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Viele Kiffer, die nicht in der komfortablen Lage sind, über selbst angebautes Gras zu verfügen, werden in letzter Zeit mit qualitativ minderwertigem Gras in Berührung gekommen sein. Die Szenemagazine berichteten ausführlich über die aktuellen Methoden, Gras zu strecken, über bedenkliche Verunreinigungen durch Pestizide und Fungizide, aber auch über die Belastung durch Schimmelpilze und Bakterien. Im Folgenden hat der DHV einige Informationen dazu zusammengetragen.

Inhalt

  • Gestrecktes Gras
  • Belastungen durch Schädlingsbekämpfungsmittel
  • Belastungen durch Schimmelpilze und Bakterien
  • Zusammenfassung und Fazit

Gestrecktes Gras

Unter den Züchtern in Holland wird gern die äußere sehr THC- reiche Harzschicht durch Sieben entfernt. Diese verloren gegangene Pollenschicht wird anschließend kaschiert und kann dann als optisch hochwertiges und schwergewichtiges Gras wieder auf dem deutschen Schwarzmarkt verkauft werden. Für den Konsumenten ist dieses minderwertige Gras kaum zu erkennen.

Zur Aufwertung und Streckung werden sowohl Cannabis als auch Haschisch mit verschiedenen Substanzen versetzt. Diese reichen von zerriebenen Blättern der Hanfpflanze, Gewürzen, Fetten und Ölen bis zu Schuhcreme, Sand, Wachs, Zucker und Haarspray aber auch Mittel wie Brix gehören dazu.

Brix wird in den USA und Australien hergestellt und dient ausschließlich dem Strecken von Hanfblüten. Es ist ein Flüssigkeit, in welche die Hanfblüten nach der Ernte getaucht und anschließend zum Trocken aufgehängt werden. Sie besteht zum größten Teil aus Zucker, dazu kommen Aminosäuren, Hormone (unter anderem Triacontanol, ein Wachstumshormon für grüne Blätter) und Flüssigplastik, das an der Luft aushärtet. Verbrixtes Gras sieht genauso aus wie hochwertige Indoorware. Brix und andere synthetische Stoffe wie synthetische Wachse, die z.B. in Schuhcreme vorkommen, gehören zu den besonders gesundheitsschädlichen Beimengungen. Bei der Verbrennung entstehen krebserregende Stoffe, deren Inhalation vermieden werden sollte. Einige dieser Substanzen (insb. chlorierte Kohlenwasserstoffe) zählen zu den Umweltgiften und wirken sich auch bei oralem Konsum schädigend auf den Organismus aus, so besitzt diese Stoffgruppe neben den krebserregenden auch Erbgut verändernde Eigenschaften.

Ebenso kommt es bei der Verbrennung organischer Stoffe (z.B. Gewürze oder Kräuter) zur Entstehung von krebserregenden Substanzen. So gehört das Rauchen eines Joints durch die Verbrennungsprodukte insbesondere des mit gerauchten Tabaks zu den gesundheitsschädlichsten Konsumformen von Cannabis.

Bei der Inhalation von quarzhaltigem Sand besteht die grundsätzliche Gefahr der Entstehung einer Silikose. Dies ist eine Lungenkrankheit, bei der eine entzündliche Veränderung des Bindegewebes mit Vernarbung der Lunge eintritt. Es entwickelt sich eine Bronchitis. Diese anerkannte Berufskrankheit kommt vor allem bei Bergleuten vor, die quarzhaltigen Sand in großen Mengen einatmen. An diese Mengen kommt jedoch selbst der starke Cannabiskonsument nicht im Ansatz heran. Sand, fein zerriebenes Glas und ähnliche Stoffe sind ärgerlich aber nur wenig gesundheitsschädlich. Die größere Gefahr bei anorganischen Stoffen sind die synthetischen Substanzen mit denen sie auf die Blüte aufgebracht werden, denn Sand hält nicht von allein (siehe oben).

Die diversen Streckmittel stellen also eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar und sollten auf jeden Fall vermieden werden! Der beste Schutz sind zuverlässige Quellen, oder wenn doch nur Minderwertiges in der Tüte war, die Entsorgung!

Belastungen durch Schädlingsbekämpfungsmittel

Die Belastung von Indoorgras mit Schädlingsbekämpfungsmitteln wird schon seit langer Zeit diskutiert, bisher wurde dies allerdings als Schreckgespenst abgetan. Die niederländische Regierung schätzte im Jahr 2001, dass mind. 50% der holländischen Cannabisbauern Schädlingsbekämpfungsmittel verwenden. Seit einiger Zeit untersucht CannaResearch Proben aus Coffeeshops auf Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Gesundheitsschutz. Die Wirkstoffe Fluralaxyl, Propamocarb und Abamectin wurden am häufigsten gefunden.

Furalaxyl ist der unter anderem im Pflanzenschutzmittel Fongarid enthaltenen. Dabei handelt es sich um ein Fungizid zur Bekämpfung von Wurzel- und Stängelfäule, das über die Blätter und Wurzeln in das System der Pflanze eindringt. Daher werden derartige Fungizide auch als "systemische Fungizide" bezeichnet. Es dauert knapp 50 Tage, bis die Konzentration dieses Schädlingsbekämpfungsmittels in den Blütenspitzen halbiert ist, verwendet wird es aber auch noch kurz vor der Ernte. Pikant ist, dass dieser Wirkstoff in den Niederlanden nur bei Zierpflanzen und in der Baumzucht eingesetzt werden darf. Da Hanf aber illegal angebaut wird, ist das Schädlingsbekämpfungsgesetz natürlich hinfällig.

Propamocarb ist unter anderem in Previcur N (Bayer) enthaltenen. Dieses Mittel wird wie Furalaxyl gegen Pilze eingesetzt, die Fuß- und Wurzelfäule verursachen. Darüber hinaus wird es auch zur Bekämpfung von falschem Mehltau (Plasmopara spp.) angewandt. Erst nach 25 Tagen hat sich Konzentration des Mittels in den Blütenspitzen halbiert.

Abamectin ist der in Vertimec enthaltene Wirkstoff. Dieses bekannte Kontakt- und Mageninsektizid ist zwar natürlichen Ursprungs, deswegen aber nicht weniger giftig. Es wird meistens gegen Spinnmilben eingesetzt, wirkt aber auch gegen Minierfliegen und Thripse.
Alle drei Schädlingsbekämpfungsmittel können beim Menschen schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen!

Belastungen durch Schimmelpilze und Bakterien

In einer Studie der Universität Leiden in den Niederlanden wurden zehn Proben aus unterschiedlichen Coffeeshops mikrobiologisch analysiert. Alle Proben waren mit Bakterien und/oder Schimmelpilzen derart belastet, dass die zulässigen Grenzwerte für Inhalationspräparate (bestimmt von der europäischen Arzneibuchkommission) überschritten wurden.

Einige der gefundenen Mikroben können Gifte bilden, die durch Temperaturen, wie sie beim Rauchen von Cannabis entstehen, nicht vollständig zerstört werden, so dass sie in die Lunge gelangen können. Vor allem bei Personen mit einem bereits beeinträchtigten Immunsystem, beispielsweise Aids- oder Krebs-Patienten, können solche Mikroben und Gifte gefährlich werden. Der Schimmelpilz Aspergillus, der neben anderen in den Proben gefunden wurde, führt bei immunologisch geschwächten Menschen im schlimmsten Fall zu einer tödlichen Lungenentzündung.

In der Studie wurden auch zwei Hanfsorten untersucht, die in niederländischen Apotheken erhältlich sind. Diese wiesen nur minimale Spuren von Schimmelpilzen und Bakterien aus, die weit unter den entsprechenden Grenzwerten lagen. Dementsprechend werden diese Sorten zur medizinischen Anwendung empfohlen.

Zusammenfassung und Fazit

Ausmaß und Auswirkungen von Verunreinigungen in Cannabis-Produkten sind weitgehend unerforscht. Es gibt aber viele Hinweise darauf, dass das Strecken von Haschisch und Gras eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit der Konsumenten darstellt.

Der DHV kritisiert das Verbot von Cannabis, das erst zum Schwarzmarkt und den unkontrollierbaren Auswüchsen führt. In einem legalen Markt wäre die Kontrolle durch Lebensmittelrecht etc. selbstverständlich.

Der DHV fordert verschiedene staatliche Institutionen (z.B. Offener Brief des DHV an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) über Gestrecktes Gras) auf:
  • Cannabis auf Verunreinigungen und Beimengungen hin zu analysieren und das Gesundheitsrisiko zu ermitteln!
  • dementsprechend sachliche Informationen für Konsumenten und Hilfeeinrichtungen zur Verfügung zu stellen!
  • für die Konsumenten eine Möglichkeit der anonymen Analyse von Cannabis auf Fremdstoffe und Verunreinigungen hin (Drug-Checking) zu schaffen!
  • die Möglichkeit des Eigenanbaus für Konsumenten zu schaffen!