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Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) genehmigte am letzten Montag in Berlin die Düngung des Ozeans mit Eisen, ein angeblicher Beitrag zum Klimaschutz. Umweltschützer warnen aber, rücksichtslose Klimaingenieure wollen den Ozean grossflächig mit Eisen düngen, damit riesige Algenmengen das Kohlendioxid aus dem Oberflächenwasser binden und das Treibhausgas am Tiefseeboden abladen, wenn die abgestorbenen Algen hinabrieselten. Ausgerechnet die Deutschen, unter deren Vorsitz im vergangenen Jahr die weltweite Ächtung solcher Klimadesignprojekte erfolgte, missachteten nun ebendieses Moratorium.

Von dem deutschen Forschungsschiff Polarstern aus wollen die Wissenschaftler ein 300 Quadratkilometer grosses Ozeangebiet mit zwanzig Tonnen Eisen düngen. So können sie erforschen, wie sich der Eisengehalt der Ozeane auf das Algenwachstum, die Entwicklung von pflanzlichem Plankton und schliesslich auf das Klima auswirkt.

Die Polarforscher kontern den Protesten: Das Moratorium verbiete zu Recht kommerzielle Ozeandüngung "im grossen Massstab", wegen unabsehbarer ökologischer Folgen. Um die Wissenslücken zu ergänzen, fordere das Abkommen jedoch auch Grundlagenforschung – die habe man "kleinskalig" vor. Nun ist die Frage: Was ist gross, was klein? Mit der gleichen Ausrede begründen die Japaner ihren Walfang, der ja auch nur der "Wissenschaft" dient.

Das Projekt unter dem Namen "Lohafex", an dem neben dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) das Indische Institut für Ozeanografie (NIO) beteiligt ist, war in die Kritik geraten, weil einige Gegner unabsehbare Folgen für die Umwelt befürchteten. Mehrere Gutachten gaben laut Forschungsministerium aber Entwarnung. Das federführende AWI hatte den Beginn des Experiments vom Votum der Ministerin abhängig gemacht.

Nach Voruntersuchungen hat das Wissenschaftlerteam auf der Polarstern inzwischen einen für das Experiment geeigneten geschlossenen Ozeanwirbel gefunden. Er befindet sich auf 48° südlicher Breite und 15° 30′ westlicher Länge, zwischen Südafrika und der Antarktis. Im Zentrum dieses Wirbels wird so bald wie möglich eine Treibboje mit Peilsendern ausgebracht. Von diesem Punkt aus wird das Forschungsschiff in den folgenden Tagen in spiralförmigen Windungen gelöstes Eisensulfat in den oberen 15 Metern der Wasserschicht verteilen.

Danach werden im Zentrum der gedüngten Fläche biologische, chemische und physikalische Werte gemessen und ökologische Veränderungen in allen Schichten der Wassersäule – von der Oberfläche bis zum Meeresboden in 3800 Metern Tiefe – über 40 Tage verfolgt. Bis die Biomasse im Untersuchungsgebiet aufgrund der Düngung messbar steigt, werden voraussichtlich 14 Tage vergehen.

Bei dem von einigen Firmen geplanten CO2-Handel sollten Tausende Tonnen Eisen auf gigantischen Meeresflächen ausgebracht werden, als Kompensation.

Experten meinen aber, dass Algenteppiche algenfressende Mikroben und Kleintiere anlocken. Der Expeditionsleiter der Polarstern, Victor Smetacek, vermutet, dass Krillschwärme und Wale das Recycling von Nährstoffen und Eisen fördern, das sichert ihre Lebensbasis. Falls sich dies erhärtet, wäre kommerzielle Eisendüngung in grossen Teilen des Südpolarmeers sinnlos: Es würde kein CO2 verschwinden, weil die Algen nicht absinken, sondern oben gefressen werden.

Quelle: Treehugger
Danke: http://alles-schallundrauch.blogspot.com