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Rätselhafte Lichterscheinungen über Südbayern

Von Grazyna Fosar und Franz Bludorf

Abb. 1: Vakuumdomänen – ein noch wenig bekanntes atmosphärisches Phänomen – haben schon des öfteren Wissenschaftler wie UFO-Forscher zum Narren gehalten.

Am späten Abend des 6. April 2002 hielt ein spektakuläres Feuerwerk am Himmel Südbayerns nicht nur die Bewohner, sondern auch die Behörden in Atem. Etwa zwischen 22.00 und 23.00 Uhr kam es am Nachthimmel im gesamten Bereich zwischen München und dem österreichischen Vorarlberg zu seltsamen Leuchterscheinungen, die teilweise mit lautem Knall explodierten.

Erste Meldungen, wonach es sich um herabstürzende Trümmerteile eines amerikanisch-argentinischen Satelliten gehandelt haben könnte, bestätigten sich später nicht. Sämtliche Suchaktionen nach den Überresten der „unbekannten Flugobjekte“ blieben erfolglos. Gleichzeitig gab es außergewöhnlich zahlreiche glaubwürdige Augenzeugen, darunter geübte Beobachter wie Piloten, Flughafenmitarbeiter, Meteorologen und Polizeibeamte. Der Fall wird von den Behörden als ungelöst eingestuft. Die Medien dagegen sind beinahe ängstlich darauf bedacht, die Erklärungsvariante „Meteor“ aufrechtzuerhalten und den ganzen Fall schnellstmöglich herunterzuspielen, bevor möglicherweise jemand das Wort „UFO“ in den Mund nimmt...

Die Sichtung von Garmisch

6. April 2002, 22.30 Uhr. In der Region Garmisch-Partenkirchen ist eine Funkstreife auf einer Routinefahrt unterwegs. Es ist eine sternklare Nacht, die Luftfeuchtigkeit ist relativ gering und die Sicht außergewöhnlich gut. Die Lufttemperatur liegt um den Gefrierpunkt.

Plötzlich sehen die Beamten ein grelles Licht aufblitzen. Der nahegelegene Gipfel des knapp 2000 m hohen Kramer ist taghell erleuchtet. Noch bevor sich die Männer von ihrem Schrecken erholen können, ertönt knapp 30 Sekunden später ein ohrenbetäubender Knall. Was war geschehen?

Zur gleichen Zeit schieben die Kollegen der Streifenbesatzung in der Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen Bereitschaftsdienst am Samstagabend. Doch auch die Ruhe dieser Beamten wird empfindlich gestört. Als der Knall ertönt, vibriert unter den Füßen der erschrockenen Polizisten der gesamte Fußboden, die Fensterscheiben wackeln. Im ersten Moment glauben die Beamten an ein Erdbeben...

Mit der Wochenendruhe ist es nun auf dem Revier vorbei. In den nächsten Stunden rufen auf der Wache über 50 besorgte Bürger an und fragten, ob irgendeine Gefahr vorliege.

Blitze auf der Zugspitze

Die beste Aussicht von allen hat natürlich der Meteorologe Werner Hahmann, der zur fraglichen Zeit in der Wetterstation auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, Dienst hat. Auch er wird zur gleichen Zeit durch mehrere grelle Blitze aufgeschreckt. Werner Hahmann läuft sofort zum Fenster. Im ersten Augenblick befürchtet er, dass in der Nähe ein Flugzeug abgestürzt ist.

Doch wie es bei Lichtblitzen eben so üblich ist – bis man Zeit hat, ans Fenster zu gehen, sind sie schon vorbei.

Abb. 2: Garmisch-Partenkirchen und die umliegende Bergwelt. Der auf diesem Bild nicht sichtbare Kramer befindet sich nordwestlich von Garmisch (s. untere Karte)

Der Meteorologe kann in der Einsamkeit seiner nächtlichen Bergwelt nichts erkennen, was auf einen Brand oder sonst eine Explosionskatastrophe hinweisen würde. Doch kurze Zeit später – etwa eineinhalb Minuten nach den drei Blitzen – ertönt auch hier das ohrenbetäubende Explosionsgeräusch, das fast eine halbe Minute anhält.

Abb. 3: Die Wetterstation Zugspitze / Hohenpeissenberg

Werner Hahmann ist ein geübter Beobachter. Er schätzt die Richtung, aus der die Blitze und die Geräusche gekommen waren, auf Südwest. Aufgrund der Zeitverzögerung zwischen Lichtblitz und Knall kann er auch die Entfernung abschätzen. Während sich die Blitze mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen und damit praktisch sofort sichtbar sind, breitet sich der Schall mit relativ geringer Geschwindigkeit aus. Bei den am 6. April herrschenden atmosphärischen Bedingungen sind das etwa 332 Meter pro Sekunde. Die Verzögerung von eineinhalb Minuten bedeutet also, dass sich der Explosionsort fast 30 Kilometer von der Zugspitze entfernt befinden musste. In Anbetracht der südwestlichen Richtung musste er also bereits in Österreich, genauer: in der Nähe von St. Anton am Arlberg, liegen.

Abb. 4: Die Explosion, die die Polizeibeamten in Garmisch-Partenkirchen (1) beobachteten, musste etwa auf der Peripherie des kleinen blauen Kreises stattgefunden haben, die des beobachtenden Meteorologen auf der Zugspitze (2) hingegen auf dem Rand des großen blauen Kreises – nach der Schätzung des Wissenschaftlers (Richtung Südwest) vermutlich in der Nähe des österreichischen Arlbergs (3). Da beide Kreise keinen Schnittpunkt gemeinsam haben, kann es sich nicht um ein und dieselbe Beobachtung gehandelt haben.

Diese Berechnungen des Wissenschaftlers sind von großer Wichtigkeit, denn daraus folgt, dass er auf keinen Fall das gleiche Ereignis beobachtet haben konnte wie die Polizeibeamten in Garmisch. Dort betrug die Verzögerung nur etwa 30 Sekunden, was einer Entfernung von knapp 10 Kilometern von Garmisch entspricht. Es kann also keinesfalls 30 Kilometer südwestlich der Zugspitze stattgefunden haben.

Das Lichtspektakel über dem Flughafen München

Szenenwechsel – gleiche Zeit, Flughafen Franz-Josef Strauß, München. Mehrere Piloten einfliegender Linienmaschinen berichten dem Tower von seltsamen Lichterscheinungen über der Landebahn. Auch die Mitarbeiter der Münchener Flugverkehrsleitung beobachten das rätselhafte Schauspiel. Es sieht fast aus wie ein Silvesterfeuerwerk. Grell leuchtende, knallrote Lichtkugeln, die am Himmel zu explodieren scheinen und einen feurigen Schweif hinter sich ziehen.

Einer der Flughafenmitarbeiter glaubt, im Bereich der südlichen Landebahn sei eines der Objekte auf die Erde geprallt. Er fährt sofort hin, um eventuell gefährliches Gut von der Piste räumen zu können – doch er findet absolut nichts. Keine Trümmerteile oder Gesteinsbrocken, keine Brandspuren, absolut nichts.

Piloten und Fluglotsen tauschen per Funk ihre Beobachtungen aus – keiner kann sich die Erscheinungen erklären.

Aber auch keiner der Piloten macht nach der Landung eine offizielle Meldung.

Abb. 5: Auch nahe der Landepiste des Münchener Flughafens wurden die rätselhaften Lichter gesehen.

Die Leuchtobjekte über dem Münchener Flughafen (Abb. 4, Nr. 4) sollen nach Angaben der beobachtenden Mitarbeiter aus nordwestlicher bis westlicher Richtung gekommen und in Richtung Südost weitergeflogen sein. Damit können sie auch nichts mit den Objekten von Garmisch und der Zugspitze zu tun gehabt haben.

Die Suche nach vernünftigen Erklärungen

Was war also los an jenem Abend, dass der Himmel über ganz Südbayern von explodierenden Lichtkugeln bevölkert war? Allein in München meldeten sich Hunderte von Bürgern bei der Polizei, die das Spektakel ebenfalls gesehen hatten. Aber auch in Oberfranken, der Oberpfalz und in Schwaben gab es Sichtungen, die die Bürger alarmierten. Einige Meldungen gingen sogar aus Frankfurt am Main, aus Oberösterreich, ja sogar aus dem weit entfernten Münster ein.

Wie sollten die Polizisten, Flughafenmitarbeiter oder Meteorologen auf die Anfragen der Bürger reagieren? Natürlich suchte man allenthalben nach „natürlichen“, also „vernünftigen“ Erklärungen.

War es ein NASA-Satellit?

Da gab es zunächst die Möglichkeit, dass die Trümmer eines Satelliten über Bayern abgestürzt waren. Seit einigen Tagen bereits hatte die NASA angekündigt, die Überreste einer gescheiterten amerikanisch-argentinischen Satellitenmission aus dem Jahre 1996 seien außer Kontrolle geraten und würden in diesen Tagen auf die Erde stürzen. Die meisten Teile würden in der Atmosphäre verglühen, aber zumindest die Batterien und einige andere Bestandteile der Hardware könnten auch auf den Erdboden prallen.

Nach den Ereignissen in Oberbayern jedoch dementierte die NASA flugs – es sei ausgeschlossen, dass es sich bei den gesichteten Objekten um die Trümmer dieses Satelliten gehandelt hätte. Angeblich sei der Satellit zu dieser Zeit noch im Orbit gewesen und erst am nächsten Tag, also am Sonntag, dem 7. April, über Tibet abgestürzt.

Auch „Ikeya-Zhang“ gerät in Verdacht

Einige Pressemeldungen vom nächsten Tag berichteten, Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst hätten abgebrochene Bestandteile des Kometen „Ikeya-Zhang“ ins Spiel gebracht. Doch dies wurde von den Wissenschaftlern noch am gleichen Tag dementiert. Astronomen hatten die These widerlegt, da der Komet an diesem Tag zu weit von der Erde entfernt gewesen sei.

Hat also die NASA gelogen, oder war es ein größerer Meteorit – oder vielleicht doch ein UFO?

Polizeiliche Suchaktionen ergebnislos

Die zuständige Polizeidirektion Weilheim startete noch in der Nacht eine großangelegte Suchaktion rund um Garmisch, um nach Trümmerteilen oder möglichen Brandherden zu suchen. Sollte wirklich einer der Brocken auf die Erde aufgeschlagen sein, so wäre er ja glühend heiß gewesen und hätte mit Sicherheit ein Feuer entfacht oder zumindest Brandspuren hinterlassen. Doch der nächtliche Einsatz mehrerer zusätzlicher Streifenwagen sowie eines Polizeihubschraubers blieb erfolglos. Keine Spur von irgendwelchen Trümmern oder Bränden. Auch am nachfolgenden Sonntag bei Tage wurde die Suche fortgesetzt – ebenfalls ohne Erfolg.

Kein Anwohner hat auch nur den geringsten Schaden gemeldet, und die Feuerwehr der Region vermeldete keine Brände mit ungeklärter oder ungewöhnlicher Ursache.

Auch der Sonnenwind kann es nicht gewesen sein

In letzter Zeit kam es aufgrund der verstärkten Sonnenaktivitäten vermehrt auch zur Sichtung von Nordlichtern (Aurora borealis) in unseren Breiten. Hatten die Bayern vielleicht so etwas beobachtet?

Auch hier Fehlanzeige. Der täglich aktualisierte Weltraum-Wetterbericht des SOHO-Sonnenobservatoriums der NASA besagte, dass die Sonne in dieser Nacht, wie in den zurückliegenden Tagen auch, so ruhig war wie schon lange nicht mehr. Keine geomagnetischen Stürme, kein verstärkter Sonnenwind, rein gar nichts.

Außerdem pflegen Nordlichter kein lautes Donnerknallen von sich zu geben!

Die meteorologischen Bedingungen in jener Nacht ließen ebenfalls keine Erklärung zu. Es ist seit einigen Jahren bekannt, dass im Zusammenhang mit Gewittern in den oberen Atmosphärenschichten gewaltige Energieentladungen (sogenannte „Red Sprites“ und „Blue Jets“) entstehen können, die oft auch sehr geräuschvoll explodieren können (s. hierzu unser Buch „Das Erbe von Avalon“). Bei der trockenen, stabilen und relativ kalten Hochdruckwetterlage in der Nacht des 6. April hatten sich jedoch keinesfalls Gewitter bilden können.

Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes in München mussten schließlich die Segel streichen. „Für uns ist das wirklich unerklärlich – wie ein UFO.“, hieß es dort.

Abb. 6: „Red Sprites“ schießen aus einer Gewitterwolke nach oben (in etwa 60 bis 100 km Höhe), während „Blue Jets“ nach unten in Richtung Erdoberfläche schießen. Beide Phänomene können Geräusche erzeugen, die dem lauten Entkorken einer Sektflasche ähneln (Quelle: Universität Fairbanks, Alaska)

Der offizielle Polizeibericht der Polizeidirektion Weilheim steht unter dem Titel „Lichterscheinung mit bislang unbekannter Ursache“ und schließt mit dem Satz: „Es muss abgewartet werden, inwieweit dieses Phänomen durch zuständige Stellen in den nächsten Tagen geklärt werden kann.“

Abb. 7: Bericht der Polizeidirektion Weilheim über die Ereignisse vom 6. April 2002 (klicken Sie auf das Bild, um ein Faksimile zu erhalten)

Des Rätsels Lösung – ein Meteor?

Sonntag, 7. April 2002, 21.45. Im ZDF-Heute-Journal verkündet Moderatorin Marietta Slomka, „das Rätsel ist gelöst“. Wie war das so plötzlich möglich?

Eine Bäuerin aus Erding bei München hatte der Polizei gemeldet, ein leuchtender Stein sei in ihren Garten gefallen. Sie lieferte auch einen faustgroßen Gesteinsbrocken ab, der sich als typisches Meteoritenmaterial entpuppte. War das Spektakel also auf einen großen Meteoritenschwarm zurückzuführen?

Diese auf den ersten Blick sehr einfach klingende Erklärung erweist sich bei genauerem Hinsehen als problematisch. Ein solch mickriges Bröckchen kann kaum ein Spektakel erklären, das sich auf der Fläche von fast ganz Südbayern abgespielt hat, zumal der Meteorit ziemlich am Rande des Schauplatzes gefunden wurde.

Nun gut, sagen die Experten, da ist eben in der Nacht ein Meteoritenschwarm auf die Erde niedergegangen. Die meisten Teile sind in der Atmosphäre verglüht, und einige Reste haben den Erdboden erreicht.

Klingt überzeugend, ist es aber auf den zweiten Blick nicht mehr, wenn man auf die Fakten sieht. Natürlich kommt es immer wieder vor, dass die Erde auch von einem solchen Meteoritenschauer getroffen wird. Ursache ist in der Regel ein größerer Himmelskörper, der entweder in den obersten Atmosphärenschichten oder schon vorher in viele kleine Stücke zerborsten ist, die uns dann alle gemeinsam treffen.

Abb. 8: Die rätselhaften Lichterscheinungen wurden auch von zahlreichen Piloten gesichtet, die sich im Landeanflug auf München befanden.

Bei den Vorkommnissen der Nacht des 6. April kann man jedoch kaum von einem „Schwarm“ reden, denn die Meteore, so es denn welche waren, flogen ja keineswegs in Formation. Die seltsamen Lichter schienen „wie Kraut und Rüben“ aus den unterschiedlichsten Richtungen zu kommen: am Münchener Flughafen aus Nordwesten, an der südwestlich gelegenen Zugspitze dagegen aus Südwesten. Diese zwei Flugbahnen lassen sich nicht zu einem gemeinsamen Ursprungsort zurückverfolgen. Von einem „Meteoritenschwarm“ kann also keine Rede sein.

Dass andererseits jemand einen Meteoriten in seinem Garten findet, ist dagegen nichts Außergewöhnliches und beweist im Grunde gar nichts. Täglich treffen Tausende solcher Trümmerteilchen die Erde. Die meisten verglühen in der Atmosphäre, einige treffen auf der Erde auf und werden dann von professionellen und hobbymäßigen Astronomen aufgesammelt. Dass allerdings ein Meteorit, der in der Nacht glühend in den Garten stürzt, am nächsten Tag schon so weit abgekühlt ist, dass man ihn mit der bloßen Hand oder in einer Tasche zur Polizei tragen kann, ist zumindest zweifelhaft.

Wo sind die anderen Trümmerteile geblieben? Die Story ging am Sonntag, dem 7. April, in Bayern über alle Radiosender. Die Mehrheit der Bevölkerung dürfte von dem Ereignis gewusst haben. Trotzdem meldete niemand einen weiteren Fund. Erding war nicht die Schwerpunktregion des Ereignisses, diese lag eher im Bereich zwischen Garmisch-Partenkirchen und Rosenheim. Dort fand auch die polizeiliche Suchaktion statt, aber man fand nichts. Es ist kaum wahrscheinlich, dass die Meteoritentrümmer in dieser Region so vollständig verglüht sind, dass nichts von ihnen übriggeblieben ist.

Vakuumdomänen kommen ins Spiel

Viel wahrscheinlicher ist es, dass der größte Teil des gewaltigen Himmelsschauspiel gar kein materielles, sondern ein energetisches Phänomen gewesen ist. Seit Jahren bereits existiert in der Physik eine Theorie, wonach unter bestimmten geophysikalischen und atmosphärischen Bedingungen sogenannte Vakuumdomänen entstehen können, exotische Bereiche mit entarteter Materiestruktur, in denen die physikalischen Grundkräfte wie Gravitation und Elektromagnetismus aneinander koppeln. Das heißt, wenn eine solche Vakuumdomäne in den Bereich der Erdatmosphäre trifft, gerät sie auch in den Einflussbereich der irdischen Schwerkraft, die sich unter den anormalen physikalischen Bedingungen im Innern der Vakuumdomäne in ein elektrisches Feld verwandelt. Die russischen Wissenschaftler Dmitrijev und Djatlov konnten rechnerisch nachweisen und durch eine Unzahl von Sichtungsprotokollen und Fotografien belegen, dass auf diese Weise genau die Art von chaotisch erscheinenden Lichtmanifestationen entsteht, wie sie in jener Nacht in Bayern beobachtet wurden. Sie können halsbrecherische Bewegungen ausführen, scheinbar aus allen Richtungen kommen und sogar entgegen der Schwerkraftwirkung nach oben steigen. Dieses seltsame Verhalten der Vakuumdomänen, das, wie gesagt, physikalisch erklärbar ist, ist dafür verantwortlich, dass man diese Erscheinungen oft für „UFOs“ gehalten hat (s. hierzu auch unser Buch Vernetzte Intelligenz sowie unsere Artikel Vakuumdomänen – physikalische UFOs am Himmel und Exotische Gäste – UFOs und Vakuumdomänen im KonteXt bzw. KonteXt-online)

Auch manche Beobachtungsbefunde sprechen dafür, dass über Bayern am 6. April eine oder mehrere Vakuumdomänen explodiert sind. So berichteten mehrere Augenzeugen unabhängig voneinander, darunter ein Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen, die Objekte hätten eine „atypische“ Flugbahn beschrieben. Sie seien teilweise fast horizontal geflogen.

Das DLR veröffentlichte inzwischen auch das bisher einzige Foto aus dieser denkwürdigen Nacht, aufgenommen von einem Amateur-Astronomen. Diese Lichtspur gleicht den bekannten Fotos von Vakuumdomänen bis aufs Haar (vgl. Abb. 9 und 10).

Abb. 9: Amateur-Aufnahme von einer der rätselhaften Lichterscheinungen über Bayern am 6. April 2002 (Quelle: Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt).

Abb. 10: Rechts zum Vergleich das authentische Foto einer Vakuumdomäne, aufgenommen in Sibirien (Quelle: A. Dmitrijev, V. Djatlov, Russische Akademie der Wissenschaften, Novosibirsk)

Widersprüchliche Argumentation in den Massenmedien

Diese Fakten zeigen, dass die ZDF-Redaktion mit ihrer einfachen Gleichung: „Meteorit gefunden = Rätsel gelöst“ etwas voreilig war. Viele kompetente Wissenschaftler jedenfalls sind da in ihrer Beurteilung wesentlich vorsichtiger und bezeichnen die Meteoritenhypothese als „Spekulation“.

Geradezu salomonisch beurteilte die Redaktion der ARD-Tagesschau die Ereignisse. Nachdem man zuerst lang und breit über den Meteoriten der Bäuerin aus Erding geredet und ihn in Großaufnahme gezeigt hatte, schloß der Kommentator mit den Worten: „Natürlich muss man auch noch prüfen, ob es nicht doch Weltraumschrott gewesen ist.“

Wie das? War es nun ein Meteorit oder nicht? Wenn ja, dann war es kein Weltraumschrott, denn unsere Satelliten bestehen bekanntlich nicht aus Meteoritenmaterie. Oder will man uns allen Ernstes glauben machen, ein Satellit sei „zufällig“ just in dem Moment abgestürzt, als auch ein großer Meteorit auf der Erde einschlug? Auf jeden Fall wird diese zweideutig-schwammige Interpretation des Vorfalls mittlerweile von den meisten Medien und Presseorganen übernommen.

Derartige widersprüchliche Äußerungen beweisen, dass sich die Journalisten in ihrer Beurteilung des Vorfalls keineswegs so sicher sind, wie sie uns glauben machen wollen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass allenthalben versucht wird, das Thema so schnell wie möglich aus den Schlagzeilen zu bekommen, und da muss man sich offenbar – angesichts der zurückhaltenden Äußerungen der meisten Wissenschaftler – ein Hintertürchen offen halten, für den Fall, dass nach ein paar Tagen doch jemand überzeugende Argumente findet, die die Meteoritenhypothese widerlegen.

Die Argumentation der Medien steht, wie schon betont, auf schwachen Füßen. Schließlich ist der „Experte“, der allenthalben zur Unterstützung der Meteoritenhypothese herangezogen wird, nicht einmal ein offizieller Wissenschaftler, sondern der Vorsitzende der „Vereinigung der Sternfreunde“ in Heppenheim.

Nichts gegen Hobby-Astronomen – gerade die Astronomie ist eine Wissenschaft, die sehr häufig auf die Mitarbeit interessierter Amateure angewiesen ist (man denke etwa an die Entdeckung einiger Kometen, darunter auch des berühmten „Hale-Bopp“). Aber die Tatsache, dass man sich in den meisten Fernsehsendungen und Zeitungsartikeln hauptsächlich auf die Aussagen eines Amateurs bezieht, spricht doch eine deutliche Sprache. Offenbar waren die offiziellen Wissenschaftler nicht bereit, vor der Kamera das zu sagen, was die Journalisten gern hören wollten. Wissenschaftler sind es gewohnt, ihre eigenen Hypothesen immer in Frage zu stellen und zumindest angesichts eines so dünnen Beweismaterials keine Behauptungen aufzustellen.

Warum haben die Medien ein Interesse, den Fall herunterzuspielen? Hier ein Indiz: ZDF-Redakteurin Marietta Slomka startete ihre Anmoderation des Beitrages vom 7. April mit dem Satz: „Der Angriff der Außerirdischen konnte schnell ausgeschlossen werden.“

Komisch – niemand hatte so etwas (zumindest in der breiteren Öffentlichkeit) behauptet. Aber in manchen Presse- und Medienkreisen scheint man geradezu zu erwarten, dass jemand, der sich mit Phänomenen wie den Lichterscheinungen über Bayern auch nur beschäftigt, so etwas über kurz oder lang behaupten wird.

Auf diese Weise werden mehr und mehr ganz seriöse wissenschaftliche Themen ins Lächerliche gezogen – nicht durch die Menschen, die sich damit beschäftigen, sondern durch Journalisten, die sie – statt objektive Fakten zu berichten – in unzulässiger Weise in einen falschen Zusammenhang rücken und sich selbst dabei noch (überlegen lächelnd) den Anstrich besonderer Seriosität geben.

Merke: Es gibt keine unseriösen Phänomene, sondern nur unseriöse Interpretationen und Untersuchungsmethoden. Die meisten Journalisten der Massenmedien hatten jedenfalls am 6. und 7. April mehr als oberflächlich recherchiert.

Statt dessen versucht man sich in Meinungsmache, wobei man selbst vor der gezielten Konditionierung von Kindern nicht halt macht. In einer Rundfunksendung für Kinder diskutierte der Moderator über die Ereignisse vom 6. April mit Kindern im Studio und fragte sie, was es ihrer Meinung nach wohl gewesen sei. Die Quintessenz am Ende der Sendung: der Moderator „erklärte“ den Kindern, „es muss ein Meteor gewesen sein, weil es nichts anderes gewesen sein kann.“ (oder nichts anderes gewesen sein darf???, Anm. d. Autoren)

Vakuumdomänen – Gefahr aus dem Weltall

Vielleicht fragen Sie sich, warum es so wichtig ist, ob es nun ein Meteorit oder eine Vakuumdomäne war, die für das nächtliche Schauspiel in Bayern sorgte. Es ist deshalb wichtig, da die Vakuumdomänen in weiten Kreisen der Bevölkerung noch sehr wenig bekannt sind, und das, obwohl sie vielleicht für die Menschheit eine größere Gefahr darstellen als die „harten Brocken“ aus dem Weltall, die uns allen ja durch allerlei Hollywood-Katastrophenfilme bereits bestens vertraut sind.

Gegen Meteoriten schützt uns in 99 Prozent aller Fälle unsere Erdatmosphäre, da sie sie bereits rechtzeitig verglühen lässt, bevor sie auf die Erde stürzen und größeren Schaden anrichten können. Es ist in der Erdgeschichte nur recht selten geschehen, dass wirklich gefährlich große Brocken auf der Erde eingeschlagen sind – wenn allerdings dann auch mit katastrophalen Auswirkungen.

Gegen Vakuumdomänen dagegen ist kein Kraut gewachsen. Sie bestehen nicht aus fester Materie und können daher auch nicht von der Erdatmosphäre unschädlich gemacht werden. Im Gegenteil – erst dadurch, dass sie in unseren Luftraum eindringen, entwickeln sie ihre explosive Kraft. Sie können natürlich nicht auf dem Boden einschlagen, aber sie können in der Luft explodieren. Die dabei freigesetzten Schockwellen und die enorme Hitze haben eine Zerstörungskraft, die man sich kaum ausmalen kann.

Eine neue Deutung der Tunguska-Ereignisse von 1908

Die russischen Wissenschaftler Dmitrijev und Djatlov kamen aufgrund ihrer jahrelangen Forschungsarbeit zu der Überzeugung, dass eine explodierende Vakuumdomäne auch verantwortlich war für die verheerenden Verwüstungen, die ein leuchtendes Himmelsobjekt am 30. Juni 1908 in der sibirischen Tunguska-Region angerichtet hatte, als über tausend Quadratkilometer Wald in nur wenigen Sekunden vollkommen eingeäschert wurden. Ganz ähnlich wie bei dem – Gott sei Dank wesentlich glimpflicher abgelaufenen – Ereignis über Bayern konnte man in über 70 Jahren Tunguska-Forschung niemals materielle Überreste eines abgestürzten Meteors bergen. Doch die Berechnungen der Wissenschaftler ergaben, dass die bei der Explosion freigesetzte Energie etwa 40 Megatonnen TNT bzw. 2000 Hiroshima-Bomben entsprach.

Die Argumente von Dmitrijev und Djatlov für diese neue Deutung der Tunguska-Ereignisse sind sehr überzeugend, und wir stellten sie in unserem Buch Vernetzte Intelligenz anderen, weniger stichhaltigen Deutungsversuchen gegenüber.

Das eigentlich Beunruhigende an den Vakuumdomänen ist, dass sie offenbar recht häufig in unserer Atmosphäre auftauchen, viel häufiger jedenfalls als wirklich gefährliche Meteoriten. Ursache können geophysikalische und atmosphärische Besonderheiten sein, aber auch Sonnenaktivitäten und andere Einflüsse aus dem Weltraum, die wir noch nicht einmal restlos kennen.

Vakuumdomänen liefern nach den Forschungen der russischen Wissenschaftler auch neue Erklärungsmodelle für die Entstehung von Tornados und Erdbeben und können zudem eine ernste Gefahr für den Flugverkehr darstellen (s. hierzu unser Buch Vernetzte Intelligenz bzw. unseren Artikel Der TLR-Faktor).

Um die Vakuumdomänen wirklich zu verstehen und die von ihnen ausgehenden Gefahren vielleicht eines Tages zu beherrschen, bedarf es noch großer Anstrengungen, u. a. auf dem Gebiet der Antigravitationsforschung, wie wir in unserem Buch darlegten, also auf Gebieten, die heute noch mehr oder weniger zur wissenschaftlichen Avantgarde gehören.

Das nächtliche Schauspiel über Bayern zeigt, dass solche Vakuumdomänen jederzeit auch uns treffen können. Diesmal ist es glimpflich abgegangen, und die Augenzeugen sind mit dem Schrecken davongekommen oder konnten sich sogar an einem imposanten Himmelsschauspiel erfreuen. Das spektakuläre Ereignis sollte allerdings Anlass für die Wissenschaft sein, nicht mit fadenscheinigen Erklärungen schnell wieder zur Tagesordnung überzugehen, sondern dem faszinierenden Forschungsgebiet der Vakuumdomänen endlich mehr Aufmerksamkeit zu widmen.