieser sechsten Dimension aus nahm ich einen Schimmer der
siebenten Dimension wahr, und in diesem Schimmer sah ich die Reflexion des All-Einen,
des Unbeschreiblichen. Dies war mein Abenteuer, in dessen Verlauf ich vom Zustand der
Todeslosigkeit ausgehend immer tiefer in das Reich des Lichtes hinein erwachte.

Der Mission nach Aldebaran folgend und auch um der Arkturianer willen gaben mir die
Ältesten der Matrix inmitten der Sternenmeister und Sternenerschaffer den Auftrag, in
meiner fünft-dimensionalen Gestalt nach Altair zu reisen. Dies war ein einfach aufgebautes
Sternensystem mit nur sechs Planeten, wobei jeder Planet eine ansehnliche Größe hatte
und von ätherischen viert-dimensionalen Wesen bewohnt wurde, welche keinen Anlaß
dafür sahen, sich in dritt-dimensionaler Form zu manifestieren.

Zweck meiner Mission nach Altair war es, mir die Kunst und das Wissen der
Sternenerschaffer und Sternenmeister anzueignen, nicht weil ich einer von ihnen werden
sollte, sondern deshalb, weil ich mit diesen Kenntnissen ein fähigerer Führer der
Arkturianer im Zuge ihrer Aufgabe als Planetenzähmer sein würde. Der unter dem
Namen Altai-Altair bekannte Sternenmeister von Altair war berühmt für seinen
unbeirrbaren Weitblick; um es mit euren Worten auszudrücken - er war wie ein Adler,
welcher auch in der stärksten Luftströmung seine Position zu halten vermochte. So wurde
ich zum Schüler des Sternenmeisters Altai-Altair.

Während Altai-Altair die Meditation zur Stabilisierung der Planeten aufrechterhielt,
lernte ich die mantrischen Gesänge zur Erhöhung der orbitalen Resonanz. Durch bloße
Anwendung dieser Gesänge wuchsen sowohl meine telepathischen Kräfte als auch mein
Wissen über die Geschichte und den Zweck der Sterne. Durch diese Gesänge lernte ich
die Zahl der Schilde der Todeslosigkeit zu bestimmen. Nachdem ich dieser erfahren hatte,
gestaltete ich aus meinem Klang und meiner tiefsten meditativen Konzentration heraus
diese Schilde, welche ich sodann benützte, um die viert-dimensionalen Wesen des Altair-
Systems aus ihrer Trägheit wachzurütteln.

Die Schilde der Todeslosigkeit sind sechs an der Zahl, wobei jede der ersten sechs
Dimensionen den ihr zugehörigen Schild besitzt. Die siebente Dimension hingegen hat
keinen Schild, denn sie ist der eine, dem RANG zugrundeliegende Gedankenklang, der
Ton, welcher die galaktische Ganzheit ersingt und verzaubert. Jeder der sechs Schilde der
Todeslosigkeit enthält den kosmischen Erinnerungscode für die Gesamtheit seiner
jeweiligen Dimension. Wird er richtig ‚gehalten’ und auch verstanden, so sendet jeder
Schild einen für seine Dimension spezifischen Strahl aus.

Als ich die Gestaltung dieser Schilde, welche fünft-dimensional und mit den viertdimensionalen
Holon-Schilden der Arkturianer nicht zu vergleichen sind, abgeschlossen
hatte, fand ich etwas höchst Wundersames heraus. Die Rückseite jedes dieser Schilde glich
einem Spiegel. Es war kein Spiegel, in den man schauen konnte, sondern ein Spiegel dessen,
was auf die andere Seite des Schildes nicht reflektiert werden kann. So entdeckte ich, daß
die höchsten Dimensionen - von der achten bis zur dreizehnten - die Spiegeldimensionen
des kosmischen Universums darstellen, welches das unsere spiegelt.

Erst durch die Macht der sechs Dimensionen des kosmischen Spiegeluniversums werden
die sechs Dimensionen des uns bekannten Universums stabilisiert. Die siebente Dimension
aber, für die es keinen Schild und folglich auch keinen Spiegel gibt, ist das Geheimnis aller
Geheimnisse, der ursprunglose Klang jenseits der Schöpfung.

Während ich diese Schilde im Namen von Altai-Altair mit meiner eigenen
Gedankenkraft erschuf, erkannte ich, Memnosis, der heteroklitische Todeslose, die
Ursache für den unklaren und wurzellosen Zustand der viert-dimensionalen Bewohner von
Altairs Planetensystem. Die Unvollkommenheit dieses Systems bestand darin, daß seine
Planeten ohne die normalerweise in ihnen gespeicherte Erinnerung erschaffen wurden.
Ohne Erinnerung gab es für die viert-dimensionalen Wesen keinen wirklichen Beweggrund,
warum sie dritt-dimensionale Form annehmen oder sich zu etwas Höherem entwickeln
sollten.

Meine Lösung für das Problem war naheliegend und einfach. Nachdem ich einem Rat
der Ältesten der sechs Planeten erschienen war, überreichte ich dem Repräsentanten jedes
Planeten jeweils einen der sechs Schilde, wobei jeder Schild wiederum einer der sechs
planetaren Positionen entsprach. Durch das Geschenk dieser Schilde hatte Altair nun ein
höheres Ziel und zugleich einen Anlaß für Feierlichkeiten.

Auf jedem der Planeten bildeten die viert-dimensionalen Wesen sodann geeignete
Wurzelformen aus. Während eines Groß-Zyklusses entwickelte sich eine wunderbare
interplanetare Zivilisation. Das Hauptprinzip, an dem sich diese Zivilisation orientierte, war
das Idealbild, nicht nur im Altair-System sondern im gesamten galaktischen Quadranten zu
Wächtern der sechs Dimensionen zu werden. Allein durch diese edle Verpflichtung konnte
der Velatropa-Sektor schon eine höhere Stufe der Stabilisierung erreichen.

Im nächstfolgenden Groß-Zyklus bildeten die Planeten ihre Zwillingsverbindung aus, sodaß
das System mit den drei Planetenpaaren und dem Stern Altair zu einer vier-sinnigen stellaren
Keimzelle wurde. Dabei wurde die sechste Dimension mit der ersten, die zweite mit der
fünften und die dritte mit der vierten verbunden. Dieses Beispiel von interdimensional
vorgenommener paarweiser Anordnung und Übereinstimmung von Schilden sollte
weitreichende Folgen für das haben, was ihr die Zukunft eurer Spezies nennt.

Die Weisen und Ältesten der interplanetaren Zivilisation Altairs neigten im Hinblick auf
meine Handlungen dazu, sich selbst als ‚Kinder von Memnosis’ zu bezeichnen: Wächter der
sechs Schilde kosmischer Erinnerung und Förderer der Todeslosigkeit in der gesamten
Galaxis. Ruhelos nach neuen Abenteuern Ausschau haltend begaben sich die älteren ‚Kinder’
an jenen Ort, wo ich als ätherischer ‚Zwilling’ des Sternenmeisters Altai-Altair weilte.

“Memnosis”, so sprachen sie, “du hast mit der Erschaffung der sechs Schilde
kosmischer Erinnerung weise gehandelt. Durch diese Schilde sind wir aufgewacht. Unsere
Wesen sind jetzt vollständig verwurzelt. Stolz tragen wir diese Schilde für uns selbst und
alle Wesenheiten der Galaxis. Doch nun haben wir den Wunsch, uns erkenntlich zu
zeigen.”

“Was meint ihr, und auf welche Weise würdet ihr das tun?” fragte ich in dankbarer
Anerkennung der Unschuld ihres Wunsches.

“Ohne deine hilfreiche und rücksichtsvolle Tat würden wir uns nicht einmal jetzt in
dieser Weise an dich wenden. Gemäß den kosmischen Gesetzen verursacht eine Handlung
eine andere Handlung gleicher oder ähnlicher Art. Es muß etwas geben, das wir in
Würdigung deines Geschenkes als Ausgleich für dich tun können, da wir sonst immer das
Gefühl hätten, wir würden dir etwas schulden. Wenn auch unser Wissen sehr gering ist,
so können wir doch mit Bestimmtheit sagen, daß umfassende Harmonie nur durch den
Ausgleich von Energie, Karma und Wert herzustellen ist. In deiner großen Weisheit wirst
du dieses Prinzip sicher kennen und verstehen, weshalb wir dich ersuchen, unsere Bitte zu
erfüllen. Gewähre uns ein Abenteuer, das deiner Handlungen uns gegenüber würdig ist.”

Die älteren Kinder hatten klug und triumphierend gesprochen. Überall hallten die
großen Trommeln von Altair wider, und Blumendüfte entstanden unvermittelt aus leerem
Raum, ein Symbol für die tiefe Wahrheit, welche nun das gesamte Sternensystem erfüllte.
“Gut gesprochen”, erwiderte ich. “Ganz gewiß gibt es etwas, das ihr für mich tun
könnt. Ihr besitzt jetzt die Schilde der sechs Dimensionen, die Schilde, welche auch die
Geheimnisse der Spiegeluniversen in sich tragen. Nun müßt ihr euer interplanetares
Sternenreich allen von der Todesfurcht gequälten Wesen als Ort des heilenden Lernens
zugänglich machen. Denn es gibt viele sehr stark mit luziferischen Projektionen behaftete
Wesen, die nach dem Ablegen ihrer physischen Hülle in große Verwirrung stürzen, da sie
sich allzusehr bestimmten irreführenden Philosophien wie Immortalismus oder Nihilismus
verschrieben haben. Macht euer System zu einem Anziehungspunkt für diese Wesen,
bringt sie hierher, zeigt ihnen die Schilde und helft ihnen, sich zu erinnern.”

“Ist das alles?” so fragten sie. In ihrem erhabenen kollektiven Geist vermochte ich ein
Bedürfnis nach Größerem, nach Zeit-Reisen und Besuchen in anderen Welten zu erfühlen.
“Nun gut”, antwortete ich. “Meine arkturianischen Mit-Geschöpfe haben in ihrer
Eigenschaft als keimzellige Wesen ein von der galaktischen Föderation unterstütztes
Abenteuer, genannt ‚die Probe’ in Gang gesetzt. Diese Probe hat die Arkturianer immer
weiter von ihrem Heimatstern weggeführt, bis sie zu einem fernen System namens
‚Velatropa 24’ gelangten, welches nach seinem Sternenmeister auch als ‚Kinich Ahau’
bezeichnet wird. Die planetaren Kin jenes Sternes werden von Luzifers Projektionen
heimgesucht. Ein Planet ist explodiert, ein weiterer wurde verwüstet. Die Stämme der Zeit
sind in Aufruhr. Zwar werden sich die Arkturianer darum kümmern, aber vielleicht könnt
ihr ihnen dabei helfen.”

Da ich spüren konnte, daß die älteren Kinder nach mehr Informationen dürsteten, fuhr ich
mit meinem Plan fort. “In Velatropa 24 gibt es zwei Wächter-Planeten - den ersten und den
zehnten des Systems - mit jeweils zwei ihnen zugeteilten Stämmen. Lernt die Kunst des Pulsar-
Gleitens, welche durch ein tieferes Studium der sechs Schilde für euch verfügbar ist, und
entsendet Emissäre eurer Welt zu diesen beiden Planeten. Mit eurem Wissen über Selbst-
Erneuerung und Todeslosigkeit könnt ihr den Stämmen der zwei Planeten von größtem
Nutzen dabei sein, sich gegen die schleichende Krankheit des Luziferanismus zu behaupten.
Die Stämme, von denen ich spreche, sind zum einen der Gelbe Sonnen-Stamm und der
Blaue Sturm-Stamm Plutos. Unter ihren Angehörigen muß die Lehre von der
Todeslosigkeit und Selbst-Erneuerung verbreitet werden. Die zwei Stämme des ersten
Planeten, Merkur, sind der Rote Mond-Stamm und der Weiße Hund-Stamm. Auch ihnen
sollt ihr die Lehre von der Selbst-Erneuerung und vom universalen Fluß verkünden. Mit
eurer Unterstützung dieser vier Stämme werdet ihr das Universal Resonante Holon von
Velatropa 24 an seinen beiden Polen stabilisieren, was die Aufgabe der Arkturianer
hinsichtlich der dazwischenliegenden Planeten wesentlich erleichtern wird. Tut ihr dies alles
richtig und gewissenhaft, so werdet ihr mir mein Geschenk hinreichend vergolten haben.”
Auf meine Antwort hin wurde die Stimmung der Kinder von Memnosis, der Ältesten
von Altair, noch festlicher als jemals zuvor. Gewaltig war das Dröhnen der Trommeln
Altairs. Erlesene Düfte erfüllten überreich die Luft, und blendende, vielfarbige Lichtstrahlen
tauchten wie aus dem Nichts auf.

Als sich die höher entwickelten Sinneskeimzellen aus diesem Tumult zurückzogen,
erwachte ich von neuem zu mir selbst, ich, Memnosis, der Todeslose. Und im Augenblick
dieses so einfachen, klaren und reinen Erwachens verschwand Altair. Ebenso
verschwunden war das feine elektromagnetische Summen der fünften Dimension. Ich
wußte es. Nun hatte ich meinen sechst-dimensionalen ‚Körper’ erlangt. Mit wissendem
Staunen fühlte ich das Pulsieren der Galaxis in meinen leuchtenden Gedanken. Um mich
herum, obgleich weit entfernt von meinem strahlenden Leuchten, befanden sich jene ‚die
Ältesten des Stromes’ genannten Wesenheiten. Der einem wahren Heterokliten
angemessene Sieg war mein.