Athen ist auf den Protest-Hund gekommen

Kein Schauplatz ist ihm zu heikel, keine Situation zu gefährlich. Wenn sich Demonstranten und die Polizei in der griechischen Hauptstadt heftige Gefechte liefern, ist er immer dabei: Der Straßenhund "Loukanikos"wird zum Symbol der Gegner des Sparkurses der Regierung.  
von Isabel Gomez

Er hat ein cremefarbenes Fell und trägt ein blaues Halsband. Er legt sich vor Polizeibarrikaden und tümmelt sich zwischen vermummten Demonstranten. Er heißt Loukanikos, was auf Deutsch Würstchen bedeutet, und ist das Maskottchen der linken Protestbewegung in Athen.
Auf zahlreichen Bildern der Straßenschlachten in Athen ist "Louk", wie ihn seine Fans nennen, abgebildet. Einen Besitzer hat er nicht, das Halsband erhielt er von den Athener Behörden, die Straßenhunde gegen Tollwut impfen und sterilisieren. Erfasste Hunde werden mit einem Halsband markiert. Blau für Rüden, rot für Weibchen.

Seit Dezember 2008 wird der Vierbeiner bei Krawallen gesichtet. Damals wurde der 15-jährige Schüler Alexandros Grigoropoulus in der Mesologiou Straße von Polizisten erschossen. Und dort wohnt auch Louk gemeinsam mit vier oder fünf weiteren Straßenhunden, wenn man Internetblogs glauben darf. Seinen Namen erhielt er von den Bewohnern des Athener Viertels Exarxeia, in dem sich die Straße befindet. Die Nachbarn füttern ihn regelmäßig mit seiner Leibspeise: Bratwürstchen.
Athens beliebtester Hund Ein Straßenköter macht Karriere
Vor dem Finanzministerium Vor dem Parlamentsgebäude In der Innenstadt Ein kleines Nickerchen 
Der Blogger Marko Drapic hat als erster entdeckt, dass auffällig oft ein hellbrauner Hund in der Nähe griechischer Demonstranten fotografiert wird. Auf seinem Blog thisblogrules.com veröffentlichte er im März eine Sammlung der Bilder. Und langsam schlich sich die Geschichte in das kollektive Gedächtnis der Internet-Gemeinschaft. Erste Stimmen aus der Athener Szene meldeten sich zu Wort und tippten Louks Geschichte auf Homepages.
Mittlerweile wird Louk ein Blog gewidmet, auf Facebook hat er seine eigene Fanseite und bei Youtube gibt es zahlreiche Videos, die ihn beim demonstrieren zeigen. Die links-liberale griechische Tageszeitung "Ta Nea" berichtete auf einer Sonderseite über die Geschichte des Streuners.





Es sei faszinierend, wie treu ergeben der Rüde sei, heißt es in den Blogs. Er gehöre zu den "wenigen echten Kämpfern" gegen Polizei und Staat. "Wir füttern ihn und er beschützt uns", wird die Beziehung zwischen Hund und Demonstranten schwärmerisch umschrieben.
Dabei ist es nicht neu, dass griechische Straßenköter fester Bestandteil der ansässigen linken Bewegung sind. Louks Vorgänger, "Kanellos" (auf Deutsch: Zimt), galt als eine Art Schutzheiliger der Linken und begleitete sie auf Demonstrationen. Mitglieder von Indymedia Athen fütterten ihn und als Kanellos von Hundefängern gefasst wurde riefen sie zu einer Demonstration auf. Mehr als 400 Menschen nahmen daran teil, der Vierbeiner wurde freigelassen. Vor zwei Jahren starb Kanellos. Er liegt auf dem Gelände des Politechnikums begraben - der Universität, an der 2008 die Proteste nach dem Tod des Schülers Alexandros Grigoropoulus ausbrachen und die seit Jahrzehnten als Hort der linken Bewegung gilt.
Quelle: http://www.ftd.de