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von Edwin Zimmerli

Die Quantenphysik ist die grundlegendste aller wissenschaftlichen Disziplinen. Sie beschreibt die Vorgänge im atomaren und subatomaren Bereich über die Wechselwirkungen zwischen den vier fundamentalen Kräften unserer materiellen Welt (Gravitation, Starke Kraft, Schwache Kraft, Elektromagnetismus). Die Quantenphysik bildet daher die Basis aller wissenschaftlichen Erforschungen über die Stofflichkeit. Auch wenn ihre seltsamen Gesetze sich kaum auf der makroskopischen Ebene bemerkbar machen, liegen sie ihr dennoch zu Grunde. Erst mit der Quantenphysik wurde das Verhalten der Materie verständlich und innerhalb gewisser Grenzen kalkulierbar.

Damit die Gesetze der Materie überhaupt entdeckt und formuliert werden konnten, mussten die Wissenschaftspioniere einen entscheidenden Bewusstseinswandel durchlaufen: sie mussten zuerst über die dreidimensionalen Begrenzungen ihres Verstandes hinausgehen. Dies beinhaltete die Öffnung für komplex vernetzte Wirklichkeitsebenen, die jenseits von Raum und Zeit existieren und in unsere Welt hineingreifen. Das Widersprüchliche und Paradoxe musste akzeptiert werden, bevor es weiterging - ein harter Brocken, gerade für Physiker, die sich ausschliesslich auf die Erforschung des konkret Fassbaren spezialisiert hatten. Das Buch "Physik und Transzendenz" von Hans-Peter Dürr (Herausgeber) schildert die dramatische Situation von damals. Für die jungen Physiker brach zuerst die alte Welt zusammen bevor sie dem Wunderbaren begegneten. Auf die eine oder andere Art wurden sie alle grundlegend in ihrem Bewusstsein verändert.

Als diese jungen Pioniere bereit waren alles aufzugeben, was sie zu wissen glaubten, stellten sich neue Lösungen ein. Die mathematische Formulierung quantenphysikalischer Zusammenhänge hatte gigantische Auswirkungen auf andere wissenschaftliche Bereiche. Sie ermöglichten statistisch präzise Voraussagen im makroskopischen Bereich und bewirkten eine ungeheure Beschleunigung der technologischen Entwicklung. Man musste nicht mehr probieren, sondern konnte das Verhalten der Materie jetzt berechnen. Es gibt in der modernen Welt kaum eine Technologie, die ihre Existenz nicht massgeblich der Quantenphysik verdankt. Moderne chemische Werkstoffe, Transistor, Computerchips, Lasertechnologie, elektronische Geräte und Instrumente u.v.m. wurden erst durch die Quantenphysik realisierbar.

Es ist eine noch zu lösende Problematik, dass die Entwicklung der modernen Technologie ursprünglich einen Bewusstseinssprung erforderte, den bisher nur wenige Pioniere gemacht haben. Nachfolgende Quantenphysiker sowie die grosse Masse der Bevölkerung haben diesen Bewusstseinssprung noch lange nicht alle nachvollzogen. Oft sind sie reine Anwender geblieben, sei es im Sinne mathematischer Formeln oder in der Nutzung alltäglicher technischer Geräte.

Ich schlage vor, Lernprogramme für die Volksschulen auszuarbeiten, welche dieses Bewusstseinsdefizit ausgleichen. Die Implikationen der Quantenphysik sind keineswegs zu kompliziert, um ins Allgemeinwissen integriert zu werden. Im Gegenteil, sie sind äusserst spannend und aufregend. Ein junger Mensch, plagt sich während der Schulzeit mit schwierigeren Themen ab. (Ich erinnere mich z. B. an das Pauken von Sehnen-Tangentensätzen; eine langweilige Sache, die ich bisher nie mehr in meinem Leben gebraucht habe). Vielleicht sollten wir Unwesentlicheres weglassen, um den jungen Menschen das zu vermitteln, was ihr Leben und ihre Zukunft tatsächlich massgeblich beeinflusst. Sie sollten zumindest darüber informiert sein, dass die mechanische Physik, die sie lernen müssen aus dem 17. Jahrhundert stammt und längst erweitert worden ist. Sie sollten erfahren, dass wir in einem unglaublich vernetzten Energie- und Bewusstseins-Universum leben und unsere Realität sehr direkt durch die Wahl unserer Betrachtungsweisen miterschaffen.

Die Lösung der geschilderten Problematik ist von existentieller Bedeutung. Sie könnte durch das Mitwirken der Massenmedien effizient angegangen werden. Eine Zivilisation, die es zulässt, dass die geistige Entwicklung von der äusseren Technologie überholt wird, befindet sich nicht nur auf einer gefährlichen Gratwanderung, sondern ist auf einem Weg, auf dem die wesentlichen Lebensqualitäten verloren gehen.

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