Schon seit 2006 sind Streckmittel in Marihuana auf dem Vormarsch. Was bei pulverförmigen illegalen Drogen Gang und Gäbe ist, war ein Schock für Cannabiskonsumenten: Plötzlich rieselten Sand, Talkum, Steinmehl oder feine Glassplitter aus ihrem Rauchkraut.
Der DHV forderte Anfang 2007 die damalige Drogenbeauftragte Bätzing auf, Verbreitung und gesundheitliche Auswirkungen der Streckmittel zu analysieren, eine Teststelle einzurichten und den Eigenanbau von Hanf zur Selbstversorgung zu legalisieren, wie es Tschechien mittlerweile getan hat. Zurzeit können sich viele Cannabiskonsumenten nur durch eigene Hanfpflanzen vor den Gefahren der Streckmittel schützen, sofern sie nicht ganz auf den Konsum verzichten wollen.
Im Juni 2007 machte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen deutlich, dass Cannabis sowieso gefährlich sei. Warnungen vor Verunreinigungen, wie sie z.B. das englische Gesundheitsministerium herausgegeben hat, seien deshalb als schädliche Konsumentenberatung zu betrachten und würden den normalen Cannabiskonsum verharmlosen.
Ende 2007 kam es dann im Raum Leipzig zur größten Massenbleivergiftung nach dem zweiten Weltkrieg, weil skrupellose Dealer größere Mengen Marihuana mit Blei gestreckt hatten, um ihren Gewinn zu erhöhen.
Abgesehen von einem Hinweis seit September 2007 auf der Homepage der Bundesdrogenbeauftragten hat die Politik bis heute kaum auf dieses Problem reagiert.
Deshalb sammelt der DHV seit dem 25.05.2009 Streckmittel-Meldungen betroffener Cannabis-Konsumenten unter www.hanfverband.de/streckmittel. Bisher sind über 300 Hinweise aus dem ganzen Bundesgebiet, sowie teilweise auch aus Österreich und sogar Holland eingegangen. Wichtigste Erkenntnis: Die Verbreitung der gefährlichen Zusätze scheint noch einmal dramatisch zugenommen zu haben und selbst ein Holland-Trip scheint kein Garant mehr für saubere Ware zu sein.
Berichtet wird von diversen metallischen Zusätzen, Sand, Zucker, Salz oder einfach Erbsenmehl. Hin und wieder werden auch sehr gefährliche Streckmittel wie Quecksilber und Blei in den Proben vermutet.
Das am weitesten verbreitete Streckmittel scheint derzeit „Brix“ zu sein, ein Produkt, das ausschließlich zum Strecken von Marihuana verkauft wird. Brix besteht hauptsächlich aus Zucker und Flüssigplastik, welches an den Blüten so antrocknet, dass der Betrug oft nicht sofort erkannt wird.
Viele Meldungen drehen sich auch um „unbekannte Verunreinigungen“. Die Leute merken, dass mit dem „Gras“ etwas nicht stimmt, haben aber keine Möglichkeit, es testen zu lassen.
Wurde das gestreckte Kraut geraucht, kam es in den meisten Fällen zu teils heftigen Nebenwirkungen: Kopf-, Hals- und Bauchschmerzen gehören ebenso dazu wie Übelkeit, Erbrechen, Lähmungen, Vergiftungen, Zittern und Angstzustände.
Die Auswirkungen des Cannabiskonsums an sich sind gut erforscht. Wissenschaftler gehen davon aus, dass nur etwa 10 Prozent der Cannabiskonsumenten ein problematisches Konsummuster oder sonstige Schwierigkeiten haben. Was aber passiert, wenn Millionen Cannabiskonsumenten in Deutschland über Jahre hinweg Zucker, Plastik und „unbekannte Verunreinigungen“ rauchen, weiß niemand.
Deshalb meint Georg Wurth, Sprecher des Deutschen Hanf Verbandes:
„Das Verbot senkt den Cannabiskonsum in Deutschland nicht unter holländisches Niveau und hilft keinem, der zu viel kifft. Aber es führt zu einem Schwarzmarkt mit verseuchtem Marihuana, das uns in 10 Jahren vermutlich tausende zusätzliche Lungenkranke bescheren wird.“
Zitate aus DHV Streckmittel-Meldungen:
„Dieses Gras gibt es in letzter Zeit fast nur noch im Ruhrgebiet.“
„Ähnlicher Stoff ist wohl derzeit sehr häufig im kompletten Großraum Stuttgart zu finden, ich finde mehr davon als sauberes Gras!“
„Ich habe 12 Jahre lang in diesem Coffeeshop gekauft und werde es nie wieder tun. Der Chef selbst hat mir das Zeug verkauft, ich habe das Vertrauen verloren und fahre nun nach Roermond.“
„Ganz Hamburg ist damit befallen. Ich war in den Stadtteilen Horn & Jenfeld kaufen, alles verunreinigt.“
„Inzwischen bekommt man in Düsseldorf leider fast nix anderes mehr.“
„Es war von 7 gekauften Weed Sorten aus unterschiedlichen Coffeeshops nur eine ungestreckte Sorte (Sensi Smile: Northern lite) vorhanden.“
Zitate aus DHV-Streckmittel-Meldungen:
„Lungendrücken über mehrere Tage, Sodbrennen - bis hin zu Reflux, gereizte Bronchien und geschwollene Lymphdrüsen.“ (Gras mit unbekannter Verunreinigung)
„Ich hatte nur einen Kopf davon geraucht. Nach ca. 1 Minute wurde mir so schlecht. Mein Blutdruck war 200/110, mein Puls beschleunigte in wenigen Sekunden auf 150. Sehr starke Schmerzen im Herz- und Brustbereich.“ (Haschisch mit unbekannter Verunreinigung)
„Nach dem Inhalieren bekommt man direkt eine Art Bronchitis und einen „Spuckreiz“, braun-grauer Schleim entstand.“ (Gras mit Brix und Vogelsand verunreinigt)
„Chronische Bronchitis ist die Folge und Probleme mit den Atemwegen (Dauerverschleimt).“ (Brix Gras)
„Atypische Lungenentzündung, Dauer insgesamt 9 Wochen, davon 3 Wochen Krankenhausaufenthalt.“ (Brix Gras)
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