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Andreas von Rétyi ©
In diesem Beitrag wendet sich Andreas von Rétyi einer oft als "geheimster aller US-Geheimdienste" apostrophierten Behörde zu, der National Security Agency (NSA), und geht dabei der Frage nach, inwieweit diese mächtige amerikanische Institution auch in UFO-Geheimnisse verstrickt ist. Unzweifelhaft hat sich im Laufe der Jahre gezeigt, daß die NSA auch zu diesem offiziell so umstrittenen wie ungeliebten Thema einiges zu sagen hätte…
Teil 1
Anfang Juli 1947 geschah etwas Unglaubliches auf unserem Planeten, davon sind zahlreiche UFO-Forscher aus guten Gründen überzeugt. Damals, in einer von kräftigen Blitzen durchzuckten Gewitternacht, bahnte sich ein bis heute unbekanntes Objekt seinen Weg durch den aufgewühlten Himmel über Lincoln County, New Mexico. Bis heute unbekannt? Vielleicht sollten wir einschränkend sagen: der Öffentlichkeit bis heute unbekannt …!
Wie auch immer, irgend etwas, von dem der Normalbürger nur eine sehr vage Vorstellung besitzt, zog als leuchtende Scheibe durch die Wolken, die sich in jener Nacht über den Steppen des amerikanischen Südwestens zu einem heftigen Unwetter zusammengebraut hatten. Kurz darauf stürzte es mit einer gewaltigen Explosion im abgelegenen Farmland der Foster-Ranch nahe Corona nieder. In den folgenden Tagen fanden sehr merkwürdige (und wohl ebenso denkwürdige) Ereignisse statt, deren Abläufe und Hintergründe von Hunderten von Augenzeugen beleuchtet wurden. Ihren kombinierten Aussagen zufolge ging damals, vor nunmehr beinahe einem halben Jahrhundert, ein nichtirdischer Raumflugkörper auf unserem Planeten nieder, dessen Trümmer in einer beispielslosen militärischen Bergungsaktion bis auf den allerletzten Splitter von der Absturzstelle entfernt und in sicherste Verwahrung gebracht wurden.
Uns allen ist dieses folgenschwere Ereignis unter dem Namen Roswell-Zwischenfall seit langem bestens bekannt. Natürlich schlossen sich Militär und Regierung keineswegs den Aussagen der Zeugen an, wenn es um Deutungen dessen ging, was im Jahr 1947 in der Wüste von New Mexico vorgefallen war. Damals, so beharrte man über Jahrzehnte, sei nichts als ein gewöhnlicher Wetterballon niedergegangen. Warum freilich das Militär die Absturzstelle eines derart profanen Objektes mehrfach umstellte und mit Waffengewalt schützte, warum man nach Radioaktivität suchte oder den Verwalter der Foster-Ranch, "Mac" Brazel, eine Woche lang einsperrte und ins Kreuzverhör nahm, das erklärte niemand unter den offiziellen Meinungsvertretern. Erst kürzlich begann die Air Force von ihrer so lange aufrechterhaltenen Erklärung Abstand zu nehmen, allerdings erst auf massiven Druck des Kongressabgeordneten Steven Schiff sowie des General Accounting Office (GAO). Nunmehr begründete man die eben doch sehr offensichtliche Geheimhaltung mit der Feststellung, das ungewöhnliche Objekt sei Bestandteil des als "TOP SECRET" eingestuften Projektes Mogul gewesen, mit dessen Hilfe Druckwellen sowjetischer Atomtests in der Atmosphäre nachgewiesen werden sollten. Mogul gab es unzweifelhaft, doch war lediglich die Projektintention geheim, nicht aber die Technologie, an der selbst Studenten mitarbeiteten, ohne etwas von deren geheimer Mission zu ahnen. Grundsätzlich war ein Mogul-Ballon nicht von einem normalen Wetterballon zu unterscheiden und die Frage, was damals wirklich in Roswell abgestürzt war, bleibt nach wie vor ungelöst, auch wenn detaillierte Zeugenberichte eine deutliche, ja teils sehr deutliche Sprache sprechen.
Im Jahr 1984 holte der amerikanische Filmproduzent Jaime Shandera einen seltsamen Umschlag aus seinem Briefkasten. Er enthielt weitere Umschläge und darin schließlich einen Schwarz/Weiß-Negativfilm, der nach dem Entwickeln einige Seiten eines höchst geheimnisvollen Dokumentes wiedergab. Sein Inhalt betraf eine als "TOP SECRET / MAJIC" eingestufte Operation zur Bergung und Untersuchung eines 1947 im Hinterland von New Mexico abgestürzten Raumschiffes samt mehrerer toter, außerirdischer Wesen – unzweifelhaft ging es darin also um den berühmten Roswell-Zwischenfall.
Eine absolute Sensation, sofern diese Dokumente wirklich echt waren. Langwierige Recherchen und Untersuchungen haben bis heute nicht definitiv belegen können, daß diese Dokumente echt sind. Im Gegensatz zu manchen Behauptungen aber konnte bis heute auch nicht nachgewiesen werden, daß das Material gefälscht worden ist. Sie enthalten zahlreiche stilistische Gepflogenheiten, die sich als nachprüfbar und authentisch erwiesen haben, ebenso wie zahlreiche Details über Personen und zeitliche sowie örtliche Daten, wie sie als Gesamtheit nur Insidern bekannt gewesen sein können. Wer in großen staatlichen US-Archiven nach Informationen sucht, besonders nach als "vertraulich" oder auch als "geheim" eingestuften Informationen, wird registriert. Er erhält dann möglicherweise Ordner oder Behälter, in denen sich themenbezogene Unterlagen befinden, doch es wird aufgezeichnet, was ihm vorgelegt oder kopiert worden ist. Der amerikanische Kernphysiker und führende Roswell-Forscher Stanton T. Friedman hat in über einem Dutzend Archiven nach Material gesucht, das die Daten der Geheimpapiere stützen oder widerlegen könnte, und ist an mehreren Stellen fündig geworden. Interessant ist aber auch, daß offensichtlich vor ihm niemand sich die Mühe gemacht hat, Archivrecherchen durchzuführen, denn vor Friedman wurde niemand verzeichnet, der sich für derartige Unterlagen interessiert hätte. Wenn also jemand sich die Arbeit machen hätte wollen, die Roswell-Dokumente zu fälschen, so hätte er trotz ohnehin erforderlicher, profunder historischer Sachkenntnisse über die Möglichkeit verfügen müssen, andere Quellen als die öffentlich zugänglichen anzapfen zu können – mit anderen Worten: Insiderquellen. Ob falsch oder echt, in jedem Falle also müssen diese UFO-Dokumente aus Kreisen der Regierung oder der Geheimdienste stammen; das erklärt selbst der bekannte, durchaus skeptisch eingestellte Astrophysiker und UFO-Forscher Jacques Vallee.
In den Dokumenten wird auch ein Ausschuss vorgestellt, der sich aus zwölf höchstrangigen Vertretern des Militärs und der Regierung zusammensetzt und daher die Bezeichnung Majestic-12 erhielt. Als UFO-Forscher zum ersten Mal mit den deshalb als MJ-12-Dokumente bekannten Papieren konfrontiert wurden und die Namensliste dieser Führungsmitglieder überflogen, fiel ihnen ein Name sofort als regelrechter "Fremdkörper" auf: Dr. Donald H. Menzel, Astrophysiker. Wie konnte dieser Mann einem hochgeheimen UFO-Forschungsgremium angehören? Für viele war das ein kapitaler Fehler im Dokument, das daher unfraglich gefälscht worden sein musste. Schließlich war Dr. Menzel ein Mann, der jahrzehntelang öffentlich gegen das UFO-Phänomen argumentiert und gekämpft hatte, ein Erzskeptiker ersten Ranges, der seine deutliche Negativmeinung in mehreren Büchern zu untermauern versucht und kundgetan hatte. Zwar hatte Menzel 1949 selbst eine UFO-Sichtung gehabt, doch hielt ihn das nicht davon ab, auch diese eigene Erfahrung als halluzinatorischen Effekt abzutun!
Nun, wie konnte ein so vehementer Gegner jeglicher "UFO-Phantasien" Mitglied einer Regierungsgruppe zur Untersuchung abgestürzter ET-Raumschiffe geworden sein? Einige wenige Forscher allerdings wurden nachdenklich, sie sahen in diesem Aspekt weniger einen "Ausrutscher" des vermeintlichen Fälschers als einen Ansatzpunkt für weitere Recherchen und die Hoffnung, unbekannte Fakten aufdecken zu können. Tatsächlich war es Stanton Friedman, der nach umfangreichen Nachforschungen herausfand, daß Donald H. Menzel keineswegs nur der "biedere" Astrophysiker und "wackere" Streiter gegen allen "UFO-Wahn" war, sondern noch eine ganz andere Persönlichkeit. Aufgrund der Nennung Menzels in den MJ-12-Papieren stieß Friedman auf die bis zu jenem Zeitpunkt unbekannte "dunkle" Seite des Wissenschaftlers, denn Menzel hatte tatsächlich ein Doppelleben geführt.
Friedman entdeckte in den Menzel-Papieren des Harvard Library Archives einige Briefe, die Menzel an John F. Kennedy, zunächst Senator, dann US-Präsident, geschrieben hatte. In einem dieser Briefe, datiert auf den 13. August 1960, bemerkt Menzel: "…Ich sende Ihnen eine Kopie eines Briefes, den ich von Oswald Jacoby aus Dallas, Texas, erhalten habe … Er und ich haben zusammen bei der Navy gedient, in einer Abteilung, die nun die National Security Agency ist. Ich stehe mit diesen Aktivitäten seit beinahe dreißig Jahren in Verbindung und habe von allen Persönlichkeiten im Land wahrscheinlich den längsten kontinuierlichen Kontakt dazu. Ich halte immer noch enge Verbindung zu ihr …". In einem anderen, als "vertraulich" eingestuften Brief an Senator Kennedy, datiert auf den 3. November 1960, schreibt Menzel: "Ich bin seit 1930 mit einer kleinen Organisation assoziiert, die nun zu der National Security Agency herangewachsen ist. Unter ihr habe ich im Zweiten Weltkrieg als Marineoffizier gedient. Ich war dort in Beratungsfunktionen tätig und hatte Top-Secret-Freistellungen inne, und ich hatte auch einige Verbindung zur CIA. Doch ist offenkundig, daß ich – in einem unklassifizierten Brief – nicht weiter ins Detail gehen kann." Es existieren weitere sehr aufschlussreiche Briefe Menzels, aus denen unter anderem immer wieder seine enge Beziehung zu jenem mächtigen Geheimdienst hervorgeht, dem wir uns nun etwas näher zuwenden werden. Von der NSA gehen nämlich nicht nur über Menzel und seine Nennung in den MJ-12-Papieren so manche Verbindungen zum UFO-Phänomen aus.
Lageplan der NSA-Hauptzentrale in Ft.George G. Meade, Maryland, USA-
Der Hauptsitz der National Security Agency befindet sich in Fort George G. Meade, Maryland, USA. Das Hochsicherheitsgebäude nimmt eine Fläche ein, die der des Capitols und des CIA-Hauptquartiers zusammengenommen entspricht. Natürlich ist das gesamte NSA-Gelände von mehreren hohen Zäunen umgeben, die mit Stacheldraht "verziert" sind oder Hochspannung tragen. Wachmannschaften und Überwachungskameras sind Tag und Nacht im Einsatz, ebenso diverse Abhöreinrichtungen.
Über Jahrzehnte hinweg wusste kaum irgend jemand mehr, als daß es eine Organisation mit der Bezeichnung NSA gab. Was sich dahinter verbarg, blieb rätselhaft. Man sprach daher, je nach eigener Position, von "Never Say Anything" (gewissermaßen eine scherzhafte Warnung für diejenigen, die in der NSA tätig sind) oder von "No Such Agency" ("Gibt-es-nicht-Behörde", für den Rest der Welt). Captain Edward J. Ruppelt vom berühmten Blue-Book-Team der Air Force bezeichnete den Spitzengeheimdienst als "Puzzle Palast", den "Palast der Rätsel", eine Titulierung, die später durch den gleichnamigen Bestseller von James Bamford wieder aufgegriffen worden ist.
Die NSA beschäftigt in ihrer Zentrale in Maryland rund zwanzigtausend Angestellte; weltweit dürften rund einhundertsechzigtausend Personen für diese Organisation arbeiten, die als eigenständige Einrichtung innerhalb des amerikanischen Verteidigungsministeriums (DoD) fungiert und in vielerlei Hinsicht einen außerordentlich hohen Aufwand betreibt. Für ihren Unterhalt sind pro Stunde etwa eine Million Dollar erforderlich! Die NSA ist eine High-Tech-Behörde ersten Ranges, für die die brillantesten Kryptologen tätig sind, hervorragende Codierer ebenso wie erstrangige Code-Knacker.
Die Aufgabenstellungen der NSA und ihres Kernstücks, des Central Security Service (CSS), sind weit gestreut. Stets aber geht es um die Kontrolle von Daten und Überwachung des Informationsflusses, nicht zuletzt auch um die Sicherung der Kommunikationssysteme sämtlicher Departments und Agenturen der US-Regierung. Niemand darf ohne entsprechende Befugnis in irgendeiner Weise Zugang zu sensiblen Bereichen und Informationen erhalten. Eine Feststellung, die sich von selbst versteht, jedoch nicht leicht zu realisieren ist, gerade in Zeiten eines nahezu unübersichtlich werdenden Informationsflusses, der durch die Ausdehnung der Computernetzwerke in überproportionaler Weise zugenommen hat. Entsprechend spielen Computer und Netzwerke eine Schlüsselrolle bei den Aktivitäten der NSA. Sie nützt auch das Internet, welches selbst aus dem ARPANET des DoD hervorgegangen ist, um Hochgeschwindigkeitsverbindungen mit Industrie und Forschungslabors herzustellen und hat die Führung bei der Entwicklung von Netzwerksicherheit wie auch anderer Systeme übernommen. Eine perfekte Überwachung erfordert auch perfekte Computersysteme. So arbeitet man bei der Beschleunigung der Leistungsfähigkeit beziehungsweise Entwicklung von Spitzenrechnern an vorderster Front. Das Super-computing Research Center der NSA hat die Terasys-Workstation entwickelt, die einen Cray Y-MP bei neun NSA-Anwendungen um das Fünf- bis Achtundvierzigfache an Leistung übertrifft. Die NSA bemisst ihre Rechnerkapazität nach Flächeneinheiten, allerdings nicht wie andere Regierungsbehörden nach "square feet" (zirka 1/10 Quadratmeter), sondern in "acres" (1 acre = 0,4 Hektar!). So schrieb Lieutenant General Marshall S. Carter, NSA-Direktor zwischen 1965 und 1969: "Während meiner Zeit hier hatte ich fünfeinhalb Acres Computer." Trotz der zwischenzeitlich extremen Miniaturisierung der elektronischen Bauteile befinden sich in unterirdischen Trakten der NSA auch heute noch riesige Areale, welche wohl die weltweit größte Ansammlung von Hochleistungscomputersystemen bergen.
Die NSA verfügt über ein globales Netz an Abhörstationen. Sie ist auch in Deutschland präsent. Im bayerischen Bad Aibling befindet sich ein ausgedehnter Komplex, dessen weiße Kuppeln mit ihrer wabenartigen Struktur ein wenig an riesige Modelle von Fulleren-Molekülen erinnern. Ihr Inneres birgt Radarüberwachungsantennen – die "Ohren Amerikas" lauschen überall. Tatsächlich verfügt die NSA über Mittel und Möglichkeiten, sämtliche Auslandstelefonate und -faxe zu verfolgen (abgesehen von der Inlandskommunikation) und sie mittels ihrer Computersysteme auf sogenannte "Hitwords" abzutasten, also sensible Begriffe, die eine künftige Überwachung nahe legen. Jüngsten Gerüchten zufolge soll die NSA sogar in der Lage sein, Festplatten abgeschalteter Computersysteme zu lesen. Nun, wie auch immer, schon die bisher bekannten Mittel und Möglichkeiten der NSA sind im Wortsinne sehr weitreichend.
Über all diese Aspekte hinaus haben sich etliche Indizien finden lassen, daß sich die NSA nicht ausschließlich um Irdisches kümmert, sondern (abgesehen von TELINT, der Satelliten-Telemetrie-Überwachung) offenbar zudem ein nicht nur oberflächliches Interesse an UFOs besitzt.
Ursprünglich zeigte sich die NSA mehr als spröde, wenn UFO-Forscher versuchten, Informationen über das UFO-Wissen der NSA herauszubekommen. Man leugnete dort schlichtweg, irgendwelche UFO-Dokumente oder -Informationen zu besitzen. Anfang 1976 erhielt der UFO-Forscher Robert Todd auf eine Anfrage bei der NSA die Antwort, daß die Agency an UFOs in keinerlei Weise auch nur irgendein Interesse habe. Zwei Jahre später nahm die Angelegenheit dann eine recht interessante Wendung. Im Verlauf eines Rechtsstreits zur Frage geheimer CIA-UFO-Dokumente stellte sich heraus, daß ein gewisser Prozentsatz des dort verwahrten Materials ursprünglich von der National Security Agency stammte. Die CIA nahm Kontakt zur NSA auf, wobei insgesamt achtzehn UFO-Dokumente lokalisiert wurden. Peter Gersten, derjenige Rechtsanwalt, der für die amerikanische Bürgerinitiative Citizens Against UFO Secrecy (CAUS) aktiv wurde, um die Freigabe des entsprechenden Materials zu bewirken, wurde im Dezember 1978 von der CIA über die Existenz jener achtzehn Dokumente informiert.
Nachdem also – kurioserweise durch ein "Leck" bei der CIA – bekannt geworden war, daß die NSA de facto UFO-Material zurückhält, war ein erster Ansatzpunkt für weitere Recherchen erreicht. Nach mehreren vergeblichen Anläufen gelang es Gersten, die NSA zur Übermittlung von zwei UFO-Dokumenten zu bewegen.