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spricht mit Johann Kössner Piotr Drzewiecki

Was haben Sie im Tzolkin, dem 260-Tage Maya-Kalender, entdeckt, dass Sie so reichliche Zeit Ihres Lebens den Forschungen an ihm widmeten?

Schon als Kind hatte ich Interesse an Philosophien und Religionen. Zunächst war es die Christliche Religion, was verständlich ist. Es interessierte mich, was tatsächlich hier auf Erde geschieht. In den europäischen Philosophien und Religionen, die ich später erforschte, fand ich keine Antworten auf meine Fragen. Deswegen schaute ich ein bisschen weiter.

Ich beschäftigte mich mit den Vedischen Büchern und da traf ich auf den Zeitbegriff. Vor über zehn Jahren machte ich mich mit den Arbeiten von Jose Argüelles vertraut, der die Symbolik der Maya auf unsere europäische und heutige Denkweise übertrug, die spirituelle Verbindungen des Maya-Kalenders mit unserem Verständnis der Realität zeigte. Ich begann dieses Problem zu erforschen; eigentlich fand ich das, was ich suchte.

Man kann also sagen, dass Sie als Philosoph das größte Interesse an der Zeit hatten. Wie weit war die Entdeckung von Tzolkin ein Durchbruch in der Entdeckung des Zeiträtsels?
Alles, was geschieht ist mathematisch bedingt. Tzolkin hilft, die Realität in eine mathematische Weise zu ordnen: Ereignisse folgen logisch, haben ihre Gründe und werden von bestimmten Regelmäßigkeiten regiert.

Was ist also die Zeit nach den Maya und nach Kössner?
Die Maya stammen aus einer bestimmten spirituellen Tradition. Kosmologisches Wissen war ihnen nicht fremd; sie hatten Einblick in die Ordnung bestimmter Regelmäßigkeiten. Und genau diese Regelmäßigkeiten wurden im Tzolkin eingetragen. Der Maya-Kalender geht über unseres Verständnis hinaus, umfasst nicht nur Fragen aus der Astrophysik und Astronomie, sonder vieles mehr. Wie verstanden die Maya Zeit und Welt? Die Realität ist mehrdimensional.

Die erste Dimension ist unsere Biologie, die zweite ist Emotionalität, die dritte Denkvermögen, Mentalität. Sie kreieren unsere äußere Welt. Die Zeit ist die vierte Dimension, das Tor, welches uns mit anderen, höheren Dimensionen verbindet und durch das zu uns Informationen, Energien fließen. Wir Leben in einer Welt der Formen, die in einer bestimmten Zeit eine Manifestation dessen darstellen, das keine Form besitzt, was über den Formen steht. So haben uns die Maya gesehen und so sehe ich es auch. Die Zeit hat keine lineare Natur. Es ist nur unser subjektives Empfinden, das uns sie so sehen lässt. Ihre Natur sind zyklische Verläufe, sie hat unterschiedliche Ebenen, zwischen denen es unterschiedliche Verbindungen gibt. Für uns, die gewöhnt sind den Zeitbegriff linear zu verstehen, ist es schwer zu akzeptieren.

Kann man auch das spirituelle Leben auf mathematische Weise beschreiben?
Selbstverständlich. Es gibt keine Zufälle. Tzolkin ist unsere Matrix. Alles, was geschieht, im Leben eines Individuums wie auch in ganzen Gesellschaften, geschieht nicht zufällig und hat seine Spieglung im Tzolkin. Zum Beispiel war der Angriff auf World Trade Center im New York am 11. September vorigen Jahres kein Zufall, es war im Tzolkin gespeichert. Irgendwelche Kräfte wurden freigesetzt, und die Energie ging durch das Tor hindurch.

Sie sagen, dass es keine Zufälle gibt. Können wir mit dem Wissen Ereignisse voraussehen?
Ja, wir müssen aber sehr vorsichtig sein. Wenn man das vierdimensionale Verstehen der Zeit bei den Maya mit unserer linearen Einstellung verbindet, kann man bestimmte Regelmäßigkeiten finden, welche die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft regieren, sie sagen aber nicht voraus, dass es so und nicht anders geschehe. Im Spiel gibt es noch zwei Faktoren: das schöpferische Wesen, das der Mensch ist und das Kollektiv (Gesellschaft); sie sind bis zu einem gewissen Grade unberechenbar. Wenn eines Tages irgendeine kondensierte Energie sich sichtbar macht und ihre Form manifestiert, werden es manche einen unglücklichen Zufall nennen. Ich behaupte nicht, dass es sicher so kommt. Vieles ist vom Menschen abhängig.

"Gleich beginnt deren Wecker zu klingen" - schrieb Adrian Gilbert in "Das prophetische Wissen der Maya". Was geschieht am 22. Dezember 2012, wenn der Jetzige Große Maya-Zyklus, der 13 Baktuns, also 1 872 000 Tage dauert, zu Ende geht? Was haben die Maya selbst mit diesem Datum verbunden - eine Katastrophe, das Ende der alten und die Geburt der neuen Welt?
Es ist das größte Missverständnis, welchem die Interpretierenden des Maya-Kalenders unterlegen sind. Das, was wir als Geschichte sehen, ist das Interpretieren der Zeit auf quantitative Weise. Die Maya kannten den Kalender im Sinne der Qualität und nicht der Quantität. Hätten wir es sehr gewollt, könnten wir das Datum mit der Mittenacht vergleichen, wenn ein neuer Tag beginnt. Wir befinden uns an der Schnittstelle. Wir kommen aus der Dunkelheit heraus und sollten erwachen. Die Esoterik nennt es das Wassermann- ZEITALTER. Das Jahr 2012 ist ein Punkt, an dem es zu einer Kondensierung der Ereignisse kommt.

Über eine Katastrophe zu sprechen ist also nicht zu rechtfertigen. Nach diesem Durchbruchsdatum kommt eher es zu einer Änderung unseres Lebens als Menschheit, ein neues Zeitalter und neues Bewusstsein...?
Es ist einfach ein vereinbarter Punkt.

An ihm beginnt etwas; wir werden es aber nicht ab sofort merken?
Wir können es merken. Nach den Maya befinden wir uns am Ende der Vierten Welt. Aus der Vergangenheit wirken auf uns bestimmte Kräfte. Es kann zu einer Implosion kommen, die Menschen als Dramen und Katastrophen ablesen können, und was eine Folge des Zusammenstoßes von den zwei Welten wird. Das Jahr 2012 ist ein Punkt, in dem alles in unterem Teil eines Trichters kondensiert. Dies ist ein Selektionsprozess: Das was einen Wert besitzt, soll bestehen bleiben, und das was es nicht besitzt, muss weggeräumt werden. Subjektiv verspüren wir den Prozess als eine Katastrophe, die aber keine ist.

Reinigung?
Ja. Aus der Sicht der Maya können wir es mit Freude und nicht mit einem Gefühl der Niederlage beobachten, da wir wissen, dass den einzelnen Menschen nur das betrifft, was er wirklich benötigt. Auch wenn es zu einem Ende der dreidimensionalen Welt kommt, bedeutet es, dass es so sein sollte. Wir sollen diese Prozesse ruhig beobachten, von der spirituellen Seite her. Wir sind zwar ein Teil der Gesellschaft, aber auch Individuen. Außerdem hat jede Gesellschaft (Kollektiv) bestimmte Aufgaben durchzuarbeiten. Evolution bedeutet Entwicklung, manchmal kann aber einem so vorkommen, als ob es ein Schritt zurück wäre. Und dieser Schritt zurück ist dazu da, um etwas aufzuräumen, sodass dieser Prozess nach vorne gehen kann.

Auf welche Weise kann der Tzolkin im Alltagsleben helfen?
Dank dem Kalender kenne ich Kräfte, die auf mich wirken und kann sie auf die Zeit beziehen. Ich habe zwei Möglichkeiten, das Wissen zu nutzen: passiv und aktiv. Passiv: ich kann lesen, die Schablonen des Kalenders durchschauen und es wird mir klar, warum etwas geschieht. Aktiv dagegen: ich kenne Kräfte, die auf mich wirken, und gegen die ich mich nicht wehren kann. Wenn ich weiß, welche Potentiale wie zu nutzen sind, ist es mir einfacher an diesem Tag, an dem ich eine Unterstützung seitens dieser Kräfte habe, mit verschiedenen Problemen zurechtzukommen.

Nach der sonnen-hormonalen Theorie untersteht der Mensch, sein Leben lang, von der Empfängnis bis zum Tode, den Einflüssen des irdischen Magnetfeldes. Die Änderungen des Erdenmagnetismus, verursacht durch den Sonnenwind, führen zu Differenzen im Melatoninspiegel, was unsere Biorhythmen beeinflusst und im Östrogen- und Progesteronspiegel, was die Fruchtbarkeit beeinflusst. Die Mayas beteten die Sonne als die Fruchtbarkeitsgottheit an. Die Wissenschaft beginnt jetzt langsam, dass zu beweisen, was die alten Kulturen wussten. Was wussten die Maya noch, was wir zur Zeit noch nicht wissenschaftlich beweisen können?
Die Mayas verstanden die Welt kosmologisch. Sie wussten, dass unabhängig vom Abstand eines Planeten von der Erde, immer eine Verbindung zwischen ihnen besteht, besonders wenn dieser Planet sich in unserem Sonnensystem befindet. Das, was die moderne Wissenschaft in der Lage ist zu entdecken, ist nur der physische, materielle Teil der Realität. Schon seit Einstein weißt die Menschheit, dass jede Materie Energie auslöst. Egal, ob es ein Planet oder ein Stein ist. Es gibt kein Ding, das nicht energetisch kenngezeichnet wird und in sich keine Informationen kodiert hat. Also, wir haben Materie, Energie und Information und es gibt noch eine vierte Größe, das Bewusstsein, eine göttliche Essenz, welche alle Dinge besitzen. Es ist eine Weisheit, die so alt wie die Welt ist. Urvölker haben der Materie einen großen Respekt entgegen gebracht und haben keinen Begriff der unbelebten anerkannt (es reicht den Animismus zu erwähnen, Redaktionsnachtrag). Nach ihnen hat sogar ein Stein ein Bewusstsein. Auch wir können es so formulieren. In dieser Philosophie steckt ein enormer Respekt vor den materiellen Formen. In jeder materiellen Form gibt es göttliches Bewusstsein. Durch die Sonne kommen wichtige Informationen auf unsere Erde und es gibt darin einen Inhalt. Die heutige Wissenschaft hat an der Stelle angehalten, wo es die Energie gibt. Weiter geht sie nicht. Sie schweigt zum Thema göttliches Bewusstsein, sie schweigt darüber, dass Energie irgendwelche Informationen mit sich trägt.

Inklusive Philosophie?
Philosophien schwiegen lange zu dem Thema. Dieser Aspekt wurde erst in modernen Naturphilosophien, die sich der Analyse bedienen, gesehen und das gerade, ist mit der Unbewusstheit, von der wir sprechen und der Etappe, die wir jetzt erleben, verbunden. Man soll den Weg in die Dunkelheit nicht als eine Katastrophe sehen. Wir sind zwar nicht in der Lage manche Sachen auf dem Weg zu bemerken. Von einer Seite begrenzt er uns, von der anderen wurden wir mit der Materie, modernen Technologien und dem Zivilisationsfortschritt stark gekoppelt. Einige Technologien sind wertvoll und gut für uns, andere schlecht und schädlich; es ist erst jetzt zu sehen, an diesem Punkt, an den unsere Generation gelangte. Und gerade uns als Generation ist die Aufgabe zugefallen, die schlechten Technologien zu erkennen und mit ihnen zurechtzukommen. Im anderen Falle, machen es statt uns diese Kräfte, von denen ich sprach; was sich nicht unbedingt als ganz angenehm zeigen kann. Es bedeutet nicht, dass wir wieder auf Bäume klettern und in den Höhlen wohnen werden. Durch das Verstehen des Wesens der Änderung bekommen wir aber die Möglichkeit, an der Selektion teilzunehmen und dies wird für uns weniger schmerzhaft, für uns und die ganze Biosphäre: Pflanzen und Tiere. Wir stellen mit ihr eine Ganzheit dar. Niemand fragt uns, ob wir es wollen. Die Aufgabe der Evolution ist es aufzuräumen, schlechte Prozesse zu reinigen. Es ist keine Gottesstrafe, und niemand rächt an uns. Alle Prozesse wollen nur wieder statt uns Platz für die Tier- und Pflanzenwelt auf der Erde machen. Und dies gerade ist unser evolutionärer Beitrag als Generation. Je mehr wir wissen werden und entsprechend reagieren, zu desto weniger Katastrophen kommt es. In diesem Sinne ist die Zukunft offen. Soweit ich die Menschen aber kenne, werden wir bestimmt ein paar "Fußtritte" brauchen. Es kommt zu solcher Ordnung, die von der Zukunft gefordert wird. Ich wiederhole noch einmal: Es ist keine Katastrophe oder Rache Gottes, der uns bestrafen will.

Man kann also sagen, dass es eine Erneuerung des Geistes der Menschheit des 21. Jh. wird?
Ja.

Es ist sehr optimistisch: keine Katastrophe, sondern Reinigung und ein Eintritt auf eine höhere Bewusstseinsebene.
Na, nicht ganz so. Für Menschen, welche alle diese Prozesse nicht begreifen und bei den alten Mustern bleiben, kann es eine enorme Katastrophe werden; Im gewissen Sinne der Weltuntergang.