09:04
0
Wir sind das arkturianisch-analogische Erkundungsteam der Zwischenstation. Dies ist
unser Bericht für die galaktische Föderation, betreffend die Ereignisse im Sternensystem
Velatropa 24. Wir waren die ersten, die Luzifer den Code-Namen ‚666’ gaben. Und so
kam es dazu:
Durch Auswertung unseres ständig wachsenden Erfahrungsschatzes, den wir als
galaktische Sonde angehäuft hatten, waren wir zu dem Schluß gekommen, daß Luzifer in
Wirklichkeit die Projektion unseres eigenen Bewußtseins (d.h. des Bewußtseins des
galaktischen Seins) ist, welches sich von den unteren Dimensionen hinauf in den Bereich
des reinen Lichtes bewegt. Luzifer ist eine wesenhafte Verkörperung des Lichtes, die von
der sechsten Dimension aus operiert, jener Dimension, welche ihr als ‚reines Licht’
bezeichnet. Diese ist der Grund für Luzifers Namen, denn er bedeutet ‚licht-tragend’ bzw.
‚licht-bringend’.

Als sechst-dimensionale Wesenheit bzw. als futuristische, außerhalb der natürlichen
Ereignisabfolge operierende Projektion unseres eigenen Bewußtseins, und außerhalb der
Zeit durch den Raum bis in den Velatropa-Sektor getrieben, konzentrierte Luzifer natürlich
seine gesamte Aufmerksamkeit auf den sechsten Planeten von Velatropa 24. Da der elfte
und der zwölfte Planet schon am Anfang ihrer Entstehung eliminiert worden waren, mußte
Velatropa 24 nun zwangsläufig - wenn alles gutging - zu einer sechs-sinnigen stellaren
Keimzelle werden.

Wir vermuteten, daß Luzifer darauf abzielte, Velatropa 24 nach seinen Bedürfnissen zu
gestalten. Den Umformungsprozeß würde er vom sechsten Planeten aus steuern, den er in
einen Doppelstern verwandeln würde. Das Ergebnis sollte eine binäre, sechs-sinnige Keimzelle
sein, um zu seinem eigenen Nutzen Energie in die sechste Dimension zu schleusen. Sechste
Dimension, sechster Planet, sechs-sinnige stellare Keimzelle - deshalb ‘666’.
Luzifer auf diese Weise aufzuspüren und zu katalogisieren erwies sich als sehr hilfreich
für uns. Als wir diese Information dem großen ZSR-Hunab Ku übermittelten, wo sich das
Hauptquartier der Föderation befindet, dankte man uns nachdrücklich für unsere
Detektivarbeit.

Nur weil es ein Phänomen wie die Galaktische Föderation gibt, kann nicht automatisch
angenommen werden, daß alles bekannt ist. Im Gegenteil. Wissen bildet sich erst im Laufe
unserer Entwicklung. Das große Sein entwickelt sich permanent, denn das liegt in der
Natur der Freude. In den Sternenverzeichnissen ist im eigentlichen Sinne nicht Wissen
sondern überlieferte Kunde gespeichert. Diese wiederum ist der sicher eingelagerte Schatz
des Träumens. Wissen ist das, was sich aus der Erforschung von Situationen ergibt, welche
vom Abenteuer des Werdens stets aufs Neue geschaffen werden. Zumindest ist dies die
Essenz dessen, was wir Heterokliten während des unruhigen Verlaufes unserer Probe
herausgefunden haben.

Nachdem wir so viele Erkenntnisse über Luzifer und auch uns selbst gesammelt hatten,
konnten wir schließlich die nächste Phase der Planetenzähmung in Angriff nehmen.
Obwohl unser Einfühlungsvermögen und unsere Sensibilität durch die lange Abfolge von
Ereignissen nach Errichtung der AA-Zwischenstation stark beansprucht worden war und
sich die Zahl unserer Mitstreiter in der Zwischenstation schon sehr verringert hatte, ließen
wir uns durch nichts von unserem Kurs abbringen. Nun aber war es klarer als jemals zuvor,
daß die Lösung des Luzifer-Problems von allergrößter Wichtigkeit war.

Ihr müßt verstehen, daß unser Plan niemals darauf abzielte, Luzifer zu vernichten,
sondern vielmehr darauf, von ihm zu lernen und schließlich seinen Weg mit dem unseren
zu vereinen. Schließlich ist eine sechst-dimensionale Wesenheit eine seltene Erscheinung,
und wenn diese Entität die Ruhelosigkeit unserer Zukunft repräsentiert, blieb uns um
unserer eigenen Entwicklung willen nichts anderes übrig als zu lernen, wie wir mit ihm
gemeinsam existieren konnten. Wie viele Äonen auch verstreichen mochten und wie viele
Planetensysteme es auch kosten würde - wir mußten eine Verbindung mit Luzifer schaffen.

Bei unserer Analyse der Situation im System Velatropa 24 nach der Maldek-Katastrophe
stellten wir folgendes fest: Mithilfe der überlegenen Klugheit seines sechst-dimensionalen
Wissens (und wir verwenden für Luzifer einfach deshalb das männliche Pronomen, weil
‚er’ eine starke Bevorzugung des männlichen Elementes ausgelöst hatte, denn in der
sechsten Dimension gibt es natürlich keine geschlechtliche Differenzierung mehr) hatte
Luzifer die Kontrolle über zwei Planeten, welche ihr ‚Jupiter’ und ‚Saturn’ nennt, erlangt.
In einem weiteren raffinierten Akt war der 12:60-Strahl und zugleich mit ihm die künstliche
Zeit erschaffen worden. Die von diesem Strahl ausgelösten Zeit-Kriege hatten zur
Zerstörung eines Planeten geführt. Was sollten wir als nächstes tun?

Unsere heteroklitischen Kokons hatten Uranus umringt, der, so konnte man sagen,
bereits für uns gewonnen war. Trotz der Zerstörung Maldeks erkannten wir, daß die
Möglichkeit der Erzeugung des vollkommenen fünften Akkordes immer noch bestand:
Dann mußte eine Verbindung zwischen Uranus, der die achte Umlaufbahn besetzte, und
eurer Erde Terra-Gaia, welche die dritte Umlaufbahn einnahm, hergestellt werden. Als
Künstler der Liebe und Liebhaber lustvoller Kunst, die wir Arkturianer sind, bestand die
einzige Hoffnung für Velatropa 24 unserem Ermessen nach in der Schaffung des Zeit-
Tunnels, welcher den dritten und den achten Planeten miteinander verbinden sollte.
Innerhalb dieses Zeit-Tunnels würden wir unsere eigene Kunde wie auch jene der
verlorenen Welten bewahren, welche jetzt in den ‚Epischen und Lyrischen Liedern von
Xymox’ zusammengefaßt ist. Im passenden Augenblick würde dieser Tunnel geöffnet
werden, wobei er diese Kunde freigeben und das Erklingen des fünften Akkordes möglich
machen würde. Doch nur im richtigen Moment, in jener zu dem Zeitpunkt fernen Zukunft,
welche ihr jetzt als ‚bald’ bezeichnet.

Dies bedeutete aber auch, daß wir zwecks Absicherung der inneren vier Planeten einen
Gegenplan entwerfen mußten. Da das Pendant zum vierten Planeten der siebente Planet -
Saturn - ist und dieser nunmehr eine Bastion der Luziferaner war, beschlossen wir, uns auf
diesen von euch ‚Mars’ genannten vierten Planeten zu konzentrieren. Wenn wir diesen
Planeten für uns gewinnen könnten, so wären wir vielleicht imstande, die luziferischen Zeit-
Strahl-Attacken abzuwehren. Würden die Luziferaner Mars erobern, hätten sie damit einen
mächtigen Keil zwischen den dritten und den achten Planeten getrieben. Dies mußten wir
verhindern, denn in diesem Szenario würde der Zeit-Tunnel für immer blockiert sein.

Wenn wir von den ‚Luziferanern’ sprechen, so meinen wir folgendes: Ein ‚Luziferaner’
ist ein dritt- oder viert-dimensionales Wesen, das durch den vorgetäuschten Zauber
Luzifers geblendet wurde und nun darin gefangen ist. Wir bemerkten, daß sich Luzifer von
den Projektionen der dritt- und viert-dimensionalen Wesen ‚ernährte’. All jenen, die ihm
ihre Projektionen lieferten, gab er die Illusion von Macht zurück. Dieser Illusion waren nicht
nur zahlreiche Angehörige des Nacht-, Krieger-, Samen- und Adler-Stammes erlegen,
sondern auch viele der Antareaner, die ursprünglich unsere Verbündeten in der AAZwischenstation
gewesen waren.

Mars befand sich in der Obhut des Himmelswanderer- und des Weltenüberbrücker-
Stammes, deren Angehörige bis zu diesem Zeitpunkt ihre viert-dimensionale Form
beibehalten hatten. Mit ihnen sowie mit den viert-dimensionalen Vertretern des
mittlerweile zerstörten Planeten Maldek hielten wir sodann eine Ratsversammlung ab, bei
der wir einen Plan zur dritt-dimensionalen Kolonisierung des Mars entwickelten.
Mit den in der Zwischenstation verbleibenden Antareanern trafen wir die Vereinbarung,
daß sie eine Inkarnation unter den Himmelswanderern auf der Südhalbkugel des Mars
wagen sollten, während einige unserer eigenen Mitstreiter unter den Weltenüberbrückern
auf der nördlichen Hemisphäre des Planeten inkarnieren würden.

Genetisches Experimentieren und Kolonisierung dieser Art erfordert geraume Zeit,
weshalb wir, sobald das Projekt begonnen hatte, den Dingen ihren Lauf ließen. Viele von
uns stellten fest, daß es wesentlich unterhaltsamer war, das Schweben im Raum zwischen
den Planeten Uranus und Neptun auszukosten. Andere wieder verblieben in ihren Kokons,
mit denen sie die innersten drei Planeten langsam umkreisten. Aufgrund dieser Umstände
besaßen wir nicht das nötige Rüstzeug, um mit dem fertigzuwerden, was auf Mars geschah.
Und als für Mars die Zeit der Erinnerung nahte, war es neuerlich zu spät.

Wie sich herausstellte, waren die von antareanischen Inkarnationen unterstützten
Himmelswanderer der Südhalbkugel durch Saturn-Antareaner unterwandert worden.
Infolge des Einflusses der vom siebenten Planeten kommenden Antareaner hatten die
Himmelswanderer eine großartige Zivilisation geschaffen, welche an jene der Atlantesier
im Aldebaran-System erinnerte. Aber wie die Atlantesier Aldebarans wurden auch die
marsianischen Atlantesier Opfer eines fatalen Tauschhandels: An die Stelle des freien
Willens und der kosmischen Erinnerung traten Macht und Luxus, aufgebläht von einer
Elite, welche sich einer auf den Grundsätzen ‚Verteidigung’ und ‚Sicherheit’ basierenden
Philosophie verschrieben hatte. In uns erweckte dies furchtbare Erinnerungen an den lange
zurückliegenden Konflikt mit den Ältesten der Liga der Zehn im weit entfernten Arkturus-
System.

Auf der nördlichen Hemisphäre des Mars hatten die Weltenüberbrücker ein Reich
namens ‚Elysium’ errichtet. Im Gegensatz zum dekadenten Luxus der Südhalbkugel
zeichnete sich Elysium durch asketische Strenge und Erhabenheit aus. Trotzdem stand auch
hier nicht alles zum Besten, denn in das Bewußtsein der Bewohner hatte sich die Idee der
Unsterblichkeit, begleitet von einer seltsamen Verehrung des Todes. Nun, wenn ihr euch
an die Abenteuer von Arc-Tara erinnert, wißt ihr, daß das Reich des Todes eigentlich der
große nördliche, interdimensionale Bereich der Galaxis ist und den Ort darstellt, an dem
sich der Speicher der Wahrheit jedes Wesens befindet. Hier auf Mars aber wurde der Tod
als Eigentum einiger weniger sogenannter ‚Wahrheits-Träger’ - der Herrscher von Elysium
- angesehen. Dies alles führte uns vor Augen, wie sehr die Dinge von ihrem
vorgezeichneten Kurs abwichen, wenn die Wachsamkeit bei der Beobachtung der
Entwicklungen nachläßt.

Die endgültige Eskalation der Situation wurde durch den Ausbruch eines schrecklichen
Krieges zwischen den Atlantesiern und den Elysianern herbeigeführt. Ironischerweise hatte
keine der beiden Zivilisationen aufgrund ihrer ausgeprägten Fixierung auf Verteidigung und
Sicherheit den sich ständig verschlechternden Klimaverhältnissen des Planeten
Beachtung geschenkt, weshalb sie auf die kommenden Ereignisse überhaupt nicht
vorbereitet waren. Als Folge davon wurde dem Mars-Projekt ein verhängnisvoller
Doppelschlag versetzt: eine Art Atomkrieg, der die Austrocknung der Atmosphäre
nur noch beschleunigte, und die giftbedingte Ausdünnung des planetaren
elektromagnetischen Feldes.

Binnen sehr kurzer Zeit wurde Mars für seine einst stolze dritt-dimensionale
Bevölkerung unbewohnbar. Da, wo früher blühender Handel und stabile Strukturen
geherrscht, wo sich Armeen und Karawanen bewegt hatten, wüteten jetzt nur noch
gnadenlose Sturmwinde und wehten kalte Wolken roten Sandes über das Land. Der
rote Sand driftete überallhin und bedeckte allmählich die zertrümmerten Monumente,
wo niemand mehr die radioaktiv verseuchte Luft atmete.

Noch vor dem traurigen Verlust dieses Planeten als stabile Operationsbasis aber
errichteten die Arkturianer von Elysium, als sie sich der Probe, ihrer Ursprünge und
ihres Schicksals erinnerten, ein gewaltiges Monument - das Gesicht von Ur-Arktur, in
dem einige von uns auch das Antlitz von Thotmosis, dem Affen-König, erblickten.
Dieses riesige, rätselhafte Gesicht starrt bis zum heutigen Tage vom sandigen Ödland
der im Norden des Planeten gelegenen Cydonia-Region hinaus ins All, geduldig darauf
wartend, daß die kosmische Erinnerung zu allen Stämmen der Zeit zurückkehrt.

Über den Verlauf des Mars-Projektes nachsinnend fragten wir uns immer wieder,
wie viele Planeten denn noch der betörenden Wirkung von Luzifers Projektionen zum
Opfer fallen würden? Um der Probe, Kinich Ahaus, des Ruhmes der Föderation und
auch um unserer eigenen Reise heim nach Arkturus willen mußten wir unbedingt
verhindern, daß weitere Planeten in diesem bereits schwer beeinträchtigten
Sonnensystem zerstört würden.