Wenn der Tod kommt, muss man sehr respektvoll sein, denn der
Tod ist keine gewöhnliche Angelegenheit. Er ist das Außergewöhnlichste,
was es auf der Welt geben kann. Nichts ist mysteriöser als der Tod. Der
Tod dringt bis ins Zentrum der Existenz vor und wenn jemand gestorben
ist, bewegt man sich auf heiligem Boden. Es ist der heiligste
Augenblick, der möglich ist. Gewöhnliche Neugierde hat da nichts zu suchen - sie ist respektlos.
Du musst still sein. Kannst du still sein, wenn der Tod kommt, wirst du plötzlich viele Dinge sehen, denn Tod heißt nicht nur, dass jemand aufhört zu atmen. Viele Dinge geschehen. Wenn jemand stirbt, beginnt seine Aura allmählich zu verschwinden. Wenn du still bist, kannst du spüren, wie eine starke Energie, ein lebendiges Kraftfeld sich zusammenzieht und zur Mitte zurückkehrt.
Wenn ein Kind geboren wird, geschieht genau das Gegenteil. Wenn das Kind geboren wird, beginnt sich eine Aura auszubreiten. Das fängt beim Nabel an. Es ist, als würdest du einen Kieselstein in einen See werfen: Es entstehen kleine Wellen, die sich immer weiter ausbreiten. Wenn das Kind atmet, wird das Nabelzentrum aktiviert. Der erste Kiesel ist in den stillen See geworfen worden, und die Wellen breiten sich immer weiter aus.
So dehnst du sie zuerst immer weiter aus. Mit etwa fünfunddreißig Jahren ist sie vollständig, sie hat den Gipfelpunkt erreicht. Dann beginnt sie, sich wieder zusammenzuziehen. Wenn man stirbt, geht sie zurück zum Nabel. Wenn sie den Nabel erreicht, wird sie zu einer konzentrierten Energie, zu konzentriertem Licht. Bist du ganz still, kannst du es spüren: Du spürst eine Art Zug. Sitzt du bei einem Menschen, der gerade gestorben ist, spürst du es wie eine ganz feine Brise, die plötzlich zu ihm hin weht, und du fühlst, wie dich etwas zieht. Der Tote hat sein ganzes Leben auf einen Punkt zusammengezogen, das ganze Energiefeld, das er war.
Um einen Toten herum geschieht vieles: Wenn er mit jemandem in tiefer Liebe verbunden war, bedeutet es, dass er einen Teil seiner Lebensenergie an diesen Menschen abgegeben hatte. Bei seinem Tod geht dieser Teil, den er jemand anderem gegeben hatte, von dieser Person weg und geht zu dem Toten zurück. Wenn du hier stirbst und deine Geliebte oder dein Geliebter lebt in Hongkong, wird bei ihr oder ihm sofort etwas entweichen, da du einen Teil deines Lebens weggegeben hattest. Und dieser Teil kehrt nun zu dir zurück. Deshalb hast du beim Tod eines geliebten Menschen das Gefühl, dass etwas in dir auch weggegangen ist, dass etwas in dir auch gestorben ist. Da ist nun eine tiefe Wunde, ein tiefes Loch.
Immer wenn ein geliebter Partner stirbt, stirbt auch etwas in dem, der ihn geliebt hat, da sie so tief miteinander verstrickt waren. Wenn du jedoch viele Menschen geliebt hast - wenn zum Beispiel jemand wie Buddha stirbt -, kehrt die Energie aus dem ganzen Universum zurück ins Zentrum. Dann ist es eine universale Erscheinung, da er mit vielen verschiedenen Leben, Millionen von Leben verbunden ist. Von überall her wird seine Energie zurückkommen. Die Schwingungen, die er so vielen Menschen gegeben hat, entfernen sich. Sie gehen zurück zu ihrer ursprünglichen Quelle, sie werden sich wieder in der Nähe des Nabels konzentrieren.
Wenn du aufmerksam bist, wirst du spüren, wie die Wellen in der umgekehrten Richtung zurückkommen. Wenn sie im Nabelzentrum völlig konzentriert sind, kannst du eine ungeheuer starke Energie wahrnehmen, wie eine riesige leuchtende Kraft. Dann verlässt dieses Zentrum den Körper.
Wenn ein Mensch »stirbt«, bedeutet es einfach, dass er aufhört zu atmen, und du glaubst, er sei tot. Er ist nicht tot, das dauert eine Weile. Manchmal, wenn die Person mit Millionen von Leben verbunden war, dauert es viele Tage, bis er stirbt. Deshalb gibt es im Osten den Brauch, dass die Leichen von Weisen und Heiligen nie verbrannt werden.
Nur Heilige werden nicht verbrannt, alle anderen ja, da sie nicht so stark engagiert waren. Innerhalb weniger Minuten sammelt sich ihre Energie und sie gehören nicht länger dieser Existenz an.
Wenn jemand stirbt, sei still und beobachte aufmerksam. Wo immer auf der Welt einem Toten Respekt gezollt wird, werden die Leute für ein paar Minuten still, ohne zu wissen, warum. Diese Tradition hat sich überall auf der Welt erhalten. Warum Stille? Die Tradition ist bedeutungsvoll. Vielleicht weißt du nicht, warum, vielleicht bist du nicht bewusst und deine Stille ist von innerem Geschnatter erfüllt, oder du tust es nur als Ritual - das liegt an dir. Doch es ist geheimnisvoll. Dies ist nicht der Moment, über den Tod zu reden, dies ist der Moment, mit dem Tod zu sein. Selbst wenn ein Fremder stirbt, stirbst du mit.
Wenn jemand stirbt, sei in seiner Nähe, lass dich auf den Tod ein, lass ihn zu und lass es mit dir geschehen. Wenn dein Vater stirbt, fühle mit ihm, fühle dich in ihn ein, wenn es schwer für ihn wird zu atmen. Spüre, was er spürt; werde eins mit ihm. Lass den Tod auch zu dir kommen. Du wirst sehr viel daraus gewinnen. Du wirst deinem Vater dankbar sein - für sein Leben ebenso wie für seinen Tod. Er hat dir viel gegeben, als er am Leben war, und als er starb, hat er dir noch mehr gegeben.
Wenn deine Frau stirbt, wenn dein Mann stirbt, sei ganz nahe dabei. Fühle den Herzschlag eines sterbenden Freundes, eines Liebhabers, einer Geliebten. Lass diese Erfahrung auch zu deiner Erfahrung werden. Während du den Tod in seinen vielen Aspekten kennen lernst, wirst du in ihm allmählich einen Freund erkennen, ihn nicht mehr als Feind sehen, sondern als große Ruhe und Entspannung. Er ist nicht gegen das Leben. Nur durch den Tod wird Leben möglich. Ohne den Tod wäre kein Leben möglich.
Wenn eine Rose am Abend verwelkt und ihre Blütenblätter herabfallen, setze dich daneben und meditiere. Fühle dich wie eine Blume, deren Blütenblätter herabfallen. Oder früh am Morgen, wenn die Sonne aufgeht und die Sterne verschwinden, fühle, wie du selbst mit allen Sternen verschwindest. Und wenn die Sonne aufgegangen ist und die Tautropfen auf dem Gras allmählich verschwinden, fühle, wie du verschwindest - wie ein Tautropfen. Fühle den Tod auf jede nur erdenkliche Art. Werde selbst zur großen Erfahrung des Todes.
aus dem buch: osho über leben und sterben
Du musst still sein. Kannst du still sein, wenn der Tod kommt, wirst du plötzlich viele Dinge sehen, denn Tod heißt nicht nur, dass jemand aufhört zu atmen. Viele Dinge geschehen. Wenn jemand stirbt, beginnt seine Aura allmählich zu verschwinden. Wenn du still bist, kannst du spüren, wie eine starke Energie, ein lebendiges Kraftfeld sich zusammenzieht und zur Mitte zurückkehrt.
Wenn ein Kind geboren wird, geschieht genau das Gegenteil. Wenn das Kind geboren wird, beginnt sich eine Aura auszubreiten. Das fängt beim Nabel an. Es ist, als würdest du einen Kieselstein in einen See werfen: Es entstehen kleine Wellen, die sich immer weiter ausbreiten. Wenn das Kind atmet, wird das Nabelzentrum aktiviert. Der erste Kiesel ist in den stillen See geworfen worden, und die Wellen breiten sich immer weiter aus.
So dehnst du sie zuerst immer weiter aus. Mit etwa fünfunddreißig Jahren ist sie vollständig, sie hat den Gipfelpunkt erreicht. Dann beginnt sie, sich wieder zusammenzuziehen. Wenn man stirbt, geht sie zurück zum Nabel. Wenn sie den Nabel erreicht, wird sie zu einer konzentrierten Energie, zu konzentriertem Licht. Bist du ganz still, kannst du es spüren: Du spürst eine Art Zug. Sitzt du bei einem Menschen, der gerade gestorben ist, spürst du es wie eine ganz feine Brise, die plötzlich zu ihm hin weht, und du fühlst, wie dich etwas zieht. Der Tote hat sein ganzes Leben auf einen Punkt zusammengezogen, das ganze Energiefeld, das er war.
Um einen Toten herum geschieht vieles: Wenn er mit jemandem in tiefer Liebe verbunden war, bedeutet es, dass er einen Teil seiner Lebensenergie an diesen Menschen abgegeben hatte. Bei seinem Tod geht dieser Teil, den er jemand anderem gegeben hatte, von dieser Person weg und geht zu dem Toten zurück. Wenn du hier stirbst und deine Geliebte oder dein Geliebter lebt in Hongkong, wird bei ihr oder ihm sofort etwas entweichen, da du einen Teil deines Lebens weggegeben hattest. Und dieser Teil kehrt nun zu dir zurück. Deshalb hast du beim Tod eines geliebten Menschen das Gefühl, dass etwas in dir auch weggegangen ist, dass etwas in dir auch gestorben ist. Da ist nun eine tiefe Wunde, ein tiefes Loch.
Immer wenn ein geliebter Partner stirbt, stirbt auch etwas in dem, der ihn geliebt hat, da sie so tief miteinander verstrickt waren. Wenn du jedoch viele Menschen geliebt hast - wenn zum Beispiel jemand wie Buddha stirbt -, kehrt die Energie aus dem ganzen Universum zurück ins Zentrum. Dann ist es eine universale Erscheinung, da er mit vielen verschiedenen Leben, Millionen von Leben verbunden ist. Von überall her wird seine Energie zurückkommen. Die Schwingungen, die er so vielen Menschen gegeben hat, entfernen sich. Sie gehen zurück zu ihrer ursprünglichen Quelle, sie werden sich wieder in der Nähe des Nabels konzentrieren.
Wenn du aufmerksam bist, wirst du spüren, wie die Wellen in der umgekehrten Richtung zurückkommen. Wenn sie im Nabelzentrum völlig konzentriert sind, kannst du eine ungeheuer starke Energie wahrnehmen, wie eine riesige leuchtende Kraft. Dann verlässt dieses Zentrum den Körper.
Wenn ein Mensch »stirbt«, bedeutet es einfach, dass er aufhört zu atmen, und du glaubst, er sei tot. Er ist nicht tot, das dauert eine Weile. Manchmal, wenn die Person mit Millionen von Leben verbunden war, dauert es viele Tage, bis er stirbt. Deshalb gibt es im Osten den Brauch, dass die Leichen von Weisen und Heiligen nie verbrannt werden.
Nur Heilige werden nicht verbrannt, alle anderen ja, da sie nicht so stark engagiert waren. Innerhalb weniger Minuten sammelt sich ihre Energie und sie gehören nicht länger dieser Existenz an.
Wenn jemand stirbt, sei still und beobachte aufmerksam. Wo immer auf der Welt einem Toten Respekt gezollt wird, werden die Leute für ein paar Minuten still, ohne zu wissen, warum. Diese Tradition hat sich überall auf der Welt erhalten. Warum Stille? Die Tradition ist bedeutungsvoll. Vielleicht weißt du nicht, warum, vielleicht bist du nicht bewusst und deine Stille ist von innerem Geschnatter erfüllt, oder du tust es nur als Ritual - das liegt an dir. Doch es ist geheimnisvoll. Dies ist nicht der Moment, über den Tod zu reden, dies ist der Moment, mit dem Tod zu sein. Selbst wenn ein Fremder stirbt, stirbst du mit.
Wenn jemand stirbt, sei in seiner Nähe, lass dich auf den Tod ein, lass ihn zu und lass es mit dir geschehen. Wenn dein Vater stirbt, fühle mit ihm, fühle dich in ihn ein, wenn es schwer für ihn wird zu atmen. Spüre, was er spürt; werde eins mit ihm. Lass den Tod auch zu dir kommen. Du wirst sehr viel daraus gewinnen. Du wirst deinem Vater dankbar sein - für sein Leben ebenso wie für seinen Tod. Er hat dir viel gegeben, als er am Leben war, und als er starb, hat er dir noch mehr gegeben.
Wenn deine Frau stirbt, wenn dein Mann stirbt, sei ganz nahe dabei. Fühle den Herzschlag eines sterbenden Freundes, eines Liebhabers, einer Geliebten. Lass diese Erfahrung auch zu deiner Erfahrung werden. Während du den Tod in seinen vielen Aspekten kennen lernst, wirst du in ihm allmählich einen Freund erkennen, ihn nicht mehr als Feind sehen, sondern als große Ruhe und Entspannung. Er ist nicht gegen das Leben. Nur durch den Tod wird Leben möglich. Ohne den Tod wäre kein Leben möglich.
Wenn eine Rose am Abend verwelkt und ihre Blütenblätter herabfallen, setze dich daneben und meditiere. Fühle dich wie eine Blume, deren Blütenblätter herabfallen. Oder früh am Morgen, wenn die Sonne aufgeht und die Sterne verschwinden, fühle, wie du selbst mit allen Sternen verschwindest. Und wenn die Sonne aufgegangen ist und die Tautropfen auf dem Gras allmählich verschwinden, fühle, wie du verschwindest - wie ein Tautropfen. Fühle den Tod auf jede nur erdenkliche Art. Werde selbst zur großen Erfahrung des Todes.
aus dem buch: osho über leben und sterben