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Unsichtbare Waffen

Totale Überwachung und Kontrolle durch Mikrowellen

von Grazyna Fosar und Franz Bludorf

Im Jahre 1984 sollte laut George Orwell die Herrschaft von „Big Brother“ beginnen. Heute, zwanzig Jahre später, hat eine wissenschaftliche Konferenz in Deutschland zutage gebracht, dass der Einsatz hochfrequenter Mikrowellenstrahlung viel erschreckender und auch effektiver ist als Orwells Vision.

Die Frequenzlüge

Im Juli 2004 fand an der Universität Magdeburg die internationale Konferenz „Euroem 2004“ („Euro Electromagnetics“) statt. Zur Sprache kamen die neuesten technologischen Entwicklungen auf dem Gebiet elektromagnetischer Frequenzen, vor allem im Mikrowellenbereich. Dabei fand auch der Themenkomplex biologischer Wirkungen breiten Raum. Ganz im Gegensatz übrigens zur öffentlichen Diskussion in den Massenmedien, wo derartige Wirkungen gern heruntergespielt oder gar geleugnet werden. Die Ergebnisse der Tagung von Magdeburg sind eindeutig: Wissenschaftler und Militärs wissen sehr genau, was elektromagnetische Frequenzen bei Mensch und Umwelt bewirken können, und zwar auch im athermischen Bereich, den man mit Hilfe der vieldiskutierten (und in Wahrheit vollkommen unsinnigen) „Grenzwerte“ keinesfalls in den Griff bekommen kann. Und was das Schlimmste ist: Mit Hilfe von Mikrowellen, wie sie uns schon heute allerorten umgeben, können nicht nur Krankheiten hervorgerufen werden, sie öffnen auch der Manipulation des menschlichen Bewusstseins Tür und Tor.

Abb. 1

So wurden z. B. bei Euroem 2004 die Ergebnisse einer Doppelblindstudie vorgestellt , die in Kooperation zwischen dem TNO Physics and Electronics Laboratory der Universität Den Haag und dem Health Council der Niederlande durchgeführt worden war.[1] Dabei wurden zwei Gruppen von Testpersonen Mikrowellen im Frequenzbereich von 900 und 2100 MHz ausgesetzt, wie sie auch von Mobilfunksendemasten nach dem GSM-Standard bzw. nach dem neuen UMTS-Standard abgestrahlt werden. Die Spitzenbelastungen lagen bei 1 V/m. Eine Testgruppe bestand aus Personen, die über gesundheitliche Beschwerden klagten, für deren Ursache sie selbst Elektrosmog von Mobilfunkmasten in Verdacht hatten. Die andere Testgruppe bestand aus Personen ohne derartige Beschwerden. Um eine mögliche Signifikanz der Resultate sicherzustellen und autosuggestive Einflüsse auszuschalten, wurden die Testpersonen in einer Kontrollsitzung überhaupt nicht bestrahlt.

Während der Sitzungen wurden die Personen umfangreich auf ihre kognitiven Funktionen getestet. Dazu gehörten die Reaktionszeit, die Fähigkeit, Erinnerungen zueinander in Beziehung zu setzen, die selektive visuelle Aufmerksamkeit, die Fähigkeit, sich mit zwei Dingen auf einmal zu beschäftigen (sog. dual tasking), sowie die Fähigkeit, irrelevante Informationen aus der Wahrnehmung herauszufiltern. Nach der Sitzung mussten die Testpersonen dann noch einen Fragebogen zu ihrer subjektiven Befindlichkeit ausfüllen, wie er in ähnlicher Form auch für die Untersuchung von Stressfaktoren verwendet wird.

Im Fall der UMTS-Frequenzen (2100 MHz) ergab sich bei beiden Testgruppen ein hochsignifikanter Unterschied zwischen der echten Bestrahlung und der „Placebo-Sitzung“. Bei den GSM-Frequenzen (900 MHz) war der Unterschied weniger ausgeprägt.

Eindeutige Schlussfolgerung der Wissenschaftler: „Die Nullhypothese – dass also die Strahlung keinen Effekt hat – musste verworfen werden.“[2] Im Klartext heißt das: Die Abstrahlung von Handymasten (zumindest im Fall des UMTS-Standards) stört die kognitiven Funktionen menschlicher Wahrnehmung. Reaktionszeit und Konzentrationsfähigkeit werden schlechter, die Fähigkeit zum Vergleichen und Werten von Informationen wird beeinträchtigt.

Die aufgenommene Strahlungsleistung pro 10 g Körpergewebe am Kopf bei den Testpersonen berechnete sich zu etwa 0,08 mW/kg, lag also bei weitem unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte. Auch hieraus zogen die Wissenschaftler einen unmissverständlichen Schluss: „Daher kann die Möglichkeit eines thermischen Effekts als Ursache der beobachteten Effekte als unwahrscheinlich betrachtet werden.“[3]

Dazu schreiben wir in unserem neuen Buch „Im Netz der Frequenzen“: „Die eigentliche Gefahr des Mobilfunks geht nicht von der thermischen Wirkung, also der Überwärmung des bestrahlten Körpergewebes, aus. Statt dessen muss man die athermischen Wirkungen dieser Strahlung berücksichtigen, z. B. die Tatsache, dass Handystrahlung moduliert und/oder gepulst ist, dass also dabei Informationen übertragen werden, die ebenfalls mit dem Gehirn und den Körperzellen in Wechselwirkung treten. Diese Informationsmuster sind aber vollkommen unabhängig von der übertragenen Signalstärke und treten bei jeder Form von Mobilfunk zwangsläufig auf, denn sonst könnten ja mit den Funkwellen keine Gespräche übertragen werden. Das ernüchternde Fazit ist: Diese athermischen Wirkungen von Mobilfunkwellen bleiben erhalten, egal wie hoch oder wie niedrig man die Grenzwerte ansetzt...“ – eine wissenschaftliche Tatsache, die bislang offiziell bestritten wurde und die leider auch viele Umweltschutzorganisationen und Bürgerinitiativen immer noch nicht begriffen haben, wie die Aussagen auf Flugblättern und Wahlplakaten beweisen.

Warum wird die Öffentlichkeit über solche Fakten nach wie vor belogen? Geht es lediglich darum, wirtschaftliche Interessen, z. B. von Mobilfunkanbietern, gegen mögliche Klagen aus der Bevölkerung zu schützen? Wer so denkt, bleibt an der Oberfläche des Problems. Die Tatsache, dass auf der Euroem-Konferenz auch viele Vertreter des Militärs und internationaler Rüstungskonzerne vertreten waren, sowie die Themen zahlreicher Vorträge beweisen, dass eine Entwicklung längst ins Rollen gekommen ist, um Frequenztechnologien zur weltweiten Implementation des perfekten Überwachungsstaats zu nutzen.

Durchbruch in der Waffentechnologie

„Mikrowellenwaffen sind der größte Durchbruch in der Waffentechnologie seit der Entwicklung der Atombombe.“ Dieses Zitat stammt direkt aus dem Pentagon. Neben Laserstrahlen gehören hochfrequente Mikrowellen (HPM = High power microwaves) zu den wichtigsten „Zutaten“ für gerichtete Energiewaffen (Directed Energy Weapons, DEW). Es sind größtenteils nicht tödlich wirkende Waffensysteme, die gegen die elektronische Infrastruktur eines Landes, aber auch direkt gegen Menschen einsetzbar sind.[4]

Mikrowellenwaffen wirken lautlos, sie zerstören keine Gebäude und hinterlassen keine Bombenkrater. Nicht zuletzt deshalb werden sie von den meisten Journalisten großzügig „übersehen“. Sie können aber auch dickes Mauerwerk durchdringen und auf diese Weise auf große Entfernung mit einem Schlag Computernetzwerke oder Telekommunikationsanlagen großräumig lahm legen. Bei solchen Technologien denkt man natürlich nur an Anwendungen im Krieg. Dies ist jedoch eine gefährliche Fehleinschätzung.

Zum Beispiel kann man ohne weiteres mit Hilfe eines ähnlichen, nur weniger starken Energiestrahls auch die elektronische Benzineinspritzung eines modernen PKW ausschalten. Neuartige Radare, die Mauern durchdringen, können jeden Bürger auch innerhalb seiner Wohnung ausspähen. Spezialgeräte sind in der Lage, feinste Schwingungen von Fensterscheiben abzugreifen und daraus komplette Gesprächsinhalte zu rekonstruieren, die hinter den geschlossenen Fenstern im scheinbar privaten Bereich der Wohnung geführt werden.[5] Die klassische „Wanze“ in der Stehlampe, zu deren Installation erst einmal ein Geheimagent Zugang zur Wohnung benötigt, hat längst ausgedient.

Abb. 2: Zentrum der amerikanischen Energiewaffenforschung ist die Kirtland Air Force Base bei Albuquerque (New Mexico).

(Foto: US Air Force)

Abb. 3: Häufig werden solche Tomahawk-Marschflugkörper mit den hypermodernen HPM-Energiestrahlwaffen bestückt, da das Abfeuern von einem bemannten Flugzeug aus zu gefährlich ist.

(Foto: US Air Force)

Auf der Euroem-Tagung kamen auch zahlreiche Technologien zur Sprache, die für den Einsatz im Bereich Polizei und Justiz geeignet sind. Offiziell wird dies natürlich immer mit der Begründung versehen, es diene ausschließlich „der Bekämpfung der organisierten Kriminalität“ oder „des internationalen Terrorismus“. Allerdings beweist das Überwachungsvideo vom Bostoner Flughafen vom 11. September 2001, dass bei der „Terrorismusbekämpfung“ selbst herkömmliche Technologie nur sehr nachlässig eingesetzt wird.

Die Technologien, die wir Ihnen hier vorstellen wollen, wurden teilweise auf der Euroem-Konferenz als „Zukunftsmusik“ präsentiert, für die angeblich noch nicht einmal Prototypen existierten. Unsere Recherchen ergaben jedoch, dass diese Behauptungen falsch sind. Gerade auch in Deutschland werden derartige Geräte längst gebaut und in großformatigen Werbeannoncen in der Fachpresse angeboten.

In Magdeburg traf sich alles, was im Bereich der Mikrowellentechnik Rang und Namen hat. So wurde diese Tagung nicht nur von Institutionen zur Wirtschafts- und Wissenschafts­förderung gesponsert wie z. B. der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Verband deutscher Ingenieure (VDI) oder dem Verband der Elektrotechnik (VDE), sondern auch vom Bundeswehrbeschaffungsamt, dem European Office of Aerospace Research and Development der US Air Force und den Los Alamos National Laboratories. Zu den Ausstellern gehörten auch international agierende Rüstungsunternehmen wie etwa die deutschen Firmen Diehl und Rheinmetall, die seit kurzem im Bereich Mikrowellentechnik kooperieren.[6]

Mikrowellenwaffen gegen PKWs

Wir kennen es alle aus amerikanischen Actionfilmen oder aus unseren eigenen Nachrichten: Die Polizei versucht einen Verdächtigen zu stellen, der flüchtet im Auto auf die Autobahn, und es beginnt eine wilde Verfolgungsjagd. Oft erstreckt sie sich über mehrere Länder, bis es den vereinten Bemühungen der Sicherheitskräfte mit großem Personalaufwand gelingt, den flüchtenden Wagen zu stoppen.

Abb. 4

Aber es geht auch viel einfacher. Heutige Autos sind vollgestopft mit Elektronik und Mikroprozessoren. Sollte es da nicht möglich sein, einen Wagen aus der Ferne mit Hilfe eines Energiestrahls ganz einfach zu stoppen?

Was sich wie ein utopischer Traum der Polizei anhört, ist inzwischen Realität geworden. David Giri, Physikprofessor an der renommierten Berkeley-Universität, hatte vor einigen Jahren seinen Hochschuljob aufgegeben und statt dessen die Firma ProTech gegründet, um im Auftrag der Sicherheitsbehörden eine solche Technologie zu entwickeln. Auf der „Euroem 2004“ stellte er die neue Erfindung der Fachwelt vor.[7]

Mit Hilfe der von Dr. Giri entwickelten Technik ist ein speziell ausgerüsteter Polizeiwagen tatsächlich in der Lage, ein vor ihm fahrendes Auto mit Hilfe eines gerichteten Mikro­wellen­strahls zu stoppen. Auf dem derzeitigen Stand der Technik gelingt dies bis zu einer Entfernung von 50 Metern!

Die Konstruktion des Gerätes ist recht einfach und besteht im wesentlichen aus einer Batterie und einer Reihe hintereinandergeschalteter Kondensatoren, die eine hohe elektrische Ladung speichern können. Auf Knopfdruck kann man diese komprimierte elektrische Energie an eine Antenne weiterleiten, die auf dem Dach des Polizeiwagens montiert ist. Die Antenne produziert daraufhin einen eng fokussierten Strahl hochfrequenter Mikrowellen, der auf das vorausfahrende Auto gerichtet wird.

Sobald dieser hochfrequente Energiestrahl die Elektronik des Autos trifft, induziert er darin weitere elektrische Entladungen, die die Funktion dieser Aggregate stören. Die Attacke richtet sich insbesondere gegen Mikrochips, die die Benzineinspritzung steuern. Sobald diese lahmgelegt sind, erhält der Motor kein Benzin mehr, der Wagen rollt langsam aus und kommt zum Stehen. Aber auch andere elektronische Bauteile des Wagens, z. B. der Anlasser, können mit Hilfe einer solchen Attacke ausgeschaltet oder sogar zerstört werden.

Die Methode funktioniert natürlich nur bei Autos, die nicht älter als maximal zehn Jahre sind. Dr. Giri kündigt an, ein Prototyp solle im Sommer nächsten Jahres fertig sein. Doch in der Realität sind solche Systeme längst im Einsatz.

Abb. 5: Werbeannonce von Diehl und Rheinmetall (Quelle: http://www.mikrowellenterror.de)

Für ein ganz ähnliches System werben z. B. die beiden deutschen Rüstungsunternehmen Diehl und Rheinmetall schon seit längerer Zeit in Fachzeitschriften (Abb. 5). Bei ihnen heißt die Erfindung „High Power Microwave System“. Sie preisen es als „einzigartige Technologie zum Stoppen von Autos“ an. Im Gegensatz zu der von Dr. Giri vorgestellten Entwicklung bevorzugen sie allerdings eine Attacke nach hinten. Der Polizeiwagen muss dabei also dem zu stoppenden Fahrzeug vorausfahren.

Auf den ersten Blick erscheint das paradox angesichts des klassischen Einsatzgebiets bei Verfolgungsfahrten, aber in der Praxis könnte diese Version tatsächlich effektiver sein. Die meisten modernen Autos haben den Motor vorn, und damit braucht der Energiestrahl nicht mehr die gesamte Fahrgastzelle zu durchqueren, bevor er im Motorraum seine volle Wirkung entfalten kann.

Das heißt, der Strahl kann auch nicht mehr im Innern des Autos abgeschwächt, abgelenkt oder gar abgeschirmt werden. Es reichen bereits geringere Energien aus. Außerdem ist diese Variante auch unauffälliger. Die notwendigen Apparaturen werden im Fond eines Kleinbusses unsichtbar untergebracht und strahlen direkt durch die Karosserie nach hinten. Die auffällige Antenne auf dem Dach ist überflüssig. Dies lässt vermuten, dass die Technologie nicht nur für aufwendige Großfahndungen verwendet werden soll, sondern vermutlich auch für verdeckte Einsätze.

Uns sind persönlich Fälle aus Deutschland bekannt, aus denen klar hervorgeht, dass solche „Auto-Stopp-Systeme“ bereits existieren und keinesfalls nur gegen „Verbrecher“ oder „Terroristen“, sondern auch gegen normale Bürger eingesetzt werden. Folgendes Szenario spielte sich danach – glaubwürdig belegt und von KFZ-Mechanikern bezeugt – schon mehrfach auf den Straßen deutscher Großstädte ab:

Während einer ganz normalen Autofahrt durch die Stadt fängt der Motor urplötzlich ohne erkennbaren Grund an, an Fahrt zu verlieren. Der Wagen rollt noch einige Meter weiter, kommt dann zum Stehen und lässt sich auch nicht wieder starten. Gleichzeitig kommt es bei den Wageninsassen zu körperlichen Beschwerden (z. B. Schwindelgefühle, Herzrhythmusstörungen). Mitgeführte Handys zeigen an, dass die SIM-Karte blockiert ist, so dass es den Insassen unmöglich ist, einen Pannenservice zu rufen. Erst wenn man sich mit dem Handy mehrere Meter vom Auto entfernt, funktioniert es plötzlich wieder. Der herbeigerufene Pannenhelfer prüft die Batterie – sie ist in Ordnung. Trotzdem lässt sich der Wagen nicht starten und muss in die Werkstatt geschleppt werden. Dort wird z. B. festgestellt, dass der Anlasser komplett durchgeschmort ist. Laut Auskunft des Mechanikers hat er „so etwas noch nie gesehen“. Bei den betroffenen Autos handelte es sich durchweg um neuere Modelle der oberen Mittelklasse, die in einem technisch einwandfreien Zustand waren.

Abb. 6: Werbeannonce der Firmen Diehl und Rheinmetall für das Überwachungsradar (Quelle: http://www.mikrowellenterror.de)

Auf der Magdeburger Konferenz kamen auch weitere brisante Themen zur Sprache, über die in der Öffentlichkeit kaum berichtet wird, so z. B. die automatische Erkennung und Identifizierung von Zielobjekten.[8] Das können ebenfalls Autos sein, aber auch Personen, die sich sogar in geschlossenen Räumen aufhalten können.[9] Im „Versandhauskatalog“ von Diehl und Rheinmetall wird z. B. ein zu diesem Zweck entwickeltes Spezialradar angeboten, mit dessen Hilfe Personen innerhalb eines Hauses lokalisiert und identifiziert werden können (Abb. 6). Solche Radare sind für Betroffene kaum nachweisbar, weil sie mit ständig wechselnden Frequenzen arbeiten (sog. „frequency hopping“).

Das immer wieder geäußerte Argument – wer nichts verbrochen hat, hat auch nichts zu befürchten – zieht hier überhaupt nicht. Jeder Mensch verfügt über persönliche Daten und Informationen, die schutzwürdig sind, z. B. über seinen Gesundheitszustand. Auch nach diesen Daten streckt „Big Brother“ längst seine Hand aus.

Diagnose à la Microsoft

Eine Kopplung von Mensch und Maschine – das ist seit langem eine Vision von Zukunftsforschern und Science-Fiction-Autoren. Der große Erfolg von Action-Filmen wie dem „Terminator“ oder „Robocop“ (Abb. 7) kommt nicht von ungefähr.

Abb. 7: Eine Kopplung zwischen Mensch und Maschine – schon bald keine Domäne der Science Fiction mehr!

Seit dem 22. Juni 2004 ist der erste Schritt in diese Zukunft getan. Der amerikanische Software-Gigant Microsoft erhielt an diesem Tage ein Patent für „eine Methode und einen Apparat, um Energie und Daten mit Hilfe des menschlichen Körpers zu übertragen“.

Erfinder dieser „Apparatur“, deren Hauptbestandteil immerhin keine menschliche Erfindung, sondern der menschliche Körper ist, sind Lyndsay Williams aus Cambridge (England) sowie William Vablais und Stephen N. Bathiche, beide aus dem US-Bundesstaat Washington, wo ja auch Microsoft seinen Hauptsitz hat.

Die patentierte Technologie nutzt die Leitfähigkeit des menschlichen Körpers, die zwar nicht sehr stark ist, aber vollkommen ausreicht, um auf diese Weise auch elek­tromagnetische Wellen und damit auch Informationen übertragen zu können. So dürfte folgendes Szenario schon eines nicht mehr fernen Tages Realität werden: Sie gehen zum Arzt und betreten das Sprechzimmer. Der Arzt geht auf Sie zu und gibt Ihnen die Hand. Ein Begrüßungsritual, so alltäglich für uns alle, dass wir kaum davon Notiz nehmen. In diesem Moment wird aber bei diesem Handschlag eine komplette Datei von Ihnen zum Arzt übertragen, die alle wichtigen Daten Ihrer Person enthält – Vorerkrankungen, Risikofaktoren, genetische Vorbelastungen, Medika­men­tenallergien usw.

Abb. 8: Das Microsoft-Patent (US-Patent Nr. 6,754,472)

Klingt gut? Vielleicht, aber würden Sie sich in einer solchen Welt noch trauen, auch Ihrem Chef die Hand zu geben? Wäre dies der erste entscheidende Schritt zum gläsernen Menschen?

Wie funktioniert das überhaupt? Die US-Patentschrift Nr. 6,754,472 beschreibt es in allen Einzelheiten: Der „Apparat“, also die Erfindung, ist im wesentlichen ein Netzwerk, bestehend aus

1. einem Gerät, das in der Lage ist, ein elektromagnetisches Signal zu senden

2. einem Gerät, das in der Lage ist, ein elek­tromagnetisches Signal zu empfangen

3. dem Körper eines Lebewesens, der eine leitende Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Gerät herstellt sowie die Kommunikation zwischen beiden ermöglicht.

Das Beispiel mit dem Händeschütteln ist also gar nicht so weit hergeholt, denn in der Informatik bezeichnet man Verfahren zur Steuerung der Kommunikation zwischen unterschiedlichen Komponenten eines Netzwerks schon seit langem als „Handshake“.

In der Praxis sieht das so aus: Der Patient trägt einen kleinen Chip bei sich - nicht notwendigerweise als „Implantat“, sondern ganz einfach in der Jackentasche. Hauptsache, es besteht eine leitende Verbindung zu seiner Haut.

Der Arzt hat in seiner Tasche einen kleinen Rechner, etwa einen Organizer, Palmtop oder etwas ähnliches. Durch den Handschlag wird der Stromkreis zwischen dem Rechner des Arztes und dem Chip des Patienten geschlossen, die Daten werden übertragen und können vom Arzt dann auf dem Rechner komplett eingesehen werden.

Auf den ersten Blick könnte man sagen, das Verfahren unterscheidet sich nicht wesentlich von den Möglichkeiten, die auch die heutigen Chipkarten der Krankenkassen in sich bergen. Das ist schon richtig. Der Unterschied ist eher qualitativer Natur: Bei diesem neuen Verfahren kann man nie sicher sein, wer einem wann die persönlichen Daten abzapft, sofern man seinen Chip bei sich trägt. Die Entscheidung, ob man das muss, wird sicher nicht der Bürger zu treffen haben!

Das Microsoft-Verfahren ist sehr universell angelegt. Es ermöglicht auch die Übertragung akustischer Wellen, also hörbarer Informationen (z. B. Alarmtöne) sowie elektromagnetischer Wellen, sowohl mit analoger als auch mit digitaler Datenkodierung. Von analoger Kodierung spricht man, wenn eine elektromagnetische Welle erzeugt (wird), die genau so aussieht wie die Schallwelle... Die elektromagnetische Welle ist also der erzeugenden Schallwelle analog... Bei der digitalen Datenübertragung entfällt ... die Notwendigkeit, ein natürliches Signal nachzubilden. Es werden einfach die Daten, so wie sie sind, als „Bits und Bytes“ weitergeleitet.“ (zitiert aus Fosar/Bludorf: Im Netz der Frequenzen).

Nach Auskunft des Microsoft-Konzerns wollte man sich dort lediglich die Lizenzrechte an einer zukunftsträchtigen Methode sichern, hat jedoch angeblich weder einen funktionsfähigen Prototypen vorzuliegen noch irgendwelche Pläne, einen solchen zu entwickeln. Aus wirtschaftlichen Gründen kann das sogar glaubhaft sein, aber anderenorts hat ein „David“ aus Bayern längst den Wettstreit mit dem „Goliath“ aus Seattle aufgenommen.

Der „David“ ist die Firma Ident Technology aus Wessling in Bayern, ein Kleinunternehmen mit sechs Mitarbeitern (Microsoft beschäftigt 56,000 Leute und hat einen Forschungsetat von rund fünf Milliarden Dollar). Angesichts der Bekanntgabe der Patenterteilung an Microsoft durch die Medien trat nun auch Ident-Technology-Chef Peter Rosenbeck an die Öffentlichkeit.

Er behauptet nicht nur, dass seine Firma längst über eine serienreife Version dieser Technologie verfügt, er kann sie sogar in der Praxis jedem vorführen. Das Microsoft-Patent lässt der selbstbewusste Kleinunternehmer inzwischen durch seine Anwälte überprüfen.

Rosenbeck macht auch klar, dass es noch einige technische Schwierigkeiten gibt. So sind derzeit die Datenübertragungsraten noch sehr gering und liegen bei etwa 10,000 Bit pro Sekunde (das entspricht etwas mehr als einem Kilobyte). Damit kann man zwar noch nicht vernünftig im Internet surfen, aber jeder Mensch, der schon einmal am PC mit einem Textverarbeitungsprogramm wie Microsoft Word gearbeitet hat, weiß, dass man in einem Kilobyte allerhand Daten abspeichern kann - eben rund tausend Zeichen. Die Datenübertragung von Krankheitsrisiken an den Arzt (oder den Personalchef!) sind also durchaus schon möglich.

Übertragungsraten von bis zu einigen hundert Kilobit pro Sekunde über die menschliche Haut gelten als technisch realisierbar. Das ist immerhin schon die Hälfte der Leistung eines derzeitigen DSL-Internet-Anschlusses! Dabei ist es nicht einmal notwendig, den Sendechip auf der bloßen Haut oder im Körper als Implantat zu tragen, so der Vater der bayerischen Variante dieser Technologie, Professor Peter Faßhauer von der Universität München. Die Daten könnten auch noch aus einigen Zentimetern Abstand zur Haut gut übertragen werden. So weit reiche nämlich die elektrische Aura des Menschen, so Professor Faßhauer weiter.

Erstaunlich, womit sich klassische, etablierte Wissenschaftler heutzutage schon so beschäftigen, nicht wahr? Noch vor wenigen Jahren wären solche Begriffe als „esoterisch“ abgetan worden. Heute bilden sie die Grundlage der „schönen neuen Elektronik-Welt“.

Spricht man übrigens Peter Rosen­beck darauf an, daß diese Erfindung auch ganz schön bedrohlich klingt, erhält man prompt die „beruhigende“ Auskunft, die bei der Datenübertragung fließenden Ströme seien zu schwach, um Schaden im Körper anzurichten - geringer als bei einer Quarzuhr.

Darauf kann man dreierlei antworten:

1. Wer sagt eigentlich, dass eine Quarzuhr für die Gesundheit unschädlich ist?

2. Sobald jemand betont, dass irgendeine Technologie „bestehende Grenzwerte einhält“, sollte man ohnehin hellhörig werden (zur Unsinnigkeit von Grenzwerten siehe oben).

3. Das eigentlich Bedrohliche an dieser Technologie, nämlich die Möglichkeit, einen gläsernen Menschen zu schaffen, der unkontrolliert und unbemerkt jederzeit ausgeforscht werden kann, hat Herr Rosenbeck vorsichtshalber gleich verdrängt.

Die nebenstehende Graphik aus dem Microsoft-Patent verdeutlicht schematisch, wie nach Ansicht der Erfinder in der Zukunft der „optimal verkabelte Mensch“ – also der „Homo electronicus“ aussehen wird.

Abb. 9 (Quelle: US-Patent Nr. 6,754,472)

Zunächst einmal trägt der Mensch einen tragbaren Computer (20) und einen Pager (22) bei sich. Die Energieversorgung befindet sich im Schuh (32). Alle Geräte sind natürlich über den menschlichen Körper als Datenleitung miteinander vernetzt, ohne daß hierfür zusätzliche Kabel erforderlich wären.

Der Computer kann einerseits natürlich als Datenspeicher verwendet werden, andererseits auch als Download-Speichermedium, etwa für Musikstücke nach dem MP3-Standard, die sich der Mensch dann mit Hilfe eines Audio Playback Systems im Ohr (30) anhören kann.

Am linken Arm ist ein Keyboard (Computertastatur) zur Steuerung des Computers so montiert (24), dass sie für die rechte Hand leicht erreichbar ist. Direkt oberhalb davon, am Handgelenk, befindet sich das Display (also sozusagen der Bildschirm des Computers, 26). Es wird ähnlich wie eine Armbanduhr getragen.

Am rechten Handgelenk befindet sich das Audio Input Device (28), das Eingabegerät zur Sprachsteuerung, im Prinzip also nichts anderes als ein Mikrofon. Es kann ebenfalls an einem Armband getragen werden.

Um die ganzen Auswirkungen solcher Technologien einschätzen zu können, muss man sie untereinander in Beziehung setzen. Der menschliche Körper ist hier nicht nur Datenspeicher und –sender, mit Hilfe eines – heutigen oder zukünftigen – Handys kann man ihm schon bald auch aus der Entfernung seine persönlichen Daten abzapfen. Das Handy erweist sich nämlich im Grunde als die Schlüsseltechnologie zur flächendeckenden Überwachung der Bevölkerung.

Vom Handy gejagt

England und die USA sind in diesem Bereich führend, aber auch Deutschland wird schon bald an der Reihe sein. Im September 2003 wurde die EU-Direktive E112 erlassen, die Mobilfunknetzbetreiber dazu zwingt, die Position eines Handy-Benutzers, der gerade ein Gespräch führt, an andere Institutionen weiterzuleiten. Das kann die Polizei sein, aber auch Notfallrettungsdienste wie die Feuerwehr. Es ist eine technische Notwendigkeit, dass der Mobilfunkbetreiber einen Handy-Benutzer möglichst genau anpeilt. Nur so kann ja die drahtlose Kommunikation zustande kommen. Da ist es kein Wunder, dass eines Tages jemand auf die Idee kam, diese wunderbaren, quasi gratis gelieferten Daten auch für andere Zwecke zu nutzen.

Im Notfall kann dies sogar lebensrettend sein, wie die Befürworter der neuen Regelung betonen. Oft schon kam der Rettungswagen zu spät oder gar nicht, da der Anrufer nicht mehr in der Lage war zu sagen, von wo aus er anrief.

Bizarrer Extra-Service

Doch was einer kann, das können auch andere. Und damit kommen wir zur anderen Seite der Medaille, dass sich nämlich der Mensch mit dem Handy der flächendeckenden Überwachung fast hilflos ausgeliefert hat.

Nachdem vor allem in England die großen Mobilfunknetzbetreiber bereits im Jahre 2003 die EU-Richtlinien erfüllten, überlegten sie, ob die neuen Möglichkeiten nicht auch noch anders gewinnbringend genutzt werden könnten, indem man die Positionsdaten des Handy-Benutzers auch an private Serviceunternehmen weitergibt. Zum Beispiel kann ein Tourist, der durch London spaziert, mit seinem Handy eine Servicenummer wählen. Das Serviceunternehmen stellt fest, wo er ist, und kann ihm dann unterschiedliche nützliche Informationen zurückliefern: Wo befindet sich das nächste Kino, das nächste China-Restaurant oder der nächste Taxistand?

Wem das noch nicht genügt, der kann sich auch bei einem Dating-Service registrieren lassen. Ist man dann in der Stadt auf der Pirsch, genügt es, das Serviceunternehmen anzurufen. Aufgrund der ermittelten eigenen Position erfährt man, wo sich der nächste ebenfalls registrierte Teilnehmer befindet. Ein automatisiertes Date – für Boys und Girls. Man greift also auf Ideen aus den Bereichen gesellschaftlicher Spiele zurück, um den Menschen die neuen Dienstleistungen schmackhaft zu machen.

Wer noch mehr Action braucht – oder ohnehin schon durchgedated ist –, der kann sogar an einer Handy-gestützten Verfolgungsjagd teilnehmen. Die Stockholmer Firma „It’s Alive“ bietet solche modernen Detektivspiele schon an. Auf diese Weise können sich die Mitspieler gegenseitig kreuz und quer durch die Stadt verfolgen, indem sie ganz einfach ihre Handys benutzen. Ein Spaß nicht nur für Jugendliche, sondern auch für manche Erwachsenen.

Und wo bleibt die Privatsphäre? Die Anbieter der neuen Handy-Dienstlei­stungen beteuern, nur mit den geo­graphischen Positionen der Teilnehmer zu arbeiten, so dass die ganze Sache vollkommen anonym sei.

Abb. 10: Unterschiedliche technische Methoden, um ein Handy zu lokalisieren. Die einfachste Methode ist links dargestellt. Der Netzwerkbetreiber stellt einfach durch Messung der Übertragungszeit fest, welcher Sendemast dem Handy am nächsten ist. Die Genauigkeit der Positionierung wird hier durch die Dichte der Masten be­stimmt und liegt durchschnittlich bei etwa 2 km. Bei der Triangulation (Bild Mitte) benutzt man die gleiche Methode, aber mit den drei nächstliegenden Handy-Masten. Aus der Überschneidung der drei Kreise läßt sich das Handy schon bis auf 50 Meter genau lokalisieren. Die genaueste Positionierung ermöglicht natürlich der Abgleich mit GPS-Daten (rechts). Bei diesem modernsten Verfahren läßt sich ein Handy schon bis auf 5 Meter genau orten. (Quelle: New Scientist, 19.10.2003, der auch für die schlechte Qualität der Grafik verantwortlich zeichnet!)

Da andererseits die Mobilfunknetzbetreiber gesetzlich verpflichtet sind, die Daten ihrer Vertragskunden zu speichern, ist man bei derlei Aussagen auf Treu und Glauben ange­wiesen. Es sei denn, man schaltet sein Handy unterwegs kur­zerhand aus, oder man kauft sich ein Handy mit Prepaid-Karte. In die­sem Fall ist man zwar auch anpeilbar, kann aber auf jeden Fall ano­nym bleiben, wie das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig in einem Muster­prozess feststellte (Az: BVerwG 6 C 23.02). Etwa 50% aller Handy-Nutzer in Deutschland nutzen übrigens schon solche Prepaid-Karten.

Wie glaubwürdig sind denn die Beteuerungen privater Netzanbieter, sie würden ihre Kunden „vollkommen anonym“ anpeilen? Hierzu muss man nur die Dienste genauer hinterfragen, die sie so anbieten und die auf den ersten Blick oft auch recht lukrativ aussehen.

So gibt es zum Beispiel Netzwerkbetreiber, die ihren Vertragskunden sogenannte Homezones anbieten. Was bedeutet das? Der Kunde spezifiziert bei Vertragsabschluss eine Adresse als „Homezone“ (in der Regel seine Privatanschrift). Wann immer er innerhalb eines Radius von 500 Metern um diese Adresse mit seinem Handy telefoniert, zahlt er nicht die teuren Mobilfunkgebühren, sondern den günstigen Festnetztarif. Dabei ist man sogar sehr großzügig, denn in der Praxis erstreckt sich die Homezone meist sogar viel weiter als die garantierten 500 Meter.

„Ich weiß, wo du bist!“

Abb. 11

Das klingt doch alles sehr günstig, oder? (wenn man einmal davon absieht, dass man zu Hause eigentlich lieber das gesündere Festnetztelefon benutzen sollte) Doch im Grunde bedeutet es, dass bei jedem Handy-Gespräch, das man führt, der Provider feststellt, ob man gerade zu Hause ist oder nicht, damit er den gültigen Tarif berechnen kann. Anstatt also nur eine noch weitgehend anonyme Telefonnummer anzupeilen, wird bei dieser Art von Handyverträgen ständig mit schutzwürdigen personenbezogenen Daten jongliert. Kurz gesagt - der Handy-Provider ist über jeden Schritt seiner Kunden informiert.

Was für ein Interesse sollte er an solchen Informationen haben? Er vielleicht keines, aber da stehen natürlich andere Institutionen Schlange, die sich nach einer solch preiswerten Möglichkeit flächendeckender Personenüberwachung die Finger lecken dürften!

In den USA zum Beispiel dürfte eine groß angelegte Datenbankvernetzung zwischen Polizei, Behörden und privater Wirtschaft schon in Kürze zum Alltag gehören. Auslöser war, dass der US-Senat im Juli 2003 das Projekt „Total Information Awareness“ der Pentagon-Forschungsbehörde DARPA gekippt hatte. In unserem Buch „Fehler in der Matrix“ schreiben wir dazu: „Der Name („Totale Informations­wahrnehmung“) spricht im Grunde für sich. Dieses Projekt befasst sich mit Koordinationsstrategien und Arbeitsabläufen bei der Beschaffung und Auswertung von Informationen. Es ist sehr lehrreich und empfehlenswert, sich die Reihenfolge des Vorgehens genau einzuprägen...“ Die Pläne der Militärstrategen zur totalen Überwachung der Bevölkerung waren selbst konservativen Senatoren zu weit gegangen – also zauberte man schnell ein etwas kleineres Ersatzprojekt aus dem Hut: Das US-Projekt „MATRIX“.

Ein vollkommen neuartiges Datenbank- und Abfragesystem soll es nunmehr ermöglichen, durch Zusammenschalten herkömmlicher Datenbestände von Polizei, Behörden und privater Wirtschaft das gleiche zu erreichen. Mit „vernetzter Intelligenz“ schafft man eben mehr als mit altmodischen Hierarchien! Der Name des neuen Projekts spricht Bände: „Multistate Anti-Terrorism Information Exchange“, abgekürzt: MATRIX![10]

In den letzten Monaten hat sich in Berlin folgende seltsame Geschichte zugetragen: Zwei Männer waren mit dem Auto in der Stadt unterwegs. Als sie an einem öffentlichen Parkplatz kurz vor einem Bürogebäude kurz anhielten, stoppte plötzlich hinter ihnen, aus einer anderen Richtung kommend, ein Mercedes, aus dem ein Mann, etwa Mitte vierzig, ausstieg. Er ging zu dem Wagen der beiden und fotografierte sie mehrmals mit einem Fotohandy. Anschließend fing er an, sie zu bedrohen: „Wir werden noch miteinander zu tun haben!“. Dann fuhr er wieder fort.

Die beiden Männer waren nicht zu einer festen Verabredung unterwegs, sondern unternahmen ganz einfach eine Spazierfahrt ohne festes Ziel. Niemand hätte wissen können, wo sie sich zu einer bestimmten Zeit befinden würden.

Fast identische Erlebnisse wurden uns auch von Lesern aus anderen Städten berichtet. Sie haben alle eines gemeinsam: Einen Überraschungseffekt sowie eine Person, die an einem bestimmten Ort die Insassen eines bestimmten Wagens zu erwarten schien. Der „Bedroher“ konnte sich gut ausdrücken, trug Business-Kleidung und fuhr eine markante Automarke.

Die Vorfälle lassen vermuten, dass die Betroffenen mit Hilfe ihrer Handys angepeilt worden waren.

Wir halten es für ausgeschlossen, dass Polizeiangehörige nichts Besseres zu tun hätten als harmlose Bürger zu verfolgen oder (siehe oben) ihre Autos zu stoppen, nur um neue Mikrowellentechnologien auszuprobieren. Geheimdienstmitarbeiter dagegen pflegen erfahrungsgemäß unauffälliger aufzutreten und z. B. unscheinbare Kleinwagen zu fahren. Wer also sollte dann aber noch Zugriff auf die Handydaten der Bürger haben? In Fachkreisen gibt es Informationen, wonach die Rüstungsindustrie für horrende Geldsummen Privatpersonen beauftragt, ihre neuen Technologien im Feldversuch zu testen. An wem diese Tests erfolgen, danach wird meist nicht lange gefragt.[11]

Sollte man also besser sein Handy abschaffen? Nützt absolut nichts!

Celldar – eine ganz neue Technologie

Mit Celldar betreten wir eine neue Dimension Handy-gestützter Überwachungsmethoden. Die Methode ist einfach, billig und dürfte – im Gegensatz zur vielzitierten LKW-Maut – sogar funktionieren. Und was das Wichtigste ist: Man kann damit nicht nur Handy-Besitzer überwachen, sondern jeden anderen Menschen auch, wenn man will, sogar Nachbars Schäferhund oder den Hasen aus dem nächsten Stadtpark.

Wie funktioniert das? Celldar ist ein sogenanntes passives Radar. Es kann sich in bereits existierende Radarübertragungen einklinken, wozu ja auch die Handy-Kommunikation gehört.

Egal, ob wir ein Handy besitzen oder nicht, wenn wir uns nur in einer Gegend mit flächendeckender Mobilfunkversorgung befinden, dann sind wir, ob wir wollen oder nicht, im Einflussbereich irgendeines Handy-Masts. Dessen ausgestrahltes Signal wird dann aber von unserem Körper reflektiert oder jedenfalls in irgendeiner Weise gestört.

Celldar analysiert diese Störungen und gleicht sie mit GPS-Daten ab, wodurch eine exakte Positionsbestimmung für das Objekt möglich ist, das den Radarstrahl reflektiert hatte. Da bewegte Objekte den Strahl anders stören als statische, kann Celldar auch zwischen Menschen, Tieren, Fahrzeugen auf der einen Seite und etwa Bäumen oder Gebäuden auf der anderen Seite unterscheiden. Für eine genaue Erkennung oder gar Identifizierung des angepeilten Menschen reicht die Auflösung nach Angaben der an Celldar beteiligten Firmen derzeit noch nicht aus. Autotypen soll man allerdings auch auf dem heutigen Stand der Technik schon auseinanderhalten können.

Zu den Entwicklern dieser Technologie gehören u.a. Roke Manor Research, eine Siemens-Tochter, der britische Luftfahrtkonzern British Airways sowie in Amerika der Rüstungskonzern Lockheed Martin. Schon diese Liste lässt vermuten, dass bei der Technologie auch militärische Interessen im Spiel sind.

Konsequenterweise fand man bis vor kurzem auf der Homepage von Roke Manor auch einen Hinweis, dass „die Technologie dazu geeignet sein werde, Fahrzeuge und Menschen auf für militärische Zwecke nutzbare Entfernung zu orten.“ Inzwischen ist dieser Hinweis schon wieder dezent verschwunden. Stattdessen werden die Vorzüge des Systems gepriesen. Als passives Radar strahlt Celldar keine eigenen Signale aus. Das System hat damit auch kaum Energieverbrauch, es ist billig, da es sich in eine bereits bestehende Infrastruktur (flächendeckende Handymasten) einklinken kann, es ist leicht miniaturisierbar, und – was wohl das Wichtigste ist – es kann selbst nicht geortet werden. Wen immer man mit Celldar überwacht, er hat keine Chance, das festzustellen.

Die Nachfolgekonferenz der Euroem 2004 wird 2006 in Albuquerque, New Mexico, stattfinden, also im Zentrum der amerikanischen Energiewaffenforschung (s. auch Abb. 2). Dort werden die modernen „Big Brothers“ darüber beraten, wie es ihrer Meinung nach weitergehen soll...

(Dieser Artikel erschien auch in Raum&Zeit, Nr. 132, November/Dezember 2004. Siehe auch www.ehlersverlag.de)

Literatur:

Chamma, W.A., S. S. Gauthier, S. Kashyap : Detection and Classification of Targets Behind Walls. Euroem. Magdeburg 2004.

Farkas, Viktor: Schatten der Macht, Kopp-Verlag 2003.

Fosar, Grazyna und Franz Bludorf: Im Netz der Frequenzen. Elektromagnetische Strahlung, Gesundheit und Umwelt. Was man darüber wissen muss. Michaels-Verlag, Peiting 2004. ISBN 3-89539-237-5.

Fosar, Grazyna und Franz Bludorf: Fehler in der Matrix. Leben Sie nur, oder wissen Sie schon. Michaels-Verlag, Peiting 2003. ISBN 3-89539-236-7 .

Tatoian, J, D. Giri, G. Franceschetti, G. Gibbs: High Power Microwave System for Stopping Vehicles. Euroem. Magdeburg 2004.

Tatoian J., G. Franceschetti, D. Giri, D. Gibbs: Through-the-Wall Imaging using Impulse SAR. Euroem. Magdeburg 2004.

Zwamborn, A. P. M. und E. van Rongen: Effects of GSM and UMTS-like Basestation Fields on Human Cognitive Functions and Experienced Well-being. Euroem. Magdeburg 2004.

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[1] Studie von A. P. M. Zwamborn, E. van Rongen (s. Literaturliste).

[2] Zitiert aus Zwamborn, van Rongen, a.a.O.

[3] Zwamborn, van Rongen, a.a.O.

[4] s. hierzu auch den Artikel von Douglas Spalthoff: Mayday-Mayday. Sicherheitslücken im Flugverkehr, in Ma­trix3000 Band 23, September/Oktober 2004.

[5] Nach Viktor Farkas (s. Literaturliste).

[6] s. auch Spalthoff, a.a.O.

[7] Tatoian (1) u.a. (s. Literaturliste)

[8] Chamma (s. Literaturliste)

[9] Tatoian (2) u.a. (s. Literaturliste)

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