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Quelle: Die Sibyllinischen Bücher, oder: Die Prophezeiung der Königin Michalda von Saba, der 13 .Sibylle; Hegenauer, Wien 18xx:

Einleitung
Michalda, die Königin von Saba, unter den Sibyllen oder Wahrsagerinnen die dreizehnte, welche zur Zeit des Königs Salomon nach Jerusalem gekommen, um Seine Weisheit zu hören, sagte ihm vieles über zukünftige Dinge, und Salomon ließ es aufzeichnen und aufbewahren.
Nach dem Tode unseres Heilandes brachten es andächtige Pilger aus Jerusalem nach England, und da wurde es im Jahre 383 aus dem Hebräischen ins Englische übersetzt und dann auch in andere Sprachen übertragen.
Zur Zeit des Tarquinius Priscus, des siebenten und letzten römischen Königs, brachte nach Rom diese Prophezeiung ein schon altes, unbekanntes Weib, die Sibylle Rumana, und hatte neun Bücher, und bot sie dem Könige zum Kaufe an und sagte ihm, daß in diesen Büchern der Rat der Weisheit Gottes enthalten sei und auch die Prophezeiung über zukünftige Dinge; wenn es ihm angenehm ist, möge er sie kaufen für eine gewisse Summe Geldes.
Der König aber wollte die verlangte Summe Geldes nicht geben und da verbrannte das Weib vor seinen Augen von den neun Büchern drei Bücher. Und den folgenden Tag fragte sie wieder den König, ob er die übrigen sechs Bücher für den früheren Preis abkaufen wolle? Da dachte der König bei sich, es wäre doch nicht schicksam, daß er für die sechs Bücher ebensoviel geben sollte, wie für alle neun Bücher.
Da wurde das Weib böse und verbrannte wieder drei von den Büchern, die übrigen drei aber wollte sie dennoch nicht anders geben Als was sie für alle neun verlangte, der König nahm ihr für die geforderte Summe, für die er alle neun Bücher geben sollte, die drei Bücher ab, und das Weib ging sodann vom König weg und war nicht mehr zu sehen.
Als der König dann die Bücher geöffnet und in denselben gelesen hatte, fand er darinnen alle zukünftigen Dinge der Römer beschrieben; er ließ allsogleich die Alte überall suchen, sie war aber nicht mehr zu finden.

Anfang dieser Prophezeiung
Die Königin von Saba, mit ihrem wahren Namen Michalda, war voll Weisheit und hörte viel von der Weisheit des Königs Salomon; sie nahm sich daher vor, nach Jerusalem zu reisen, um ihn zu sehen und hören. Sie begab sich daher mit einem zahlreichen Gefolge und vielen Schätzen versehen auf den Weg aus ihrem Königreiche, sie reiste durch das Mohrenland und durch Ägypten und durch die Gegend des Roten Meeres, durch die Wüste Arabiens, und kam endlich nach vielen Mühseligkeiten in Jerusalem an, um den weisen Salomon sehen und hören zu können.
Als sie zu ihm gekommen, wurde sie von ihm mit großen Ehren empfangen; das geschah, 978 Jahre vor der Geburt Christi, und wie auch viele Schriften bewiesen, war sie aus dem Königreiche und der Stadt Saba genannt, aus dem Mohrenlande, zweihundertundvierzig Meilen von der Stadt Jerusalem entfernt, auf der Westseite in Afrika.
Was Josefus Flavius in seinen Büchern erwähnt, das findet sich auch in der jüdischen Bibel und in der Kosmographie, daß nämlich in jenem Lande durch viele Jahrhunderte Königinnen regierten und nicht Könige. Das finden wir in der Apostelgeschichte, daß nämlich der Heilige Philipp auf seiner Reise in fremde Länder einen Diener der Königin der Mohren getauft hatte und dann mit ihm in das Mohrenland sich begab und dort die Lehre Christi predigte. Daraus kann man ersehen, daß in jenem Lande Königinnen noch zu jener Zeit regierten Als der Heilige Philipp dort war. Auch aus anderen Büchern ersieht man. daß Sibylla, die Königin von Saba, wirklich in Jerusalem beim König Salomon war, um ihm zukünftige Dinge vorherzusagen, so wie sie hier aufgezeichnet sind, und daß alles, was sie damals gesprochen, vom König Salomon aufgeschrieben und aufbewahrt worden ist. Im Jahr 147 nach Christi Geburt ist diese Vorhersagung unter andern Schriften gefunden worden und kam dann unter die Menschen, wie es Johann Teller bezeuget.
Als daher diese Sibylle in die Nähe von Jerusalem angekommen war, so stieg sie aus ihrem Wagen barfuß, denn sie hatte erkannt, daß der Boden heilig war, auf dem es sich nicht geziemt beschuht zu gehen, wie es Moses in seinen Büchern, nach welchen Sie sich richtete, erwähnte, denn Sie war der Schrift wohl kundig. Sie ging also barfuß, bis sie zu dem Bache Zedron unter dem Ölberge kam, wo ein Baum querlag, über den man über den Bach zu gehen pflegte; sie aber, Als sie zu demselben kam, kniete allsogleich nieder und küßte das Holz und ging auf einer anderen Stelle über den Bach hinüber.
Und als sie am Fuße des Kalvarienberges angelangt war, fiel sie auf die Erde nieder, breitete die Hände aus und blieb so voll drei Stunden liegen. Als sie dann aufgestanden war, sah sie sich nach allen Seiten um und sagte weinend: „Gegrüßet seiest Du heiliger Ort, heilig bist Du und heilig bleibest Du bis ans Ende der Welt.“
Nachdem sie so gesprochen, begab sie sich erst dann nach Jerusalem zu dem König Salomon, und wurde dort von ihm mit großen Ehren aufgenommen. Sie fragte den König über mancherlei Dinge, er antwortete ehrsam und gab für auf alles nur kurze, aber weise und hinreichende Antworten und Belehrung, woraus sie sofort erkannte, daß seine Weisheit weit größer ist, als jenes weit und breit über ihn verbreitete Gerücht und Lob, welches bis zu ihren Ohren gelangte. Daher war sie voll Verwunderung, Als Sie die Höhe und die Größe seines Reiches auch seine weise Regierung sah, worauf sie sagte: „O König, wer von den Bewohnern des Landes wollte Gott nicht lieben und preisen, daß er Dich, einen so ausgezeichneten König, zu der Höhe Deines Königreiches auserkoren!“
Darauf neigte Sie sich vor ihm demütig und übergab ihm die Schätze, welche Sie für ihn zum Geschenke mitgebracht hatte, so 120 Zentner Gold und außerdem auch viele Edelsteine und andere Sachen von hohem Werte, das alles in solcher Menge, daß es nicht einmal zu berechnen ist. Ja Salomon wunderte sich über ihre wohlfeilen Reden, nahm die Geschenke an und verschaffte ihr eine Wohnung, wie es einer Königin geziemt.
Über diese Königin steht geschrieben, daß Sie eine große Verehrerin Gottes war, daß Sie unter anderen Vorhersagungen dem König Salomon auch das offenbarte, daß derjenige, durch dessen Tod das jüdische Königreich zugrunde gehen wird, auf dem Holze des Kreuzes ausgebreitet sein werde. Und das Holz fand man in einem Teiche, als Jesus Christus seine Leiden erdulden sollte, und die Juden haben aus demselben das Kreuz gemacht, an dem Jesus ausgebreitet gestorben ist.
Diese Sibylle war nicht dem sinnlichen Vergnügen und Verlangen geneigt, sondern widmete sich der Wissenschaft und Erlernung von Künsten ehrsam und tugendhaft. Aus den Sternen erkannte Sie zukünftige Dinge, und dieses ist auch dem König Salomon zu Ohren gekommen. Er fragte sie, was sie von ihm zu verlangen gekommen wäre?
Sie gab zur Antwort und sagte: „Großer und ruhmgekrönter König Israels! Ich bin deswegen hierher gekommen, um Deine Weisheit, mit der Dich Gott so reichlich ausgerüstet, zu hören.“
Und sie sprachen lange miteinander, sehr viele Tage, und Sibylle blieb neun Monate in Jerusalem und redete während dieser Zeit oft und lange mit Salomon. Als der König erkannte, daß Sibylle mit dem Geiste der Weisheit erfüllt sei und oft über zukünftige Dinge redet, da sagte er eines Tages zu ihr, sie möge ihm doch einige von den zukünftigen Dingen bekannt machen.
Und sie antwortete: „König, Du bist berühmt und Dein Name ist groß; wisse denn, daß nach Deinem Tode das Königreich Israel in zwei Teile geteilt, daß Dein Volk gottlos und den Königen ungehorsam sein wird, und daß Sie von Gott sich abwenden werden; dafür kommt über sie die Rache Gottes und die Heiden von allen Seiten, und die Feinde werden zwei Könige Deines Volkes gefangen nehmen und werden ihnen die Augen ausstechen und Sie samt ihrem Volke in ein fremdes Land abführen, wo diese bis zu ihrem Tode in Gefangenschaft verbleiben. Das alles läßt Gott über die gottlosen Könige und ihr Volk kommen, weil sie seine Gebote unbeachtet ließen. Und da werden in das heilige, gelobte Land Fremdlinge einziehen, welche fremde Götter mit sich bringen und viel Böses tun werden, so daß sie und Deine Glaubensgenossen zuallerletzt nicht wissen werden, was sie nur glauben sollen! Ihre Lasterhaftigkeit wird bis hinauf zu Gott reichen, so daß er hierauf nicht länger wird mehr zuschauen können, sondern unter solche Menschen wird Löwen schicken, welche viele von ihnen zerreißen werden; ja erst bis dieses geschehen sein wird, werden sich einige wieder zu Gott bekehren, und mit lauter Stimme zu ihm um Hilfe und Gnade rufen. Da wird Gott seine Propheten senden und die werden die Ankunft des Messias dem Volke verkünden und vieles Gute dem Volke vorhersagen, das Volk nach dem mosaischen Gesetze belehren, ihr sündhaftes Leben strafen und sie aus dem Schlamme der Sünde und des Lasters ziehen. Es wird aber ohne Erfolg sein, denn solche Lehren und Vorhersagungen wird das Volk nicht achten, so daß die Rache des Herrn über sie kommen und Gott der Herr die Könige und ihr Volk in alle Welt zersplittern wird, so daß kein König von Israel, kein König von Juda bis ans Ende der Welt sein werde, und der Glanz und Ruhm Jerusalems wird auf viele Jahre aufhören, der von Dir erbaute Tempel wird samt der ganzen Stadt zerstört werden. Nach vielen Jahren aber, als das Volk Israel abermals zu Gott um Hilfe und Erbarmen rufen wird, erhöret sie der Herr und sie kehren abermals nach Jerusalem zurück, so daß sie den Tempel und die Stadt wieder aufbauen werden, aber nicht in solcher Pracht, als er von Dir, großer König, geschehen; und das deswegen, weil sie keinen eigenen König haben, sondern unter der Herrschaft der Römer sein werden. Auf diese Art wird der Tempel nicht von ihnen, sondern von den Heiden erbaut werden.“
„Wisse, o großer König, daß der Boden um Jerusalem herum heilig ist denn auf demselben wird ja der Messias herumwandeln, welcher die Menschen von der Erbsünde und aus den Ketten und Banden Luzifers erlösen wird, und derselbe wird in der Nähe von Jerusalem geboren und wird große Wunder wirken, aber von seinen Landsleuten verkannt und nicht anerkannt und für sein Tun und Wirken, ja für Lehre zu dem schmachvollsten Tode auf dem Kreuze verurteilt werden. Wisse, o König, über jenem Bache liegt ein liegt ein Holzstamm, aus diesem Holze wird der Messias das Kreuz haben und wird auf demselben sterben. Nach seinem Tode werden viele Städte und Orte heilig genannt, so auch viele Gärten, denn es werden in ihnen große Werke des Herrn geschehen. So ist auch der Kalvarienberg heilig, denn auf demselben wird der Messias Gott dem Herrn seinen Geist übergeben. Selig werden diejenigen Menschen sein, welche zu jener Zeit leben und glauben werden, was in jenen Tagen geschieht, und zwar damals, als der Messias mit dem Tode ringen wird; sowie auch diejenigen, welche die Lehre des Messias annehmen und befolgen werden. Viele werden dafür zwar gemartert werden und den gewaltigen Tod für den Namen des Messias erleiden müssen, dafür sie aber die Krone des Ruhmes und der Seligkeit erhalten. zu jener Zeit möchte ich mir wünschen zu leben und das alles zu sehen, was in Jerusalem geschehen wird, denn es werden große Dinge des Herrn geschehen so daß solche seit der Erschaffung der Welt noch nicht geschehen sind, und zwar jene gar großen Dinge, welche beim sterben des Messias sich ereignen werden; denn zu der Zeit wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird kein Licht von sich geben, Selbst die Felsen werden bersten Und gar viele Leiber werden aus ihren Gräbern auferstehen.“ Da fragte sie Salomon und sagte: „Wird denn damals der jüngste Tag bei dem Tode des Messias werden, daß die Leiber der Verstorbenen auferstehen werden?“
Und Sibylle antwortete: „Zu der Zeit wird der jüngste Tag nicht werden, sondern bloß viele Leiber von den Toten auferstehen, nämlich diejenigen, denen Gott versprochen, daß er den Messias auf die Welt senden werde, so wie er es versprochen dem Abraham und andern heiligen Vätern, welche in der Dunkelheit verharren; die werden von den Toten auferstehen und werden mit dem Messias zu den Toren der Hölle gehen, wo Messias diejenigen, die in der Finsternis verweilen müssen, erlösen und den Teufel auf viele Jahre anschmieden und ihm die Macht nehmen wird. Und nachdem das geschehen, so wird er die heiligen Väter siegreich aus der Vorhölle führen zu dem Throne seines Ruhmes, allwo sie dann die Freude und Seligkeit bis in Ewigkeit genießen werden. Aber nach dem martervollen Tode des Messias wird über Jerusalem die Rache Gottes kommen, so daß die Stadt zugrunde gehen wird, und auch deine heiligen Gefäße, welche du in den Tempel gegeben hast, sie werden nach Rom kommen und daselbst bleiben bis ans Ende der Welt; denn Rom wird die Säule des Messias genannt und Jerusalem kommt unter die Macht der Heiden. Die Heiden werden die heiligen Orte in Frieden bewahren, besser als das Volk Israel und das Volk Juda, denn sie werden daran glauben, daß der Messias ein großer Prophet war, welcher von Gott auf die Erde gesandt worden ist und darum werden sie sein Grab und die übrigen heiligen Orte in Ehren halten. Die Lehre des Messias wird in der ganzen, weiten Welt verbreitet werden, und viele Könige werden dieselbe annehmen und Sie für eine große Heiligkeit halten und sie auch verteidigen. Andere aber werden wieder gegen diesen Glauben sein und denselben möglichst auszurotten trachten; Gott, der Messias, wird es aber nicht zulassen, daß seine Glaubenslehre untergehen sollte, und so wird sie bis an das Ende der Welt aufrechterhalten; und selig werden diejenigen sein, welche dieselbe in ihrem Herzen treu bewahren werden!“
Und da fragte Salomon weiter: „Ja wie lange es noch dauern werde, bis der verheißene Messias geboren, und wie es den Menschen dann ergehen wird, bevor der jüngste Tag kommt?“
Sie gab ihm zur Antwort: „Nach der Eingebung meines Geistes erfolgt die Geburt des verheißenen Messias nach mehr Als fünftausend Jahren, denn im sechsten Jahrtausend sollte er geboren werden und sterben, unter der Römerherrschaft, weil zu der Zeit Jerusalem in den Händen der Römer sein wird. Was den jüngsten Tag anbelangt, o König! da werden große Veränderungen in der ganzen Wett geschehen, bevor der jüngste Tag ankommt, und es wird viele Kaiser und viele Könige geben, deren Namen ich jetzt nicht auszusprechen weiß. Das werde ich Dir aber offenbaren, daß die Stadt Gottes Jerusalem und andere heilige Orte unter der Herrschaft eines heidnischen Kaisers stehen und durch eine lange Reihe von Jahren in seiner Macht verbleiben werden, bis er sich zu zwei Tausend Jahre nach dem Tode des Messias ändern wird; da kommt nun ein König aus dem Abendlande, erobert alle heiligen Orte und bringt die Heiden zum wahren Glauben. Unter diesem König kommen alle Schätze, welche von der Erschaffung der Welt verborgen waren, ans Tageslicht, und dieses wird die ganze Ursache sein, daß nach dem Tode dieses Königs die Menschen wieder zu dem lasterhaften Lebenswandel zurückkehren, den wahren Glauben verlassen und den Glauben der falschen Propheten annehmen und so den Zorn Gottes auf sich laden werden. Da wird Gott der Herr aber zwei seiner auserwählten Männer, die er bewahret um den Glauben des Antichristen zu Schanden zu machen, von dem Throne seiner Herrlichkeit schicken, damit sie die Zeugen des wahren Glaubens des Messias werden, und das wird Henoch und Elias sein. Die werden das Volk wieder zum wahren Glauben bekehren, so daß es einen Schafstall und einen Hirten geben wird, da wird es sich zum jüngsten Tage zuneigen. Ja als Vorboten des jüngsten wird es viele Zeichen am Himmel und auf der Erde geben, und auf diese Zeichen kommt erst der Messias zu Gericht und wird einem jeden nach seinen Werken vergelten, wird die Gerechten von den Ungerechten absondern, die Bösen in den ewigen Abgrund verdammen und die Guten in sein Reich aufnehmen, welches für sie seit der Erschaffung der Welt bereitet ist.“
Da endete die Sibylle ihre Rede für den ersten Tag und begab sich von Salomon in ihre Wohnung. Als sie weggegangen war, dachte Salomon über alle diese Reden nach und ließ sie von seinem Schreiber aufzeichnen und bewahrte das so Aufgezeichnete sorgfältig auf und war begierig, von der Sibylle noch etwas mehr zu erfahren. Deswegen ersuchte er Sie den andern Tag, sie möge ihn besuchen.

Der Anfang des zweiten Buches
Und so geschah es auch, daß Sibylle den andern Tag zu König Salomon kam, und daß er sie ersuchte, sie möge ihm doch sagen, was mit den fremden Ländern geschehen werde, ehe der jüngste Tag kommt?
Sibylle antwortete: „Lebe, o König, noch lange Jahre, denn unter deiner Regierung wird es dem Volke gut gehen. Als aber Tarquinius Priscus, der siebente und wohl letzte König seines Namens, regieren wird, da werden im Umfange seiner Regierung die Menschen gottesfürchtig und heilig leben, dann werden sie aber von Gott ablassen, und so wird eine Zeit kommen, in welcher Rom von den Feinden umzingelt und geplündert sein wird, weil es wird den Glauben des Messias annehmen, so daß das Oberhaupt dieses Glaubens in Rom wohnen wird. Dessentwegen werden gegen diese Stadt die Könige aus dem Abendlande aufstehen und jeder von ihnen wird zum römischen Kaiser wollen gewählt werden, und da wird Rom öfters feindlich bedrängt werden und dadurch gar vielen Schaden erleiden; und alles das wegen des Messias Glauben.“
„Von der Geburt des Messias werden zwölfhundert Jahre verfließen, da werden viele Könige aufstehen, so daß durch viele Jahre kein Friede in Europa sein wird, denn einer wird den anderen um sein Land bringen wollen, und wird es auch tun, und so wird es nicht nur in Europa, sondern in allen Weltteilen gehen; jeder wird nur darnach streben, daß er ein mächtiger Kaiser oder aber ein großer König werde. Die Mißgunst wird überhaupt überall, so wie unter den Großen als auch unter den Niedrigen herrschen, so daß einer dem andern nicht gönnen wird, und wenn einer etwas haben wird, so wird der andere gleich schon trachten, wie er ihn um dasselbe bringen könnte; und so werden Neid und Haß, Wollust und viele andere Laster überall herrschen und die Welt erfüllen, so daß Gott seine gütige Hand schließen wird und nicht regnen läßt wegen der Sünden und Lasterhaftigkeit, welche zu der Zeit unter den Menschen vorherrschend sein werden. Was aber die andern Weltteile betrifft, die werden durch ein gar großes Erdbeben und durch Meeresstürme einen großen Schaden erleiden, und auch von großen Feuersbrünsten heimgesucht werden, sogar große Strecken Landes werden versinken. Die Menschen werden sehen, daß es die Strafe Gottes ist, und sie werden sich dennoch nicht bessern, ja im Gegenteil immer mehr und mehr sündigen und an der Lasterhaftigkeit Vergnügen finden.“
Darauf fragte Salomon, wie es damals auf der Erde gehen werde, bis sich diejenigen, welche den Messias anerkennen werden (die Christen), vermehren und zu großer Anzahl anwachsen werden. Und Sibylle antwortete: „Dann werden die Christen die Kaiser und Könige einsehen und über die Juden herrschen, und die Juden werden an der Zahl klein sein und ihre Macht wird ihnen genommen, so daß sie den Christen untertan werden. Die Christen zu der Zeit werden aber voll Trug und Untugend werden, so daß einer den anderen nicht ehren, einer den anderen nichts Gutes gönnen und weder Wort noch Treue halten wird. Und 1409 Jahre nach der Geburt des Messias werden auch Zeichen am Himmel zu sehen sein, nämlich ein Stern mit einem großen, feurigen Schweif, worauf es vier Jahre nacheinander unter der Christenheit viel Betrug und Lüge, Diebstähle, Morde, Feuersbrünste, Kriege zu Wasser und zu Lande geben wird, und auch viele Wunder und Zeichen zu sehen sind. Sodann wird es durch einundsechzig. Jahre in der Christenheit gar schlimm und übel zugehen, so daß weder Ehr noch Schamgefühl bei ihnen vorhanden sein wird, sondern jede Schande und Unruhe für Ehre und Tugend gehalten wird. So wird es nicht nur bei den Niedrigen, sondern gar noch Ärger bei den Großen gehen; die Vorgesetzten werden die Untergebenen unterdrücken, Tugend wird keine Belobung, das Laster keine Strafe finden die Ungerechtigkeit wird die Oberhand haben und überall für schnöden Gewinn unterstützt werden. Es wird der Vater gegen den Sohn, der Sohn gegen den Vater, der Bruder gegen den Bruder, der Geistliche gegen die Weltlichen, der Weltliche gegen den Geistlichen in seinem tollen Übermut, in seiner gottlosen Hoffart endlich aufstehen, und wer mächtiger sein wird, der, der wird den Schwächeren unterdrücken und nach Willkür über ihn herrschen. Das römische Reich wird von Jahr zu Jahr so sehr entehrt, zerstückelt, verwüstet und verarmt sein, daß es niemand wird verwalten und regieren wollen; und unter den Christen wird eine große Not, Treulosigkeit und Falschheit herrschen, so daß ein jeder, der mit gutem Herzen daran denken wird, selber darüber betrübt sein muß. Die Christen werden ihren Gott mit falschem Eid und falschen Schwüren martern, da sie bei seinen Wunden, seinem Leiden und bei allen seinen Gliedern schwören werden, so daß es schrecklich anzuhören sein wird. Eben darum, weil sie so ein lasterhaftes Leben führen werden, wird Gott, der allmächtige Herr, viele Warnungen an sie ergehen lassen, viele Strafen, Mühseligkeiten und Leiden durch unerhörte Krankheiten und Leibesschmerzen, durch die Verkürzung ihres Lebens, durch die vier Elemente durch stürmisches Wetter. Blitz- und Hagelschlag, große und schreckliche Überschwemmungen. So daß sie große Schaden erleiden werden, Not, Elend und große Sterblichkeit unter ihnen herrschen wird, und auch viele Schlachten geliefert werden. Der Bauer wird seinen Pflug und der Handwerker seine Arbeit verlassen, sie werden nach dem Blute ihrer Mitchristen dürsten und verlassen deswegen freiwillig Gut und Gewerbe, Weib und Kind, werden verstockt und boshaft sein, so daß sie sich selbst nicht kennen und auch nicht von der Lasterhaftigkeit ablassen werden. Sie werden je weiter, nur ärger, nur desto ärger, ganz von teuflischem Stolz, Willkür und Prunksucht besessen sein, sie werden im Unflate ihrer zügellosen Leidenschaften, des Hasses, des Geizes und Neides, nur wie blindlings herumwaten, daß es schrecklich sein wird ihr ruchloses Treiben nur von weitem anzusehen. Der allgemeine Gewinn wird gänzlich vernichtet sein, jeder wird nur seinem eigenen Gewinne toll nachjagen, trotzdem daß sein Gewissen dagegen furchtbar streiten wird. In der Kleidung werden sie veränderlich fern und mit derselben vielen Aufwand treiben; die einen werden kurze, die andern aber weite Kleider tragen, diese von so mannigfacher Farbe und so zugeschnitten, daß sie sich selbst darüber verwundern werden. Die Geistlichkeit, das Wort Gottes, die guten Werke, alle heilsamen Ermahnungen, Belehrungen und Gebete werden sie verachten und sich nicht nach ihnen, sondern nach ihrem Willen richten wollen; Falschheit und Trug wird sich unter ihnen vermehren, es wird keinen Glauben, keine Treue mehr unter ihnen auf der Erde geben; der Mund wird reden und das Herz anders fühlen, man wird mehr aus Liebe zum Gelde, als aus Bruderliebe und nach Gerechtigkeit richten und urteilen. Das Gewicht wird verfälscht, das Maß verkleinert und die Elle verkürzt werden. Der Weiber, Jungfrauen und Witwenstand wird in Unordnung, und eitlem Stolze wachsen und in der Kleidung im Benehmen, im Scherzen und in allem Tun und Wirken so unverschämt sich verhalten, daß einer von dem andern nicht anerkannt und geehrt sein wird; die Mönche verlassen ihre Klöster und werden zum weltlichen Stande eilen und mithin sich vom Gehorsam gegen ihre Vorgesetzten zurückziehen, sie werden im Gottesdienste lau und faul sein, einer wird den andern hassen und verleumden. Da wird Gott zur Warnung viele Zeichen vom Himmel auf die Erde schicken, daß sich die Menschen bessern sollen; sie werden es aber nicht tun, sondern in ihrer Hartnäckigkeit verharren, so wie es Pharaon, der König von Ägypten tat, als sein Herz sich erweichen sollte zur Erleichterung des Volkes Israel. Darum wird Gott der Herr große Strafen auf die Erde schicken und wird einen Teil der Menschen auf der Erde vernichten; das wird er wegen ihrer Gottlosigkeit tun, weil sie an Gott, den wahren Messias, nicht glauben wollten und ihn entehrten. Als die Monarchen diese Strafe Gottes sehen werden, dann werden sie erst ein friedliches und gottesfürchtiges Leben zu führen anfangen; da wird ihnen Gott der Herr seinen Segen, Frieden und Glück auf der Erde geben, und da wird die Liebe wieder unter den Menschen ihre volle Kraft und Gültigkeit erhalten.“
Und als sie so gesprochen, da fragte Salomon, wie es sein werde, daß der dritte Teil der Menschen zugrunde gehen und auf welche Art es geschehen werde? Ob sie auf dem Weg des natürlichen Todes aus dieser Welt kommen werden?
Die Sibylle antwortete ihm: „Mächtiger König, wann diese Dinge geschehen werden, das werden wir nicht erleben, weder Du noch ich, denn es wird erst viele Jahre nach dem Tode des Messias geschehen, die Zeit weiß ich nicht näher anzugeben, wohl aber die Zeichen, welche vor dieser Zeit geschehen werden; aber wie diese Zeichen geschehen, dann wird es nicht mehr lange dauern zu jener Zeit, wo das Erwähnte vor sich gehen wird. Ich will sie Dir auch aufzählen:
Das erste Zeichen wird sein, daß die Menschen ihren mannigfachen Erwerb und Nahrung mehr unter der Erde Als auf der Erde suchen werden, so daß sie gegen dreihundert Klafter tief und noch tiefer unter der Erde graben und verschiedene Erze dort suchen und finden, auch Farben und Öle, und vielerlei andere Sachen erzeugt werden, daß es nicht auszusprechen sein wird; das wird das erste Zeichen zu jener Zeit sein.
Das zweite Zeichen wird sein, sobald die Menschen einen großen Handel aus einem Lande ins andere treiben, dabei aber große Unterschleife und großen Betrug verüben werden, so daß einer auf den andern nicht achten wird, selbst wenn er ihn gar um sein ganzes Vermögen bringen sollte!
Das dritte Zeichen wird sein, sobald die Falschheit wie ein Feuerfunke überall unter den Menschen lodert und die Nächstenliebe zugrunde gehen wird, so daß die Menschen mehr die Lüge als die Wahrheit lieben und das Herz mehr den irdischen Schätzen und dem Gelde anstatt Gott zuwenden, sowie die Hände kurz zum Geben und lang zum Nehmen haben werden, so daß dadurch weder väterliche noch kindliche, weder brüderliche noch freundschaftliche Liebe in den Herzen der Menschen wohnen wird.
Das vierte Zeichen wird das größte sein: In dem römischen Kaiserreiche wird eine gar große Veränderung vor sich gehen, sowohl in den geistlichen als in den weltlichen Werken, welche der Welt so sonderbar und äußerst ungewöhnlich vorkommen werden.
Das fünfte Zeichen wird sein, wenn in Europa ein Mann, welcher aus keinem königlichen Stamme entsprossen, sich hoch emporschwingen wird. Zu seiner Zeit werden in Europa sonderbare Dinge geschehen, er bemächtigt sich im Auslande eines Königreiches, dessen König einen schimpflichen Tod wird erleiden müssen, ja dieser Mann wird selbst herrschen ohne Königsthrone; zur Zeit seiner Herrschaft wird in manchen Ländern vieles Elend sein, ein großes Blutvergießen wird geschehen und viele Länder werden zugrunde gerichtet werden. Dieser Mann wird sich auch des Thrones des Messias bemächtigen, ja zuletzt wird er auch mit dem römischen Kaiser einen großen Krieg führen, und es wird ihm die Krone des Ruhmes zuteil werden. Ferner bemächtigt er sich sehr vieler Länder und diese werden ihm müssen den Tribut zahlen, denn er wird die von den Propheten vorhergesagte Strafe und Zuchtrute Gottes sein. Aber auch ihn wird die Strafe Gottes erreichen, so daß er durch feinen Hochmut alles, was ihm durch die Hand Gottes zuteil wurde, wieder verlieren wird. Unter seiner Regierung wird solche Zwietracht unter den Völkern entstehen, wie sie seit der Erschaffung der Welt noch nie dagewesen war. Zu jener Zeit werden in vielen Ländern fast alle Sprachen zu hören sein, von welchen mancher Inländer sein Leben lang noch nichts gehört hatte. Manches Kind, welches zu der Zeit von seinen Eltern in die Welt gehen wird, kehrt mit gar vielerlei Sprachen ausgerüstet nach Hause zurück. Und mancher wird in ferne Länder reisen und wird dort zugrunde gehen, so daß er seine Eltern und Freunde auf dieser Welt nicht mehr sehen wird. Es werden aber auch große Kriege unter den Völkern entstehen und die Arten der Kriegswaffen werden so mannigfach, sonderbar und groß sein. daß es nicht auszusprechen ist Ich wünsche Dir, o König, daß Du es sehen möchtest, denn da wird es eiserne Männer geben, welche so fest wie ein Felsen stehen werden! Ich wünsche es nicht zu sehen, denn mich schaudert es, wenn ich nur daran denke, wie furchtbar das Menschenblut zu jener Zeit vergossen wird. Die Richter werden in jener Zeit mehr als weise sein wollen, so daß Du, wenn Du zu der Zeit leben möchtest, mit Deiner Weisheit bei ihnen nicht ausreichen würdest, denn sie werden spitzfindig, aber nicht weise sein! Es wird nämlich Männer geben, eben die werden das Volk richten, aber sie werden lauter Lügner sein, werden von der Gerechtigkeit sprechen, dieselbe immer auf der Zunge haben, sobald aber jemand mit einem andern einen Zwist haben und mit ihm über etwas einen Rechtsstreit führen wird, so muß er dem Richter die Hälfte davon geben, oder noch mehr, oder vielleicht das Ganze, denn es wird so gerechte Richter geben, welche dort, wo nichts zu nehmen sein wird, ja gar nicht richten werden. Solche Männer werden sich überall auf den Ämtern einnisten und mächtig werden, sie tun dem Volke vom Rechte reden, ihm das Recht und Gerechtigkeit vorspiegeln, selbst werden sie aber die größten Wucherer sein. Jener mächtige Mann von dem ich gesprochen habe, wird auch viel daran Schuld haben, und schon darum, weil durch ihn viel Unordnung in vielen Ländern geschieht. Er wird auch trachten, daß es nur einen Kaiser auf der Erde gebe, so wie es auch nur einen Gott im Himmel gibt, und siehe! Da hebt Gott der Herr seine mächtige Hand auf und jener Mann sinkt mit einem Male von der Höhe seines Glanzes. Zu dieser Zeit wird es auch viele geizige Priester geben, welche, wenn sie wo etwas bei den Leuten sehen, es auch schon für sich werden haben wollen! Sie werden Wucher treiben, weltliche Güter kaufen, sehr unbarmherzig und ungerecht in ihrem Stande sein; sogar einige von ihnen werden stolz und hoffärtig sein, ja andere werden in der Liebe des weiblichen Geschlechtes ihr Vergnügen suchen; aber als das Volk sehen wird, daß die Geistlichen nicht nach dem Willen und den Geboten Gottes leben, daß die Obrigkeit gegen ihre Untergebenen unbarmherzig ist, daß die Richter nicht nach der Gerechtigkeit, sondern nach der Bestechung richten, da wird das Volk von Gott und seinen Geboten abtreten und wird Böses tun und so den Zorn und die Rache Gottes auf sich laden, so daß Gott die Sinne der Menschen verwirren wird und die Menschen werden einer den andern nicht verstehen, sie werden aus einer Arbeit zwei, aus den Feldern Wege machen und dergleichen mehr, so wie es bei dem Baue des Babylonischen Turmes war. Zu dieser Zeit kommt auch die Aufzeichnung und Zählung des Volkes, damit man wisse, wie viele Menschen in jedem Weltteile sich vorfinden, was aber zu Deiner Zeit, o König, nicht ist und nicht sein wird. Es wird mit der Zeit auch ein großer Krieg entstehen, welcher lange dauern wird, und in diesem Kriege werden viele Völker vom Aufgang und Untergang der Sonne zusammenkommen, und da wird es ein großes Blutvergießen geben und so viele Menschen werden zugrunde gehen. Die Abendländer werden darunter aber noch mehr leiden als die Morgenländer, denn sie werden gar lange zeit durch Krieg zu Wasser und zu Lande bedrängt, weil sie von allen Seiten wie vom Hagelwetter umringt werden, und sehr viele Menschen in diesen Kriegen zugrunde gehen. Da wird ein mächtiger König seine eigene Tochter zum Opfer bringen, um dem Kriege ein Ende zu machen, es wird aber vergebens sein, denn der Krieg wird auf der einen Seite aufhören und auf der anderen Seite desto härter anfangen, so daß in drei Weltteilen auf einmal Krieg geführt wird. Alles das wird Gott der Herr zulassen und den Königen ihre Sinne verwirren. So daß sie beständig in Unfrieden leben werden, und das alles wird wegen Unzucht und Ehebruch, wegen allzu großer Hoffart und allzu großem Luxus der Menschen geschehen, ja deshalb weil sie vom wahren Glauben ablassen und einen falschen annehmen werden.
Zu der Zeit wird einer den anderen nicht kennen, sondern glauben, er sei der Kleidung nach ein Ausländer, denn es werden auf der Welt gar sonderbare, vom Teufel erfundene Moden entstehen, welche in jedem Stande, bei den Großen wie den Niederen, zu sehen sein werden, so daß sich einer über den andern erheben wird, ja einer wird in der Kleidung den Ausländern und seinem Vorgesetzten gleich sein wollen. Selbst die Vorgesetzten und Obrigkeiten werden dieses alles sehen und doch wird niemand von ihnen trachten, es zu Verhindern, weil Sie Selbst die größte Ursache dieser Eitelkeit sein werden. Daher, als Gott der Herr alles dieses eitle Treiben der Menschen sehen und ihre Gottlosigkeit und Lasterhaftigkeit nicht länger wird ertragen können, schickt er seinen Engel von seinem Throne mit einer Posaune, welche mit furchtbarer Löwenstimme ertönt: Da wird eine verheerende Pest entstehen, so daß der dritte Teil der Menschen zugrunde gehen wird. Dann erst hören die blutigen Kriege auf und ein himmlischer Friede wird seine sanften Fittiche über die Erde ausbreiten. Bevor aber der jüngste Tag kommt, werden die Menschen sich wieder ganz verändern und gottlos werden, die letzten Dinge ärger sein als die ersten; ja es wird auf der Welt so schändlich wie in Sodoma und Gomorrha gesündigt, so daß Gott, um die schmachvolle Brut des ruchlosen Antichristen zu unterdrücken, seine Auserwählten aus dem Paradiese auf die Weit schicken wird, damit diese die Menschen wieder in dem wahren Glauben unterrichten. Und sobald die Menschen wieder zu ihrem Gott bekehrt sein werden, so kommt über sie der jüngste Tag, ein Tag des Schreckens für alle Geschöpfe, an dem die Menschen aus der Erde, aus dem Wasser, aus dem Feuer, ja sogar aus der größten Meerestiefe, und auch diejenigen, welche von Walfischen verschlungen worden sind, auferstehen, und ein jeder wird seine Belohnung und Strafe, je nachdem er sie verdient, von Gott erhalten.“
Hierauf fragte Salomon: „Wird denn der jüngste Tag so furchtbar und schrecklich für die Menschheit sein?“
Und die Sibylle antwortete: „Ach, furchtbar und schrecklich wird er für diejenigen sein, welche mit der Schuld der Sünden belastet sein werden; mein innigster Wunsch war aber daß ich Dir, o König, sowie der ganzen Welt als Lügnerin bleiben möchte, als daß es so geschehe wie es mir mein hellsehender Geist zuflüstert; wehe aber denjenigen, die da wandelten auf dem unrechten Wege, denn sie werden nach ihren Werken belohnt werden, aber ihr Lohn wird furchtbar sein.“
Nun aber mahnte mich die Stimme meines Geistes und läßt nicht zu, mit Dir, großer König, noch länger zu reden. Darum, gute Nacht!“
So endete die Sibylle ihre Rede für den zweiten Tag und begab sie sich von Salomon allsogleich in ihre Wohnung.
Als sie weggegangen war, ließ Salomon wieder alles von Wort zu Wort aufschreiben und aufbewahren.

Der Anfang des dritten Buches
Als die Sibylle den dritten Tag zum König Salomon gekommen war und sie wieder von zukünftigen Dingen zu Sprechen angefangen hatten, da sagte sie zuerst zu ihm: „König, rufe Deinen Schreiber her, damit er meine Reden aufschreibe, welche ich Dir jetzt über die Zukunft vorbringen werde; diese Bücher sollen dann bis an das Ende der Welt aufbewahrt werden, daß sie von vielen geprüft werden, ob man in ihnen eine Lüge finde.“
Da ließ Salomon seinen Schreiber kommen, gerade als die Sonne aus den Bergen emporgestiegen, und er setzte sich mit Sibylle gegen den Sonnenaufgang; da erglühte Sibyllens Antlitz wie Feuer, Salomon erschrak und sagte zu ihr: „O Königin sag, was soll das bedeuten, daß Dein Antlitz der Sonne ähnlich ist? Denn mir wird Angst und Bange, wenn ich Dich ansehe!“
Sibylle antwortete: „Viele Dinge, König, habe ich Dir geoffenbaret, ich werde Dir aber noch viel mehr offenbaren, denn der Geist des Herrn hat mir ein Zeichen gebracht, damit ich Dir alles, was auf dieser Welt noch kommen wird, verkündige, und zwar über die Völker, über die Könige, die Mächte, über die Länder, über die Kriege und die Sünden der Menschheit, vorzüglich aber über die Länder und Völker, welche noch nicht auf der Welt sind, sondern erst kommen und mächtig auf der Erde herrschen werden, denn es wird Menschen geben so stark wie die Löwen und die werden sich vorzüglich gegen das vierte Jahrhundert nach dem Tode des Messias bemerkbar machen, denn jene Zeit wird einem jeden Menschen sonderbar vorkommen. Ich werde jetzt von solchen Menschen sprechen, welche noch nicht auf der Welt sind, die aber kommen werden.“ Dann fing Sie weiter zu reden an und sagte: Gott der Herr hat Dich o König, mit Weisheit erfüllt, so daß es vor Dir und nach Dir keinen gibt und keinen geben wird, der Dir gleich wäre. Zähle nun die Kaiser- und Königreiche auf der ganzen Welt, die es gibt zusammen und rechne neun Kaiser und sechsundfünfzig Könige dazu, und siehe: so viele wird es noch auf der Welt geben, welche neue Länder haben werden. Wisse denn, daß, wenn tausend Jahre nach der Geburt des Messias zu Ende sich neigen, die Menschen sich damals so vermehrt haben werden, daß einer wegen dem andern nicht leben werden können, so daß sich deswegen die Menschen von einander trennen und gehen werden, um sich neue Wohnungen zu suchen; ja sie werden sich da in Wälder begeben, allwo noch kein Mensch, gewesen, außer vor der Sündflut, und an solche Orte, wo seit der Erschaffung der Welt noch kein Mensch gewohnt. Wenn solche Menschen einen guten Boden finden, wo sie wohnen und sich ernähren können, da werden sie Felder anlegen und Getreide säen. Und es werden zehn bis zwölf von solchen Menschen vereint werden und sich immer mehr vermehren; bis sie sich dann stark vermehrt haben werden, da werden sie sich einen König erwählen und diesem werden sie den Namen ihres Landes beilegen; ja solche Länder werden sonderbare Namen haben und die Zahl solcher Königreiche wird sich immer mehr vermehren, bis sie voll sein wird, wie ich vorher gesagt, nämlich neun Kaiser sechsundfünfzig Könige. Unter diesen Ländern wird ein Königreich das berühmteste und herrlichste sein, das an Brot fruchtbarste, so daß ihm kein anderes weit und breit gleich sein wird (nämlich Böhmen), ja da wird es auch Wein und Hopfen in Fülle geben. Dieses Land wird auch darum berühmt sein, weil es dort viele Geistlichkeit geben wird, welche eigene Orte zum Beten haben und mit Recht als wahre Jünger des Messias genannt werden. Dies Land wird anfangs gute Könige haben, später heilige, zuletzt schlechte; dies Volk wird in diesem Lande viele Städte und Dörfer aufbauen, und darunter auch eine ungemein große und herrliche Stadt, so daß selbe mehr als viertausend Häuser zählen wird und viele Häuser für die Geistlichkeit in derselben sein werden. Diese Stadt wird die Krone oder das Haupt des Landes sein, denn es werden durch viele Jahre die Könige da residieren. Im Lauf der Zeit wird in derselben aber der Hochmut und die Hoffahrt feste Wurzeln treiben und in Gottlosigkeit und Lasterhaftigkeit ausarten, so daß mit der Zeit auch über sie, wie über Sodoma und Gomorrha, die Rache und Strafe Gottes kommen wird. Als Heiden kommen Sie ja in das Land und später wird ihnen Gott einen König geben, welcher sie zu dem Glauben des Messias bekehren wird. Mit der zeit wird sich aber in dies Land verschiedener, vom Teufel erfundener Glaube einschleichen und dieser Glaube wird sie zur Gottlosigkeit verleiten, und die Menschen werden so sehr der Lasterhaftigkeit ergeben, daß Gott der Allmächtige über sie viele Übel und auch Feinde schicken wird, welche das Land verwüsten und das Volk unterdrücken werden, und wenn sie sich noch nicht bessern werden, so wird ihnen Gott ihren König nehmen und einen andern aus einem fremden Volke geben. Aber der fremde König wird sie auf verschiedene Art verfolgen und unterdrücken, so daß sie sich dann sehnlichst einen König wünschen werden, der ihrer Zunge wäre. Später wird diese Nation unter die Herrschaft des römischen Kaisers kommen und lange Jahre so bleiben. Zu der Zeit aber, als dieses Volk unter der Macht des Kaisers sein wird, werden die Menschen der Eitelkeit, der Hoffart und dem Eigendünkel sich ergeben, und es dann so weit bringen, daß sie nicht wissen werden, was sie glauben sollen und zu welchen Glauben sie gehören! Denn in ihrer Eitelkeit werden sie sich zum Glauben von vielen Irrtümern wenden. Es werden sich auch viele Fremdlinge in das Land einschleichen und sich dort ansässig machen, und die werden viel Böses und Gott Mißfälliges in das Land bringen. Dies alles wird dem Lande und dessen Bewohnern zum Verderben werden, denn Die Bewohner dieses Landes werden eben bei den Fremdlingen verschiedene Moden sehen, und lassen sich von ihnen gleich in vielen Dingen verführen, so daß sie alles, was sie bei den Fremdlingen und anderen Leuten sehen werden, auch selber haben wollen; und da werden sie eitel und gar hoffärtig werden, so daß sie alles den anderen Ländern gleich tun wollen. Und das werden nicht nur die Großen machen, sondern auch das gemeine Volk, sie werden sich so eitel und hoffärtig kleiden, daß es nicht auszusprechen sein wird; denn wenn zu der Zeit ein alter Landsmann dieses Volkes aus dem Grabe aufstehen möchte, so würde er seinen eigenen Landsmann gar nicht mehr erkennen und nicht einmal glauben, daß er sein Enkel sei, denn in der Mode und Kleidung werden sie alle Nationen nachäffen. Das weibliche Geschlecht wird in seinem Tun und lassen nicht ehrsam, sondern unsittlich sein; gar manche wird sich für eine Jungfrau ausgeben, wo sie doch ihre Unschuld schon lange verloren hat. Die Jünglinge werden der Wollust frönen, und es wird selbst Männer geben, welche mit ihren Weibern. und auch Weiber, die mit ihren Männern nicht zufrieden sein, sondern anderswo die Befriedigung ihrer Sinnlichkeit suchen werden. Das Auge Gottes wird auf alles mit Wehmut und gerechtem Zorne herabblicken und eine Strafe nach der anderen über sie schicken, sie werden aber trotzdem nicht darauf achten, sondern in ihrer Lasterhaftigkeit verstockt verharren.
Da wird ihnen Gott der Herr einen König nach dem anderen schicken, die sie mit ägyptischen Qualen bedrücken werden, so daß sie dem Herrn drei Tage und für sich nur zwei Tage arbeiten werden. Später wird dieses Volk einen König bekommen, welcher viele große und gar unerhörte Neuerungen einführen wird; dem gemeinen Volke wird es im Anfange gefallen, später werden sie einsehen, daß sie sich in ihrer Erwartung getäuscht haben, denn der König wird nicht zu Ende bringen, was er angefangen. Den Großen werden aber diese Neuerungen nicht nach Wunsch sein, sie werden daher womöglichst trachten, den König in seinem guten Willen zu beirren und seinem Unternehmen Hindernisse in den Weg legen. Unter der Herrschaft dieses Königs wird auch verordnet und bekannt gemacht, daß sich ein jeder zu seinem Glauben frei bekennen dürfe, denn er wird kein großer Gönner der Geistlichkeit sein, und deswegen werden auch unter seiner Herrschaft viele geistliche Güter und Gotteshäuser ihr Ende nehmen, und so wird der Glanz der Geistlichkeit zu dieser Zeit getrübt und ihre Herrlichkeit aufhören. Als aber die Großen sehen werden, daß der König dem gemeinen Volke geneigt sei, da werden sie ihre Waldungen und Gründe mit hölzernen Schlössern verschließen und so für die Untertanen unzugänglich machen. Aber Als dieses der König sehen wird, da läßt er alle Gründe messen, und daraus wird der gemeine Mann manchen Vorteil ziehen. Währenddem der König mit der Ordnung der neuen Dinge beschäftigt sein wird, so kommt der Tod und macht seinen weisen Unternehmungen ein Ende; er stirbt in seinem Bette und nicht im Felde, ja sein Tod wird den Menschen sonderbar vorkommen und so wird er als Toter noch für lebendig gehalten werden. Nach ihm bekommt das Volk einen anderen König und dieser wird wieder vielerlei verändern und manche Rechte dem Lande nehmen, die Untertanen werden fast vierfache Abgaben bezahlen müssen, seine Regierung wird nicht von langer Dauer sein.
Nach ihm bekommt das Volk einen jungen König, unter seiner Regierung wird es große und lange Kriege geben, das gemeine Volk wird ihm das Getreide von seiner eigenen Ernte umsonst abführen und fast alles umsonst geben und zahlen müssen, denn zu jener Zeit wird eine Verordnung über die Aushebung zum Soldatenstande gegeben werden, so daß es in dem Lande verschiedenartige Kriegsheere geben wird; jedes wird einen eigenen Namen führen und das Volk wird die Krieger mit allem Nötigen versehen müssen. Wisse, o König, daß dieses alles in Erfüllung gehen und das die künftige Nachkommenschaft wirklich erleben wird. Es wird aber zu dieser Zeit sehr viele Mißjahre, viele Stürme, Donnerwetter und Hagelschläge, vielen Schnee und große Überschwemmungen in dem Lande geben und dadurch ein großer Schaden verursacht werden; und das alles läßt Gott über das Volk kommen, weil die Zahl seiner Sünden groß sein wird; es wird sich aber dennoch nicht bekehren und bessern. Als Folge wird eine große Teuerung entstehen, die Armen werden viel Elend erleben, und so wird es immer ärger und schlechter gehen und eine allgemeine Not wird sich an das Land fest anklammern.
Große Kriege werden dabei immer mehr um sich greifen, so daß mancher Landmann gar seinen letzten Sohn in den Krieg zu schicken gezwungen sein wird, und auch der Handwerker sein Handwerk lassen und zu den Waffen greifen muß; sie werden sich aber aus allen dem nichts machen, wenn nur die Feinde nicht in ihr Land einfallen werden, und da werden sie stolz darauf sein und werden glauben, daß sie über die Feinde gesiegt haben. Da wird unter ihnen erst eine große Veränderung in der Kleidung geschehen, so daß mancher vor Hochmut und Eitelkeit nicht wissen wird, wie er sich kleiden und wie er auftreten soll. Die Weiber werden ihren Körper halb nackt zur Schau tragen, nur um den Männern zu gefallen; da wird man in der Kleidung den Herrn nicht von dem Diener und den Diener von dem Herrn nicht unterscheiden können; so mancher wird fast nichts zu essen haben und wird doch in der närrischen Mode sich kleiden. Die Weiber werden auch in Männerkleidern einhergehen und die Haare halb zugestutzt, halb sonderbar geringelt haben, alle Jahre anders; was sie heute anziehen, werden sie morgen wegwerfen, aber alle Tage ummodeln; dabei werden sie eitel und wollüstig sein, und das nicht nur die Weiber, sondern auch die Männer. Gott wird lange diesem bösen Treiben zusehen, endlich aber wird doch seine Langmut zu Ende gehen und da wird er seine strafende Hand über sie furchtbar ausstrecken. Zu dieser Zeit wird eine große Pest ausbrechen und dem Kriege ein Ende machen, so daß eine größere Anzahl von Menschen durch die Pest als durch das Schwert zugrunde gehen wird. Die Leichname werden überall herumliegen und werden von Hunden und Raubvögeln gefressen werden, denn es wird ja keine hinreichende Anzahl von Menschen geben, um alle die Leichname begraben zu können. Diejenigen, welche übrig bleiben, werden betrübt auf alles das sehen, denn die ganze Stadt Prag wird einem großen Schutthaufen gleichen, aus dem sich hie und da verschiedenes Gestrüpp mühsam hervorwindet; aus diesem Schutthaufen wird nie mehr eine Stadt frisch und neu auferstehen, nur Marder und Füchse werden da hausen, gar durchdringende und ekelhafte Stimmen dort zu hören sein, Und als dann ein Fuhrmann da fahren wird, wird er mit seiner Peitsche schnalzen und sagen: ‚Da ist einst eine große Stadt gestanden und da wo jetzt einige Häuschen aus den alten Stadtmauern aufgebaut stehen, standen früher große Häuser und Paläste.’ Ein jeder, welcher zu dieser Zeit an diesen Ort gekommen sein wird, wird die Hände zum Himmel emporheben und ausrufen: ‚Wo ist die Herrlichkeit der Stadt? Wo sind die Menschen, diese Stadt, in der so viele tausend Menschen lebten? Nun ist’s ein großer Schutthaufen, eine Behausung der Schlangen, Marder und Füchse’ Ehe diese Stadt aber zugrunde gehen wird, wird Gott viele Strafen über das Land senden, um die Bewohner zur Besserung und Buße zu bringen, und diese Strafen werden sein: Hungersnot, Mißjahre, Krankheiten, Kriege, große Fröste, durch welche schöne Getreide und Gartenblüten verdorben werden; es werden nämlich einmal im Anfange des Sommers große Fröste sein, so daß die Garten und Waldbäume durch sie grau und Fische in Teichen erfrieren werden, und so werden die Fröste einen ungeheuren Schaden verursachen. Dabei werden auch noch den Menschen ihre Lebenstage verkürzt werden, so daß viele junge Menschen sterben werden, sogar auch die Himmelsplaneten werden gegen die Menschen sich feindlich beweisen und die Sonne wird ihnen nicht wie sonst so warme Strahlen zusenden, und es wird gar oft eine starke Kälte geben so daß die Menschen im Pelz das Getreide mähen werden; und so werden die Menschen vielen Schaden haben, denn auch das Obst wird durch die starken Fröste zugrunde gehen, bevor aber diese Zeit herankommen wird, werden den Menschen zwölf Zeichen gegeben werden und zwar:



Das erste Zeichen wird sein, wenn die Menschen an Feiertagen schwere Arbeit verrichten werden.

Das zweite Zeichen, wenn junge Leute von dreizehn und fünfzehn Jahren heiraten und sich bald wieder scheiden lassen werden, weil eine oder die andere Seite nicht zufrieden sein wird.

Das dritte Zeichen wird sein, wenn in dem Lande verschiedene unerhörte und noch nie gesehene Künste und Handwerke entstehen werden, welche größtenteils fremde Menschen ins Land bringen werden.

Das vierte Zeichen wird sein, wenn die Kühe und andere Haustiere wenig Nutzen geben werden und die Menschen dies der Zauberei zuschreiben.

Das fünfte Zeichen wird sein, wenn die Menschen gottlos sein werden, so daß sie mehr die Lüge als die Wahrheit lieben, und das Herz mehr dem Gelde und den irdischen Schätzen als Gott dem Herrn zuwenden werden.

Das sechste Zeichen wird sein, wenn die Häuser, Güter und Gründe weit über ihrem Wert geschätzt und gekauft werden.

Das siebente Zeichen wird sein, wenn die Menschen viele Obst und Weingärten errichten und verschiedene wüste Orte umackern und aus diesen Felder machen werden und das Brot dennoch teuer sein wird.

Das achte Zeichen wird sein, wenn im Gelde eine Veränderung geschehen und durch lange Zeit dauern wird, dabei auch große verschiedene, unerhörte und unerträgliche Steuern und Abgaben eingeführt werden.

Ja das neunte Zeichen wird sein, wenn ein kurzer Fasching sein wird, wie er schon lange Zeit nicht war, so daß die Menschen an den üblichen rauschenden Vergnügungen nicht genug haben und daher auch noch in der Fastenzeit lärmende Lustbarkeiten abhalten werden.

Das zehnte Zeichen wird sein, wenn man Schnee anstatt Heu einführen wird, denn zu der Zeit der Heufechsung wird viel Schnee fallen.

Das elfte Zeichen wird sein, wenn Gott die Heuschrecken zeugen und sie vom Aufgang zum Sonnenuntergang schicken und sie so einen großen Schaden verursachen werden.

Das zwölfte Zeichen wird sein, wenn in dem Land auf einem Berge (Blanik) alle Bäume von oben nach unten absterben, und bald darauf eine große Hungersnot eintreten wird.

Diese zwölf Zeichen werden von Gott diesem Volk ganz bestimmt gegeben werden, und es wird deshalb geschehen, damit die Menschen ihren sündhaften Lebenswandel erkennen und sich bessern möchten; Sie werden es aber nicht tun, sondern noch ärger treiben. Daher kommen über sie viele Plagen von allen Seiten, und die werden so groß sein, wie sie noch nicht waren so lange die Welt steht, und so wird Gott die ganze Welt für die Sünden der Menschen strafen. Diejenigen, welche diese traurige Zeit erleben, werden als wahr erkennen, daß alles das, was in diesem Buche aufgezeichnet ist, in Erfüllung geht und gehen wird, und wenn die Menschen auf diese Zeichen noch nicht achten und ihr Leben nicht bessern werden, so wird Gott der Herr einen König gegen den anderen wecken, so daß einer gegen den anderen sein wird, und da werden Kriege entstehen, infolge der Kriege so große und in der ganzen Welt unerhörte Steuern eingeführt werden, daß es nicht einmal auszusprechen ist. Da werden die Menschen wegen der Steuern, welche sie nicht zahlen können, geplagt werden, ja von ihnen mit Gewalt erpreßt werden. Endlich wird unter den Menschen noch eine Aufruhr entstehen und sie werden sich den Ämtern widersetzen, weil sie ja nicht imstande sein werden, so große Steuern zu bezahlen. Viele Menschen werden daher zusammenkommen und die werden sich in der Nähe jener großen Stadt niederlassen und als dies die Großen des Landes sehen werden, da werden sie sich in der großen Stadt versammeln und einen großen Rat abhalten, und dieses geschieht unter der Regierung eines Königs, welcher dem Namen nach der achte sein wird; da wird ein jeder bei diesem großen Rat ( Landtag) gegenwärtig sein wollen, um zu wissen, was in demselben verhandelt wird, da wird eine große Anzahl sowohl aus dem Kriegsheere, als auch aus dem gemeinen Volke und aus dem Stande der Großen zusammenkommen; und als diese Zeit kommt, wo der große Rat (Landtag) abgehalten werden soll, so wird auf einmal bekannt gemacht werden, daß man das Volk im Zaune halten solle, daß es nicht die Übermacht erhalte, und daß man es zur Zahlung der königlichen Steuern anhalten solle, und als das gemeine Volk dies hören und daraus ersehen wird, daß ihm die Steuern nicht wegfallen, da werden sie insgesamt die Stimme erheben und rufen: ‚Ihr Herren, wir haben Euch gegeben, so lange wir etwas hatten, ohne allen Gefängniszwang, jetzt haben wir nichts mehr, denn Ihr wißt es ja, daß Ihr selbst uns alles genommen, was Euch gefallen hat, und so habt Ihr Euch selbst bezahlt und uns nicht einmal so viel mehr gelassen, daß wir mit unsern Kindern etwas zu essen haben, so daß wir jetzt in Not und Elend am Hungertuche nagen müssen.’ Die Richter werden aber auf diese Reden nicht achten, sondern dennoch die Abgaben und die großen Steuern vom Volke verlangen; das Volk wird sich aber nicht fügen wollen, sondern fest zusammenhalten und sagen: ‚Ihr Herren! gebet selbst für uns, denn Ihr habt schon Vieles aus unserer Arbeit gesammelt, wir können jetzt nichts mehr geben, weil wir nichts mehr haben!’
Da werden die Großen einige Männer aus dem gemeinen Volke ins Gefängnis setzen lassen; das Volk wird aber dagegen aufstehen und da wird gleich eine blutige Schlacht anfangen, so daß eine große Anzahl von Herren um ihr Leben kommen werden, und da werden von beiden Seiten, sowohl von der Seite der Soldaten, als auch von Seite des Volkes viele in diesem Kriege fallen; die größte Zahl der Herren wird auf dem Altstädter Ring gemordet werden, so daß alle Gassen und Winkel mit ihnen angefüllt sein werden, ja nebstdem werden auch noch Viele aus dem Altstädter Rathause heruntergeworfen. Das gemeine Volk, welches an diesem Kriege teilnimmt, wird rufen: ‚Soll ich vor Hunger oder im Kampfe sterben, mir ist es gleich, wenigstens werde ich meine Kinder nicht vor Hunger sterben sehen.’
Und da wird der Krieg furchtbar werden, eine große Anzahl von Leichnamen haufenweise herumliegen und niemand wird sie begraben wollen. Diese Strafe wird Gott deshalb auf die Herren zulassen, weil sie die Untergebenen in ihrem Erwerb verkürzten und sie mit großen Steuern und mit viel Robot sehr plagten; zweitens darum, weil sie die Witwen und Waisen unterdrückten; drittens, weil sie ungerechte Prozesse führten; viertens, weil sie hoffärtig und eitel waren; fünftens wegen Unzucht, Ehebruch und falschem Glauben; sechstens wegen Musik, Tanz und andere Ausgelassenheit; siebentens, weil sie von den Untergebenen die Söhne zum Soldatenstande und die Töchter in ihre Höfe als Mägde nahmen; achtens, weil sie die Feiertage nicht feierten; und deswegen werden sie von ihren eigenen Untertanen gestraft werden. Und auf die Geistlichen, welche die Wege der Frömmigkeit und Gottesfurcht verlassen haben, wird Gott der Herr auch eine Strafe kommen lassen, daß sie um ihr Eigentum kommen und daß sie gar aus ihren Häusern vertrieben werden; denn manches Weib wird das Kind bei der Brust haben und wird es weglegen, und ein anderes wird gerade mit dem Brotbacken beschäftigt sein und läßt es liegen, und wieder ein anderes Weib wird gerade eine Kuh melken und läßt alles gehen, ja ein anderes wird spinnen, ergreift den Spinnrocken, und alle werden den Priestern nachlaufen, als sie diese auf der Flucht sehen werden. Den Priestern wird aber diese Wanderung nicht gefallen, sie werden ihre Zuflucht zum Pfluge nehmen und ihre Kleider verwechseln, damit sie nicht erkannt würden; mancher wird ihnen eine Zufluchtsstätte verschaffen, sie mit Speise und Trank versehen und sie auch noch auf dem Wege begleiten; er hätte sie zwar verraten können, wird es aber nicht tun, damit mit ihnen geschehe, was mit ihnen geschehen soll. Als sie aber weiter gekommen sein werden, so werden sie von vielen Gegnern beschimpft, geplündert und getötet werden. Das alles wird ihnen geschehen vor der Blanikerschlacht, und zwar aus den folgenden Ursachen: Weil viele von ihnen mehr das weibliche Geschlecht als das göttliche Gesetz liebten, ferner indem sie hoffärtig, geizig und gegen die Armen unbarmherzig waren.
Ferner, als in dem Lande unter den Ständen die Zwietracht herrschen wird, da läßt Gott zu, daß die Feinde von vier Seiten gegen sie ziehen werden, von Mitternacht, dann vom Aufgang, von Mittag und endlich vom Untergang, und alle Feinde werden sich in dem Lande lagern und ihre zahl wird unaussprechlich groß sein, ja so zwar, daß das Land von den Feinden gleichsam überschwemmt und ringsherum eingeschlossen sein wird. Die Kriegsheere werden lange auf ihren Plätzen stehen bleiben, bis sie sich eines Tages mit der größten Schnelligkeit in Bewegung setzen und zu jener großen Stadtziehen; dort werden sie sich um diese Stadt herumlagern und eines schönen Tages werden zweierlei Heere zusammenkommen und da wird die große Schlacht anfangen; dieselbe wird von allen vier Seiten so stark werden, daß sie volle sieben Tage und Nächte dauern wird. Nach dieser Schlacht wird eine so große Menge von Waffen, Menschen und Pferden daliegen, daß jeder Vorübergehende schaudern muß und mancher wahnsinnig werden könnte bei dem Anblicke, daß so viele Menschen hingemordet wurden. Die Stadt wird dabei so zerstört werden, daß kaum die Hälfte übrig bleibt. Von dieser Stadt wird sich der blutige Kampf zum Berge Blanik ziehen und da wird sich dann jedes Heer wieder auf seinem Platze lagern. Wenn es möglich wäre, so würden zu dieser Zeit die Menschen gerne aus dem Lande entfliehen. Da werden die Gerechten von den Ungerechten geschieden werden; ja die Gerechten wird Gott der Herr von den Feinden beschirmen, er wird sie in Nebelwolken einhüllen, damit sie von den Feinden nicht gesehen werden; die Gottlosen wird er aber bestrafen, so daß sich keiner von ihnen vor dem Feinde wird verbergen können, er möge sich wo immerhin verbergen, in Wälder oder Schluchten, die Schlangen, Skorpione werden ihn aus jedem Verstecke vertreiben und die Feinde werden ihn überall finden und morden, denn sie werden jedes Gestrüppe mit dem Schwerte untersuchen. Damit wird die große Strafe über die Sünder kommen; drei Teile der Gottlosen werden vernichtet und nur ein Teil der Gerechten verschont werden. Wer von dieser großen Stadt zehn oder zwölf Meilen entfernt sein wird, der wird Gott danken. Wo das feindliche Heer ziehen wird, da werden wenig gottlose Menschen am Leben bleiben, alle hätten auf einem Fuhrmannswagen hinlänglich Platz. Dort, wo die Schlachten sein werden, ist ein Teich, zu der Zeit wird er trocken sein; bei jener Schlacht wird aber so viel Blut vergossen werden, daß sich dieser Teich ganz mit Menschenblut anfüllen wird, und zwar daß das Blut selbst über den Damm fließen wird. Das Geschrei und der furchtbare Waffendonner bei dieser Schlacht wird auf vierundzwanzig Meilen zu hören sein und die Schlacht wird volle zwölf Tage dauern, und den dreizehnten schickt Gott seinen Getreuen eine siegreiche Hilfe, und zwar aus dem Innern des Berges Blanik, denn von da wird er ein Kriegsheer, das er für seine Getreuen da aufbewahrte, mächtig hervorführen. Und wie die Krieger Gottes erscheinen, da wird so ein Schrecken und so eine Verwirrung über die Feinde kommen, daß sie sich untereinander morden werden, ja die Krieger Gottes werden mit ihrer Wunderkraft furchtbar auf sie drängen und sie weit vertreiben und alle töten. Sie selbst werden dann verschwinden, denn sie werden nicht mehr in den Berg Blanik zurückkehren, und niemand wird sie je mehr sehen.
Im Laufe von sechzehn Tagen nach dieser furchtbaren schlacht wird der Teich wieder trocken werden so wie vordem; in der Mitte dieses Teiches steht ein abgeschnittener und in der Erde Wurzel fassender Stamm, welchen Gott vor der Zeit seinen Gottlosen stehen läßt, sondern ihn verborgen halten wird. Den sechzehnten Tag werden sich die Getreuen, welche nach der Schlacht übrig geblieben sind, wieder versammeln und werden sich gemeinschaftlich freuen, sich umarmen und küssen, und einer wird sich über den andern wundern, daß ihn Gott vor dem Feinde bewahrt und beschützt hat, und einer wird den andern fragen: ‚Was hast du denn gegessen? Und der wird ihm antworten: Gott war meine Rettung und mein Schutz, ich habe Wurzeln gegessen, welche mir Gott aus der Erde hervorkommen ließ.’
Und alle, die sich da versammelten, werden zu jenem Teiche gehen, um da die Gemordeten zu sehen, deren Anzahl ungeheuer sein wird, so daß die übrig gebliebenen Menschen nicht hinreichen werden, um alle zu begraben. Und als sie sich an dem Orte versammelt haben werden, so wird ein frommer Priester auf jenem Stamme, welcher in der Mitte des Teiches stehen wird, den Gottesdienst verrichten, und alle werden Gott dem Herrn mit lauter Stimme danken für die Gnade, daß er sie vor den Feinden beschützte. Sodann wird ein jeder in seine Wohnung zurückkehren, wo er noch einen oder zwei Menschen finden wird, denn zu jener Zeit werden viele Menschen erschlagen und verbrannt, und viele Herrschaften zerstört werden. Da wird der Mann mit dem Weibe, die Eltern mit den Kindern, der Freund mit dem Freunde, der Nachbar mit dem Nachbarn wieder zusammenkommen und eine wahre Freundschaftsliebe wird unter ihnen erglühen, so daß alle eines Herzens sein werden und einer den andern lieben wird. Auf der Flucht der Feinde aus der Schlacht bei dem Berge Blanik schlagen dieselben den Weg in jene große Stadt (Prag) ein, die Bürger werden sie aber in dieselbe nicht hineinlassen wollen und ihnen auch nicht den Durchzug zulassen. Darüber so ergrimmt, werden die Feinde die große Stadt vom Grunde aus zerstören, so daß nichts von der Stadt übrig bleibt, sondern dieselbe bis zu dem jüngsten Tage in Schutt liegen wird.
Diejenigen Menschen, welche übrig bleiben, bekommen dann einen guten und frommen König. Es wird geschehen, wie ich dir, o großer König Salomon, im ersten Buche gesagt habe: Es wird nämlich ein König aus dem Abendlande kommen. Unter seiner Regierung wird Gott der Herr den Thron des Messias erneuern, die fromme Geistlichkeit wird sich vermehren, und diese wird dem Volke wieder den wahren Glauben des Messias lehren. Darnach werden alle – der König und die Priester, die Herren und das Volk – gegenseitig aufrichtig, freundschaftlich, treu und ohne Trug und Falschheit und alle gottesfürchtig sein, und Gott wird ihnen fünfzig gute, furchtbare, ruhige und frohe Jahre geben, es wird alles wohlfeil werden und zwar: der Metzen Korn wird sieben Silbergroschen, der Metzen Weizen zwölf Silbergroschen, ein Maß Wein zwei Kreuzer und ein Pfund Hirschenfleisch auch zwei Kreuzer kosten, und alles wird in Hülle und Fülle da sein, und der König wird im Namen Gottes mit seinem Kriegsheere in das heilige Land ziehen gegen die Heiden und gegen die Juden, gegen die Tartaren und Türken, welche das Grab des Messias und andere Orte in ihrer Macht haben und dieselben bewachen werden, und mit diesen wird er einen langen Krieg, der bei neunzehn Jahre dauern wird, für den Glauben des Messias führen, denn er wird auch die Heiden zu dem wahren Glauben des Messias bringen wollen und wird durch Gottes Gnade Jerusalem erobern und das Grab Gottes oder des Messias, sowie auch alle übrigen Orte, welche für heilig gehalten
Quelle: wiki.panpagan.com