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annuAuf den Spuren der Anunnaki ist ein Reisebericht. Die Spuren der Anunnaki, also »Jenen, die vom Himmel auf die Erde kamen«, sind schon ein paar Jahrtausende alt, aber immer noch deutlich sichtbar, vorausgesetzt man hat die entsprechende Brille aufgesetzt. Wenn diese Brille jemand hat, dann sicher Zecharia Sitchin. Der bekannte amerikanische Orientalist und Bestsellerautor nimmt den Leser in diesem Buch mit auf seine Reisen zu den geheimnisumwitterten Metropolen antiker Zivilisationen. Am Schreibtisch entwickelte Theorien werden vor Ort überprüft und aus Merkwürdigkeiten und Auffälligkeiten im Gelände werden neue Hypothesen gebildet. Auf der Basis seines schier enzyklopädischen Wissens stellt er überraschende Verknüpfungen her wie die zwischen den Olmeken Mittelamerikas und Afrika. Nebenbei findet er den richtigen Gottesberg im Sinai mit den Resten eines außerirdischen Stützpunktes, lokalisiert das versunkene Atlantis und identifiziert Baalbeck als Raumflughafen. Die Abenteuer eines Gelehrten kommen ohne wilde Tiere und Schießereien aus und sind trotzdem spannend.
Auf den Spuren der Anunnaki ist auch ein persönliches Buch. Als Leser kann ich Sitchins Arbeitsweise direkt nachvollziehen. Er gehört nicht zu der Spezies von Gelehrten, die ihr Wissensgebiet mit dem Strich bürsten, also systematisch aufbauen und ausgestalten. Sitchin kämmt rigoros gegen den Strich und bleibt deshalb an den Ausnahmen und Anomalien hängen, die nach den Vorstellungen der etablierten Wissenschaft nicht stimmen können. Ähnlich wie EvD betreibt er eine methodische Suche nach Anomalien und Ausnahmen. Zuweilen geht er fast naiv an die Geschichte heran: die alten Mythen waren keine Fiktionen, sondern Erinnerungen an tatsächliche Ereignisse. Bevor Sie lachen: Heinrich Schliemann hat mit dieser Grundthese Troja gesucht und gefunden, obwohl er von der gesamten Wissenschaftsgemeinde für verrückt gehalten wurde.
Sitchin hat den flüssigen Stil eines Journalisten und auch deshalb wird Archäologie hier lebendig. Logische Beweisführung und naturwissenschaftliche Dokumentation steht notwendig neben Spekulation. Das macht ja einen wesentlichen Reiz der Altertumsforschung aus. Wer EvD mag, der wird auch Sitchin gut finden.
Mir ist allerdings bis heute nicht klar, warum außerirdische Raumfahrer mit Raumanzügen und großen Space Shuttles hier aufgekreuzt sein sollten. Einflugschneisen nehmen mal gleich den gesamten Sinai ein. Das ist alles sehr anthropomorph gedacht. Im Mittelalter hätte man sich dann Himmelspferde vorgestellt, die aus dem Sternbild Weide ausgebrochen sind und den Sonnenhafer fressen? Ich weiß nicht – mir ist schon klar, dass unsere Vorstellungskraft in dieser Hinsicht begrenzt ist. Dennoch finde ich manches einfach recht unwahrscheinlich… Vielleicht ist die Lösung ja einfach: demnächst geraten irdische Astronauten in einen Zeittunnel und erschaffen als Anunnaki in grauer Vorzeit die Menschheit. Dann sind wir in einer Zeitschleife, die sich immer wiederholt. Das würde einiges erklären.

Rottenburg (Kopp Verlag) 2009
ISBN
978-3938516867
Preis: 19.95 EUR